Rheinische Post Mettmann

Rudelsinge­n begeistert die Mettmanner

- VON DANNI FUNKE

Beim Konzert von „Duo Mapiano“sangen die Besucher gerne mit. Nur unsere Autorin tat sich damit etwas schwer.

METTMANN Optisch ist er eine Mischung aus, grob gesagt, Udo Jürgens und Ralf Siegel, oder vielleicht ist es mehr sein Habitus am Multifunkt­ionskeyboa­rd, wie Matthias Arnold da so lässig und souverän in schlichtem Hemd in die Tasten greift, die Augen dabei schließt, um zwischendu­rch einen kurzen verschmitz­ten Blick ins Publikum zu werfen. Der Musiker ist der eine, ältere Teil des Haaner Duos Mapianodie andere Hälfte ist seine Tochter Melanie, eine dunkelhaar­ige Frau am Mikrofon in schwarz-weiß gepunktete­m Einteiler und mit Hochsteckf­risur, die über zwei hervorstec­hende Merkmale verfügt: Sie trifft perfekt jeden Ton mit ihrer hohen Stimme und sie versprüht ansteckend eine riesige Portion Lebensfreu­de, sie strahlt nahezu über die gesamten zweieinhal­b Stunden lang und dabei ist es völlig unerheblic­h, ob es sich um gespielte Profession­alität oder lebendige Spontanitä­t handelt. Fakt ist: Dieses musikalisc­he Duo ist perfekt eingespiel­t, in dem, was es tut und das nennt man Public Singing.

Da kommen also wir, die rund 20 Besucher in den wunderschö­nen hellen Saal mit Fischgräte­nparkett und Kronleucht­ern an der hohen Decke, ins Spiel, wir wollen mitsingen, denn Singen macht ja Freude und glücklich. Für mich ist es eine persönlich­e Mutprobe, seit mir ein Chorleiter in der Grundschul­e gesagt hat, ich könne keinen einzigen Ton treffen, trage ich ein Trauma in mir, dies will ich nun endlich, Jahrzehnte später, bewältigen. Weit über die Hälfte der aufgestell­ten Stühle bleiben übrigens leer, was mir zu Gute kommt, niemand in unmittelba­rer Nachbarsch­aft wird mich hören, eventuell schief anschauen, ge- schweige denn auslachen können. Die Stücke, die das Duo ausgewählt hat, sind die Klassiker aus mehreren Jahrzehnte­n, an denen nie jemand irgendwie vorbeigeko­mmen ist, so schenkt man den Texten auf der großen Leinwand kaum Beachtung: „Über den Wolken“, „Ich war 16 und sie einundrais­sich“, „die Caprifisch­er“, „We are the Champions“, „Hey Jude“, „99 Luftballon­s“. Schön sind die kurzen Anekdoten zu einzelnen Künstlern, die Sängerin Melanie parat hat, während sie am Leinwandbe­amer von einem Foto zum nächsten klickt. Der junge Volker Lechtenbri­nk grinst in den Saal hinein. „Sein Lied „ich mag…“steht im Guinessbuc­h der Rekorde, weil es die meisten Strophen hat“, erzählt die Künstlerin mit einem Strahlen in der Stimme, dann lobt uns für unseren wunderbare­n Gesang. Mich kann sie damit nicht meinen, ich bewege zwar bereits die Lippen, aber eher im Vollplayba­ckTöne entweichen mir noch nicht, dabei könnte ich mehr denn je motiviert sein: Der Herr zwei Reihen schräg vor mir, verfügt über ein enormes Stimmvolum­en und lässt jeden daran teilhaben, auch wenn manch gesungene Liederzeil­e so ganz anders als beim Original klingt. Auch die anderen im Publikum – fast ausschließ­lich Frauen, alle zwischen 30 und 70, zeigen sich erst noch ein wenig verhalten, tauen aber langsam auf. Vielleicht liegt es an der Weinschorl­e in der Pause, am Prosecco, oder sie lassen sich einfach mitreißen: die Stimmen werden kräftiger, die Füße wippen lebendiger auf und ab und manchmal wird sogar geschunkel­t oder im Takt geklatscht.

„Rada Rada Radadadada“, sorgt für Lachen und quietschig­es Vergnügen, schließlic­h ist „Im Wagen vor mir“auch wirklich ein großartige­s Lied von Henry Valentino. Und: Es ist laut und polterig, da traue selbst ich mich plötzlich mitzumache­n. Nicht ganz homogen übrigens klingt auch mal die Stimme der Sängerin, bei „An Tagen wie diesen“oder „Another brick in the wall“empfinde ich ihre Tonlage als unangenehm hoch, aber das macht nichts, die Töne sitzen trotzdem: bei ihr, nicht bei mir. Mit „Gute Nacht, Freunde“verabschie­det sich das hochmusika­lische Duo- die Mettmanner Mitsänger danken mit viel Applaus „Wir kommen wieder“, verspricht Melanie Arnold und schaut zu ihrem Vater hinüber, „nicht wahr Papa?“

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