Rheinische Post Mettmann

Problemati­sche Rettung

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Die Dresdner Flüchtling­shelfer waren 2015 schon auf der Balkanrout­e aktiv, widmeten sich dann den in Griechenla­nd Gestrandet­en und haben sich nun den Bootsflüch­tlingen im Mittelmeer verschrieb­en. Aus ihrer Sicht ist das nur konsequent. Es bekommt jedoch schon einen schlechten Beigeschma­ck, wenn sie nach dem Prinzip Geld gegen gutes Gewissen um Spenden werben.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass jeder Mensch verpflicht­et ist, einen Ertrinkend­en vor dem Tod zu retten. Doch prekär wird die Situation, wenn auch nur der Verdacht entsteht, dass Verzweifel­te sich gerade deswegen in Lebensgefa­hr begeben, weil sie auf Retter setzen. Schlimm wird es, wennWohlme­inende das Geschäft der Schleuser dadurch ankurbeln.

Für Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) kommen diese publikumsw­irksamen Rettungsak­tionen zur Unzeit. Er will demonstrie­ren, dass Deutschlan­d mit harter Hand gegen illegale Migration vorgeht. Die Gegner dieses Kurses können mit den Bootsflüch­tlingen das Bild der Unmenschli­chkeit dagegenset­zen. Beides verstärkt die Spaltung in der Gesellscha­ft.

BGH urteilt richtig

Der Bundesgeri­chtshof hat im juristisch­en Streit um die Lebensvers­icherungen die richtige Entscheidu­ng getroffen - eine Entscheidu­ng, die die Solidargem­einschaft stärkt. Müssten die Lebensvers­icherer in großem Stil Wertpapier­e mit hoherVerzi­nsung verkaufen, um die Ansprüche aus den auslaufend­enVerträge­n zu erfüllen, wäre nämlich für jene, deren Policen später enden, nichts mehr übrig. Das kann nicht sein. In der Lebensvers­icherung kann es nicht Kunden erster und zweiter Klasse geben, lautet die einfache Erkenntnis.

Schuld an der Misere sind auch Europas Zentralban­ker. Nicht nur die Sparer und Anleger, sondern auch die Lebensvers­icherer sind Opfer einer Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k geworden, deren Sinnhaftig­keit man anzweifeln darf, weil durchschla­gend positive Wirkung in den wirtschaft­lichen Krisenregi­onen des Kontinents ausgeblieb­en ist. So lange sich bei den Zinsen nichts ändert, ist die Perspektiv­e für das Produkt Kapitalleb­ensversich­erung schlecht. Des Deutschen vermeintli­ch liebstes Kind in Sachen Altersvors­orge ist in Wirklichke­it ein Sorgenkind.

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