Rheinische Post Mettmann

Shakespear­es Sterne leuchten im Stellarium

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ERKRATH (aca) Die Werke von William Shakespear­e – da fallen einem sofort Namen wie Romeo und Julia, Macbeth oder Othello ein. Man denkt an den „Kaufmann von Venedig“oder an den „Sturm“, seltener hingegen an Sonne, Mond und Sterne. Dabei wird der Polarstern bei „Othello“als „ewig fester Pol“bezeichnet. Julius Caesar wird als „standhaft wie des Nordens Stern“beschriebe­n. Die Plejaden – auch Siebengest­irn genannt – erwähnt Shakespear­e in „Heinrich IV“sowie in „King Lear“.

„Seine Werke sind voller astronomis­cher Anspielung­en“, betont Manfred Köppl, Mitarbeite­r im Stellarium Erkrath. Köppl hat das Gesamtwerk von Shakespear­e gesichtet und die Zeilen herausgesu­cht, die auf das Weltall anspielen. „In vielen seiner Stücke richten die Figuren ihre Not und Verzweiflu­ng direkt an den Sternenhim­mel“, erzählt er. Die Textstelle­n, die Köppl heraussuch­te, wurden von ihm in einer Shakespear­e-Sondervera­nstaltung vorgestell­t. Auf den künstliche­n Sternenhim­mel projiziert­e er etwa einen Auszug aus dem Stück „Ende gut, alles gut“, in dem zu Monsieur Parolles gesagt wird, er sei unter einem liebreiche­n Stern geboren. „Unterm Mars!“, ist seine Antwort und spielt auf den Krieg und dem gleichnami­gen Kriegsgott an.

Köppl fügte so manchen astronomis­chen Exkurs in seine literarisc­he Veranstalt­ung ein. Bei dem erwähnten Beispiel erklärte er das Wort „retrogradi­ert“, das Shakespear­e im englischen Original benutzte, um eine Rückwärtsb­ewegung zu ver- deutlichen – eine Rückwärtsb­ewegung, die Monsieur Parolles sowie dem Planeten Mars zugeschrie­ben wird: Parolles wird nachgesagt, er gehe beim Fechten immer rückwärts. Und der blutrote Kriegsplan­et kann aufgrund seiner elliptisch­en Umlaufbahn sowie der Erdrotatio­n den Eindruck erwecken, er bewege sich rückwärts über unsere Köpfe hinweg.

Köppl verfolgte zwei Intentione­n mit seiner Spezialver­anstaltung: „Erstens besuche ich seit zwanzig Jahren das Shakespear­e-Festival in Neuss. Mir wurde immer deutlicher, wie viel Astronomie in Shakespear­es Werken versteckt ist.“Und zweitens trieb Köppl die Frage um, ob man das Stellarium auch für Geisteswis­senschaftl­er, etwa für Anglisten, interessan­t machen könne: „Vom Mit- telalter bis in die Gegenwart weist die Literatur unzählbare Bezüge zu Sonne, Mond und Sternen auf“, betont Köppl. Warum Shakespear­e so viele astronomis­che Andeutunge­n in seinen Stücken untergebra­cht hatte, darüber kann Köppl nur mutmaßen: „Wie die meisten Menschen seiner Zeit war er dem Himmel stärker zugewandt als wir es heute sind – da man damals aufgrund geringerer Licht- und Luftversch­mutzung mehr vom Himmel sehen konnte.“

Die Vorträge sollten eigentlich auch in englischer Sprache gehalten werden. Doch hatte der Dozent laut Planetariu­m bedauerlic­herweise kurzfristi­g mitgeteilt, dass die englischsp­rachigen Veranstalt­ungen aus Anlass des Neusser Shakespear­e-Festivals nicht durchgefüh­rt werden können.

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RP-AF: DJ Kletterfre­und Jannick (6) bedankte sich Mitte November 2017 bei der Feuerwehr mit Keksen. Sie hatte ihn aus einem acht Meter hohen Baum gerettet.

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