Rheinische Post Mettmann

Klaus Lehmann lebt für die Literatur

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Hermann Harry Schmitz war einer der schillernd­sten Persönlich­keiten seiner Zeit. Man nannte ihn den „Dandy vom Rhein“und wer heute seine Grotesken liest, in denen unbescholt­enen Bürgern auf kuriose Weise meist Schlimmes passiert, kann dies nicht ohne Grinsen im Gesicht tun. Dass Hermann Harry den Düsseldorf­ern heute so gut im Gedächtnis geblieben ist, hat er einem Mann zu verdanken, dessen Geschichte nicht minder erzählensw­ert ist: Klaus Lehmann. Als Mitgründer der HermannHar­ry-Schmitz-Societät hegt und pflegt er das Andenken an den Literaten – ein Engagement, das einem beim Blick auf Lehmanns Vita völlig logisch erscheint. Seine Tätigkeite­n als Verwaltung­sbeamter, unter anderem an der RobertSchu­mann-Hochschule, führten ihn 1979 zum Düsseldorf­er Kulturamt. Hier war er viele Jahre lang stellvertr­etender Leiter. Schon damals hatte er ein großes Faible für Literatur und bildende Kunst. So wurden etwa das Literaturb­üro oder das Literaturt­elefon während seiner Zeit im Kulturamt gegründet, auch setzte er sich für Förderprog­ramme und den Künstlerau­stausch ein. Zudem gehört der gebürtige Düsseldorf­er zu den Initiatore­n des Bücherbumm­els auf der Königsalle­e. 1995 musste er mit erst 55 Jahren krankheits­bedingt in den Vorruhesta­nd gehen, trotzdem begleitete er den Bücherbumm­el weiterhin – bis zum 25-jährigen Bestehen im Jahr 2010. Heutzutage ist der inzwischen 77-Jährige nicht mehr so begeistert von der Veranstalt­ung. Er finde es sehr schade, dass keine Weiterentw­icklung stattgefun­den habe, so Lehmann. Neben dem Bücherbumm­el gilt seine Leidenscha­ft schon seit Jahrzehnte­n eben diesem Hermann Harry Schmitz, der von 1880 bis 1913 lebte. Das Leben und Werk des Schriftste­l- lers ist für Lehmann viel mehr als nur ein Hobby. Es gibt sicherlich nichts, das er über den „Katastroph­en-Erzähler“nicht weiß. Kein Wunder also, dass er 1990 zu den Gründungsm­itgliedern der Hermann-HarrySchmi­tz-Societät gehörte. Der Verein sieht es als seine Aufgabe an, das Andenken des Künstlers zu bewahren und, so Lehmann, die groteske Kultur in Düsseldorf zu fördern. Beheimatet ist die Hermann-HarrySchmi­tz-Societät seit 1995 im historisch­en Uhrenturm an der Grafenberg­er Allee. „Wir zeigen in Düsseldorf­s kleinstem Museum – etwa 50 Quadratmet­er verteilt auf vier Ebenen stehen uns lediglich zur Verfügung – eine Dauerausst­ellung über das Leben und Wirken von Hermann Harry Schmitz“, erzählt Lehmann. Darüber hinaus gibt es Wechselaus­stellungen unterschie­dlicher Künstler und natürlich Lesungen, ganz oben im Turm, in der „Literatur-Laterne“. In dem kleinen Raum kann man in Ausnahmefä­llen sogar heiraten, der Oberbürger­meister Thomas Geisel traut persönlich. So viel Engagement kostet auch viel Zeit, schließlic­h müsse man als Rentner alles selbst machen, wie Klaus Lehmann betont. Deshalb ist er sehr glücklich, eine Ehefrau an seiner Seite zu haben, die seine ehrenamtli­che Arbeit immer toleriert hat. Zwar macht die Societät jedes Jahr von April bis Mitte November eine Winterpaus­e, aber dennoch müssen die neuen Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen geplant und organisier­t werden. Also sitzt Lehman häufig im häuslichen Büro und arbeitet. Ein bisschen kürzer treten will er aber zukünftig schon und das eine oder andere dem Nachwuchs überlassen. Ganz aufzuhören, das kann er sich allerdings nicht vorstellen, hält ihn doch die Arbeit im Uhrenturm nicht nur geistig, sondern auch körperlich fit. Schließlic­h, so Lehmann, müssten bis zur „LiteraturL­aterne“immerhin 56 Stufen bewältigt werden. Beate Werthschul­te

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