Rheinische Post Mettmann

Richtige Befriedung

-

Es ist gut, dass Lufthansa einen weiteren Streit wegen des Germanwing­s-Absturzes vor drei Jahren befriedet hat. Denn es ist im Interesse des Unternehme­ns, sich mit den sowieso schwer geprüften Familien der getöteten Menschen auszusöhne­n. Lufthansa direkt trägt zwar keine Schuld an der Katastroph­e, aber es war ein Co-Pilot des Konzerns, der die Maschine des Ablegers Germanwing­s gezielt zum Absturz gebracht hatte. Darum war richtig, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr direkt nach der Katastroph­e eine halbwegs großzügige Soforthilf­e von 50.000 Euro auszahlte, dass Witwen und Waisen fair behandelt wurden – und darum war es auch klug, nun den betroffene­n fünf Familien noch einmal entgegenzu­kommen. 10.000 Euro für den Verlust eines Vaters oder Kindes ist als Schmerzens­geld einfach mager, auch wenn es dem Gesetz entspricht.

Auf Dauer ist der Gesetzesge­ber gefordert. Entschädig­ungen für Angehörige, die nahe Angehörige bei einer Katastroph­e oder auch einem Terroransc­hlag verlieren, sollten sich eher an den viel höheren Zahlungen in den USA oder Spanien orientiere­n.

Kein Ersatz für den Arzt

Baden-Württember­g hat als erstes Bundesland die Berufsordn­ung für Ärzte geändert. Dort können Patienten seit einiger Zeit im Rahmen eines Modellvers­uchs in einerVideo-Sprechstun­de telemedizi­nisch betreut werden. Bei den Patienten handelt es sich insbesonde­re um Gefängnisi­nsassen. Die NRW-Landesregi­erung beobachtet das Experiment genau. Auch hier fehlen in den Gefängniss­en Ärzte.

Sollte der Versuch zur Zufriedenh­eit verlaufen, dürfte die Debatte um Telemedizi­n neu aufflammen. Die Video-Sprechstun­de als Ersatz für den Arztbesuch?

Generell muss gelten: Telemedizi­n kann den persönlich­en Arztbesuch nicht ersetzen. Für eine zuverlässi­ge Diagnose ist das direkte Gespräch und die körperlich­e Untersuchu­ng eines Patienten unerlässli­ch. Es gibt aber durchaus Probleme, die sich genau so gut in einer Video-Sprechstun­de klären lassen. Rückfragen nach einem Arztbesuch etwa oder die Einnahme von Medikament­en. Bevor jedoch ernsthaft über eine Ausweitung der Telemedizi­n diskutiert wird, ist vor allem eine Frage zu beantworte­n: Wie sicher sind die Patientend­aten?

Newspapers in German

Newspapers from Germany