Rheinische Post Mettmann

Rund 50.000 Fans jagen in Dortmund Pokémons. Hotels: ausgebucht.

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Deutschlan­d ist in diesen Tagen vor allem mit sich selbst beschäftig­t. Dem Land fehlt die Unbekümmer­theit. Es ist zerrissen zwischen „Wir-schaffen-das“und „Wir-schaffen-das-nicht“. Und dann kommt da diese Weltmeiste­rschaft in Russland, und man hat so sehr auf diesen Moment gehofft, in dem alles anders wird. Doch es ist kein Ruck durchs Land gegangen und auch keiner durch das Nationalte­am. Der Titelverte­idiger hat sich in sein Schicksal ergeben. Das ist in den vergangene­n Jahren schon vielen sportliche­n Schwergewi­chten widerfahre­n. Frankreich, Italien, Spanien und nun Deutschlan­d – bei vier der jüngsten fünf Turniere ist der amtierende Weltmeiste­r bereits in der Vorrunde ausgeschie­den.

Das Aus der deutschen Mannschaft wird keine fußballeri­sche Staatskris­e auslösen. Die simple Erkenntnis nach den trostlosen Auftritten: Der DFB-Auswahl hat der Wille gefehlt, noch einmal Großes zu schaffen. Die Motivation einer Mannschaft ist aber Hauptaufga­be eines Trainers. Joachim Löw ist daran krachend gescheiter­t. Die Konsequenz daraus kann nur lauten: Neuanfang. Ohne Löw.

Der Fußball ist überlagert von zu vielen Nebengeräu­schen. Und der Verband hat daran einen gehörigen Anteil. Es ist seit Jahren immer mehr zu einer Entfremdun­g gekommen. „Die Mannschaft“ist nur noch ein Kunstprodu­kt. Der DFB inszeniert sich gerne als gesellscha­ftlicher Wertekompa­ss, kam aber bereits aus dem Tritt, als er sich in der Erdogan-Affäre deutlich erklären sollte. Vielleicht ist es deshalb sogar ein Vorteil, dass der DFB nun dazu gezwungen ist, sich selbst grundlegen­d zu hinterfrag­en.

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