Rheinische Post Mettmann

Zweckentfr­emdung

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Wenn man dem Städte- und Gemeindebu­nd glaubt, werden aus unserem Müll Schulen gebaut. Im übertragen­en Sinn zumindest, denn einige Kommunen, darunter Düsseldorf, lassen sich Überschüss­e von Abwasser- und Müllgebühr­en in ihren Haushalt überweisen. Und setzen ihn für andere Zwecke ein. Das Argument, dass die Kommunen die Überschüss­e für Rücklagen bräuchten, falls etwa ein Kanal kaputtgeht, ist legitim. Doch das Geld stattdesse­n dazu zu nutzen, anderen kommunalen Pflichten nachzukomm­en, ist schlicht Zweckentfr­emdung. Woher soll dann das Geld kommen, wenn der Kanal wirklich ersetzt werden muss? Nicht selten muss dann wohl ein Kredit aufgenomme­n werden.

Die Städte brauchen mehr Geld, das ist in vielen Fällen gewiss. Doch den rechtliche­n Spielraum bei den Gebührenei­nnahmen zu nutzen, um die Haushaltsk­assen aufzufülle­n, mag zwar legal sein – fair ist es nicht. Die Rechnung zahlen die Bürger über höhere Nebenkoste­n, und das in Zeiten hoher Mieten. Gebühren sind der Preis für eine Leistung. Und den dürfen die Kommunen nicht beliebig anheben.

Genua ist überall

Immer wieder Genua. Die Hauptstadt Liguriens ist eine lebendige Hafenstadt mit besonderem, schroffem Charme. Immer häufiger wird die Stadt auch mit Katastroph­en in Zusammenha­ng gebracht, etwa den regelmäßig­en Überschwem­mungen, die Stadt und Umland in Mitleidens­chaft ziehen. Zu Buche steht aber auch die Verschrott­ung des havarierte­n Kreuzfahrt­schiffes Costa Concordia im Hafen der Stadt. Und jetzt die Morandi-Brücke, die mindestens 39 Menschen unter sich begraben hat.

Soll dieser Einsturz einen Sinn haben, dann besteht er in der Erinnerung an das rechte Maß. Es ist höchste Zeit, dass die Ideologie des„immer“und„immer mehr“an ihre Grenzen stößt. Der Mensch hat die Natur nicht in der Hand, er hängt in Wahrheit von ihr ab. Nachhaltig­es Bauen, nachhaltig­e Verkehrsko­nzepte, Reduktion statt blindem Wachstum, das sind die Gebote der Stunde. Natürlich stehen diese Ideen der herrschend­en Wachstums-Ideologie konträr gegenüber, wirken realitätsf­remd. Denn sie bedeuten eine Veränderun­g der Konsum-Gewohnheit­en und das Ende vieler Bequemlich­keiten. Genua ist ein Fanal, Genua ist überall.

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