Ein Biergarten mit Boot und Pool
Seit 1998 gibt es in der Marzellenstraße das Hostel for Backpackers. Im Schatten des Doms treffen sich Menschen aus aller Welt beim Bier oder im Sechs-Bett-Zimmer.
Eigentlich war der berufliche Weg für Ralf Kuhlmann schon vorgezeichnet. Als Groß- und Außenhandelskaufmann wollte er Berufschullehrer werden. „Aber kurz vor dem Diplom habe ich die Kurve gekriegt und habe mich anders entschieden.“In Berlin lernt der Kölner das Hostel eines Freundes kennen und arbeitet dort.
„Aber ich wollte nicht von Köln weg und so bin ich mit dem Rad durch die Stadt gefahren und habe ein geeignetes Gebäude für ein Hostel gesucht“, erinnert sich Kuhlmann. Bei seiner Rundfahrt findet er in unmittelbarer Domnähe eine Immobilie der Deutschen Bahn.
„Es war nicht leicht, die Idee umzusetzen. Denn viele verbinden mit Hostels negative Klischees wie Drogen, Kriminalität und Lärm. Doch wir konnten uns durchsetzen, und haben am 14. August 1998 direkt zur Popkomm eröffnet. Das war die Chance für uns, denn zu der Zeit waren in Köln alle Hotelzimmer ausgebucht. Und es hat gut funktioniert, auch wenn die Bauabnahme erst am Morgen der Eröffnung erfolgte. Wir hatten zu Beginn 16 Zimmer mit 51 Betten.“
Von 2000 bis 2005 betreibt Kuhlmann auch ein Hotel mit Kneipe in der Rheingasse. „Das war ziemlich schwierig, das Gebäude war sehr heruntergekommen und wurde inzwischen abgerissen.“Den heutigen Standort des Hostels in der Marzellenstraße 44-56 wurde 2003/ 2004 bezogen. Vorher hatte hier ein Amt seinen Sitz. Unser Hostel haben wir dann immer mehr erweitert und modernisiert. Heute haben wir 200 Betten.“
Nachdem im Erdgeschoss ein indisches Restaurant seinen Standort auf die andere Straßenseite gewechselt hat, gibt es im Hostel auch einen gastronomischen Betrieb mit Bar, Restaurant und Biergarten. Die indischen Elefanten vor dem einstigen Gartenteich erinnern noch an den Vorgänger. „Anfangs hat die Idee mit der Gastronomie nicht richtig funktioniert, da in diese Ecke fast nur Touristen und keine Einheimischen kommen. Aber mit einer guten Küche und dem Biergarten im Innenhof konnten wir dann auch die Kölner überzeugen.“
Für Kuhlmann ist die Kommunikation zwischen den Gästen der Unterschied zu den klassischen Hotelbetrieben in der Stadt. „Wir hatten einen Messegast aus Indien. Der hat zunächst im Maritim-Hotel gewohnt. Dort hat man in den ganzen Tagen gerade mal ein paar Sätze mit ihm gewechselt. Dann kam er zufällig zu uns und hatte direkt mit drei Gästen guten Kontakt. Er hat seine Sachen gepackt und ist bei uns in eines der Sechs-BettZimmer eingezogen. Da kommt es schon mal vor, dass sechs Nationen in einem Zimmer wohnen. Man tauscht sich aus und hat gemeinsam Spaß in Köln.“
Die Gäste kommen aus aller Welt. „Wir hatten auch schon Leute aus
„Wir hatten auch schon Leute aus Nordkoreaund
Grönland“
Nordkorea und Grönland hier wohnen. Die meisten kommen aus den Niederlanden, wir haben aber auch viele Australier und aus asiatischen Ländern wie Japan, Südkorea oder China. Es gibt zudem Leute aus der Region, die nach einer Clubnacht nicht nach Hause fahren wollen, sondern die hier übernachten“, berichtet Kuhlmann.
Der Hostelbesitzer war früher selbst viel mit dem Rucksack in der Welt unterwegs. „Das
Ralf Kuhlmann längste waren sechs Wochen in Indonesien. Heute bin ich eher Segler im Mittelmeer – vor allem in Griechenland. Leider kann ich nie mehr als zwei Wochen hier weg“, sagt Kuhlmann mit dem Blick auf das kleine Boot, das im Biergarten vor Anker gegangen ist. „Das wollte ich gerne haben und bin in Internet fündig geworden. Es stammt aus Lüdenscheidt und bietet Platz für die Gäste im Biergarten. Dort wird der Teich zu später Stunde schon mal zum Pool, wenn die Gäste eine Abkühlung suchen.“
Stephan Eppinger
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