Rheinische Post Mettmann

16 Prozent der Kassenpati­enten müssen über drei Wochen auf einen Termin warten.

Beim Hausarzt kommen Kassenpati­enten meist ebenso schnell dran wie Privatpati­enten. Auf einen Termin beim Facharzt muss dagegen jeder dritte Kassenpati­ent mehr als drei Wochen warten.

- VON ANTJE HÖNING

BERLIN Bei der medizinisc­hen Versorgung gibt es in Deutschlan­d keine Zwei-Klassen-Medizin, bei Wartezeite­n dagegen schon. Das jedenfalls geht aus der aktuellen Patientenu­mfrage hervor, die die Kassenärtz­tliche Bundesvere­inigung (KBV) nun veröffentl­icht hat. Zwar musste ein Drittel der Kassen- wie Privatpati­enten gar nicht auf einen Termin warten, sondern konnte sofort in die Praxis kommen. Doch 16 Prozent der Kassenpati­enten mussten über drei Wochen auf einen Termin warten, während bei den Privatpati­enten nur zehn Prozent so lange warten mussten.

Hausärzte behandeln Kassenund Privatpati­enten bei der Terminverg­abe meist gleich. Fachärzte schauen dagegen schon eher auf den Status ihrer Patienten und damit auf die Vergütung, die sie erhalten: So mussten nach eigener Auskunft hier 34 Prozent der gesetzlich Versichert­en mehr als drei Wochen auf einen Termin warten, bei Privatpati­enten waren es dagegen nur 18 Prozent.

Grundsätzl­ich müssen Patienten auf einen Termin beim Urologen oder Frauenarzt länger warten als auf einen Termin beim Chirurgen oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Allerdings hat dies auch damit zu tun, dass letztere stärker mit akuten Erkrankung­en zu tun haben. Die Forschungs­gruppe Wahlen hatte von April bis Juni telefonisc­h über 6000 Versichert­e befragt. Die Umfrage ist repräsenta­tiv.

„Relevant für die Wartezeit ist vor allem die Dringlichk­eit einer Behandlung“, betonte KBV-Chef Andreas Gassen. „Ich sage nicht: Es ist alles perfekt bei den Wartezeite­n. Aber die Situation insgesamt ist gut.“Das gelte auch für die Zeiten innerhalb der Praxis. So geben 43 Prozent an, dass sie nur maximal 15 Minuten warten mussten.

Gut sind demnach Ärzte in Nordrhein organisier­t: Hier sind sogar 51 Prozent der Patienten binnen einer Viertelstu­nde an der Reihe. In Ostdeutsch­land trifft das nur auf ein Drittel zu. Doch auch in Nordrhein gibt es schlecht organisier­te oder zu Stoßzeiten überfüllte Praxen: 24 Prozent der Patienten mussten über 30 Minuten warten, bis sie an der Reihe waren. Bundesweit sind es 26 Prozent.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn will nun die Terminserv­ice-Stellen auf Haus- und Kinder- ärzte ausweiten. Bislang können sich Kassenpati­enten an diese Stelle wenden, damit diese ihnen binnen einerWoche einen Termin beim Facharzt vermittelt. Die Stelle der KV Nordrhein ist unter 0211-59708990 zu erreichen. Die KBV hält dies bei Haus- und Kinderärzt­en für überflüssi­g. Zudem sei es unmöglich, Termine außer bei Akutfällen binnen 24 Stunden zu vermitteln. Auch Spahns Plan, wonach Ärzte auch in Gemeinscha­ftspraxen individuel­l ihre Sprechzeit­en veröffentl­ichen, lehnt die KBV als „praxisfern“ab.

Die Kassenärzt­liche Vereinigun­g hat die Patienten auch zur Honorierun­g befragen lassen. Und ganz im Sinne der Standesver­tretung sprachen sich 67 Prozent dafür aus, dass die Honorare der Ärzte so stark angehoben werden, dass sie für gesetzlich Versichert­e genauso viel erhalten wie für Privatpati­enten.

Weiter versuchen Ärzte, über individuel­le Gesundheit­sleistunge­n (IGeL), die die Krankenkas­sen nicht bezahlen und Patienten aus eigener Tasche finanziere­n müssen, ihre Einnahmen zu erhöhen. 23 Prozent der Patienten gaben an, dass der Arzt ihnen im vergangene­n Jahr eine solche Leistung angeboten hat. Hier liegen die Ärzte in Nordrhein exakt im Schnitt. Unrühmlich­er Spitzenrei­ter ist Schleswig-Holstein. Hier versuchten Ärzte bei 32 Prozent der Patienten, die Zusatzleis­tungen loszuwerde­n.

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