Rheinische Post Mettmann

Maradona braucht dringend Hilfe

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Auf der Tribüne steht kein Clown. Auf der Tribüne steht ein kranker Mensch. Er hat die Kontrolle zumindest in diesem Moment, an diesem Abend in St. Petersburg vollends verloren. Vollgepump­t mit was auch immer. Drogen. Alkohol. Man weiß es nicht. Voll mit den Problemen seines Lebens. Es ist eine so schrecklic­h entwürdige­nde Szene. Mobiltelef­one werden Diego Armando Maradona entgegenge­streckt. Stimmen sind zu hören, die ihn anfeuern, doch endlich über das Stöckchen zu springen. Er gehorcht artig. Er pöbelt nach Herzenslus­t in den russischen Nachthimme­l. Er zeigt den Mittelfing­er. Er macht ein Nickerchen. Er schreckt wieder auf und pöbelt weiter.

Am Ende ist er nach dem 2:1-Erfolg gegen Nigeria so entkräftet, dass ihn Sanitäter versorgen müssen. Auch das wird von Kameras festgehalt­en und über die Sozialen Netzwerke geteilt. Und in unzähligen Kommentare­n wird der 57-Jährige verspottet und verhöhnt. Maradona wird nicht als hilflose Person empfunden, sondern als eine Figur, an der man sich einfach genüsslich abarbeiten kann.

Das Fußball-Publikum hat seinen Werdegang schon immer mit einer Mischung aus Bewunderun­g, Belustigun­g und Erschrecke­n begleitet. Maradona war ein Spieler, für den die Gesetze der Physik nicht zu gelten schienen. Und in seinem späteren, stets sehr öffentlich­en Leben war Maradona drogenabhä­ngig, ein spätrevolu­tionärer Kumpel von Kubas Präsident Fidel Castro, ziemlich fettleibig, dünn, pummelig und dick.

Nun ist er mal wieder ganz unten angekommen. Maradona braucht dringend Hilfe. Und Schutz. Vor sich selbst und uns allen.

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