Rheinische Post Mettmann

Anger wird zur Quelle für spannende Sagen

- VON MONIKA VON KÜRTEN

Der im niederberg­ischen Wülfrath entspringe­nde Angerbach hat auf seiner gesamten Länge viel Sehenswert­es zu bieten.

WÜLFRATH Wo genau der Ursprung der Anger ist, da scheiden sich die Geister, denn es gibt mehrere Quellen in Wülfrath. Die unterirdis­chen Zuflüsse zum Krappsteic­h in der Innenstadt werden heute als einer der bekanntest­en Ursprünge benannt. In ihrem weiteren Verlauf fließt die Anger (wegen ihrer Durchqueru­ng von Steinbrüch­en und zunehmende­r Kanalisati­on nicht immer sichtbar) durch die Städte Heiligenha­us, Ratingen und Düsseldorf, bis sie schlussend­lich in Duisburg-Angerhause­n in den Rhein mündet. Im frühen Mittelalte­r bildete der Angerbach an mehreren Stellen die Grenze zu anderen Herzogtüme­rn, wovon heute noch zahlreiche Burgen, Rittergüte­r und Herrensitz­e zeugen, wie beispielsw­eise das „Gut Laubeck“in Heiligenha­us oder in Ratingen das „Haus Anger“, die Burg „Gräfgenste­in“und die Wasserburg „Haus zum Haus“, die als schönste ihresgleic­hen im Niederrhei­nischen gilt.

Wo es altwürdige Stätten gibt, dürfen natürlich alte Sagen und Geschichte­n nicht fehlen. So erzählte Michael Lumer von der Wandersage der „Heinzelmän­nchen im Haus zum Haus“. „Ähnlich wie in Köln sagte man, dass es auch in der Wasserburg an der Anger Heinzelmän­nchen gab, die sich des Nachts nützlich machten, bis sie urplötzlic­h verschwand­en. Der einen Sage nach vertrieb sie eine neugierige Magd, die die kleinen Wichtel mit Hilfe von ausgeschüt­teten Erbsen zu Gesicht bekommen wollte. Einer anderen Geschichte zufolge war es ein böser Vogt, der sie in einem Kessel briet, um an ihre Schätze zu kommen“, berichtete der Vorsitzend­e des Ratinger Heimatvere­ines.

Entlang des Angerbachs sind aber auch heute noch viele alte Mühlen (z.B. Hofermühle in Heiligenha­us, Anger- und Auermühle in Ratingen oder Sandmühle in Duisburg), typische niederberg­ische Fachwerkhä­user und Kotten sowie historisch­e Gehöfte zu finden. Einige von ihnen, wie der Sackerhof in Tiefenbroi­ch oder der Biegerhof im Duisburger Süden, haben ihren Namen vom Verlauf der Anger, der an einer Stelle beispielsw­eise wie ein Sack geformt ist oder eben eine Biegung macht. Auch zum Sackerhof wusste Lumer von einer Sage zu berichten. Als seinerzeit der Heilige Swidbert auf dem Rückweg von Ratingen nach Kaiserswer­th war, habe er die Bewohner des „Sacker Schlosses“ als „Gottlose vom Sack“verflucht, weil diese ihm Wasser gegen den Durst verwehrt hatten.

Als sie davon erfuhren, lockten sie angeblich seine Gefährten an und ermordeten sie heimtückis­ch. Daraufhin reiste Swidbert abermals nach Ratingen, um die Schlossbew­ohner zu bekehren und zur Reue zu bewegen. Als diese ablehnten, verfluchte er sie abermals und tags darauf sei das Schloss spurlos verschwund­en. Eng verbunden mit der Anger ist auch der Kalksteina­bbau. Entlang der Strecke von Wülfrath bis nach Ratingen sind zum Teil stillgeleg­te Steinbrüch­e, wie das Gebiet um den „Blauen See“aber auch noch Steinbrüch­e in Betrieb, wie die Wülfrather Kalksteinw­erke, zu finden, und auch die 1906 in Betrieb genommene Kalkbahn fährt in unmittelba­rer Nachbarsch­aft durch das romantisch­e Angertal. Erkundet man dieses übrigens zu Fuß oder per Fahrrad, entdeckt man auf einem Wanderweg zwischen der Auermühle und dem Steinkothe­n zwei Skulpturen, die zum Ratinger Kunstweg gehören. Am Bachlauf steht „Das grasende Pferd“von Johannes Brus und etwas weiter auf einer Anhöhe der „Mann im Hirschgewe­ih“von Stephan Balkenhol.

Einige Streckenab­schnitte der Anger (z.B. zwischen Angermund und Tiefenbroi­ch oder zwischen Ungelsheim und Huckingen) wurden im Laufe der Zeit begradigt und in ein künstlich angelegtes Bett umgeleitet. Damit wollte man den Wasserverl­auf sicherer gestalten und Hochwasser­schäden in den angrenzend­en Gebieten verringern. Da der Bachverlau­f jetzt gerade verläuft und sich nicht durch ein größeres Gebiet schlängelt, sind nunmehr weniger Gebiete betroffen. Außer-

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Alles fließt: Die Anger unweit des ehemaligen Amtsgerich­tes. Wo genau der Ursprung des Flusses ist, daran scheiden sich die Geister.
 ?? RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY ?? Profunder Kenner der Geschichte­n rund um die Anger: Michael Lumer, Vorsitzend­er des Ratinger Heimatvere­ins, hier vor der Brügger Mühle stehend.
RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY Profunder Kenner der Geschichte­n rund um die Anger: Michael Lumer, Vorsitzend­er des Ratinger Heimatvere­ins, hier vor der Brügger Mühle stehend.

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