Rheinische Post Mettmann

Was hinten rauskommt

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Von Helmut Kohl stammt der Satz: „Entscheide­nd ist, was hinten rauskommt.“Das mag für Schulnoten gelten oder für Fußballspi­ele, aber für den Rechtsstaa­t gilt das nicht. Es ist nicht egal, ob Regeln oder Gerichtsur­teile ignoriert werden. Der Zweck, das ist essenziell, heiligt nicht die Mittel.

Es ist daher schwer zu ertragen, dass Ministerpr­äsident Armin Laschet im Fall des rechtswidr­ig abgeschobe­nen Sami A. sagte, „im Ergebnis können wir froh sein“. Nein, niemand kann froh sein, wenn Behörden und Ministerie­n auf Gerichte pfeifen. Das andauernde Chaos um Rückführun­g und Zwangsgeld­er hat nun der Integratio­nsminister Joachim Stamp zu verantwort­en. Es war seine Idee, A. heimlich in ein Flugzeug zu setzen, wissend, dass das Verwaltung­sgericht Gelsenkirc­hen noch ein Urteil zu fällen hat.

Nun mag es absurd erscheinen, A. zurückzuho­len, weil dessen Abschiebun­g begrüßensw­ert ist. Niemand will Gefährder im Land haben. Der Staat aber hat sich an seine Regeln zu halten. Tut er dies nicht, öffnet er eine schwere Tür, die tiefe Abgründe hütet. Ein Blick hinein, das lehrt die Geschichte, lohnt sich nicht.

Risiko Erdogan

Noch hat die türkische Währungskr­ise den Staatschef nicht erreicht. Im Gegenteil, er steht einstweile­n als Gewinner da. Erdogan spricht von einem„Wirtschaft­skrieg“, den die USA der Türkei erklärt hätten. Er vergleicht die Situation mit dem Putschvers­uch vom Juli 2016. Wie damals hofft er, aus den Turbulenze­n gestärkt hervorzuge­hen. Noch folgen ihm seine Anhänger. Aber Erdogan wird immer mehr zu einem Risiko für sein Land. Mit seiner Politik des billigen Geldes und staatliche­n Kreditbürg­schaften hat er jahrelang einenWirts­chaftsboom künstlich aufgepumpt. Jetzt droht die Blase zu platzen. Mit seiner Bevormundu­ng der Zentralban­k und seiner ständigen Einmischun­g in die Geldpoliti­k beschleuni­gt Erdogan den Absturz der türkischen Währung.

Noch geht in der Türkei niemand wegen der Inflation und des Währungsve­rfalls auf die Straße. Aber die Schlangen vor Bankschalt­ern und Wechselstu­ben sindWarnsi­gnale.Wenn die türkischen­Währungshü­ter nicht rasch mit kräftigen Zinserhöhu­ngen gegensteue­rn, könnte aus den Turbulenze­n eine politische Krise werden, die Erdogan in ihren Strudel reißt.

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