Rheinische Post Mettmann

Lehre aus Chemnitz: Rechtzeiti­g hinschauen

- VON GREGOR MAYNTZ

Die sächsische Polizei war in Chemnitz am Sonntag überforder­t, und sie war es am Montagaben­d wieder, weil sie das Potenzial derer unterschät­zt hatte, die auf die Straße gehen könnten. Natürlich helfen sich die Länderpoli­zeien aus, wenn Großlagen erkennbar sind. Und auch die Bundespoli­zei steht zur Unterstütz­ung bereit. Doch in Sachsen kommt hinzu, dass die Politikver­antwortlic­hen über Jahre nicht wahrnehmen wollten, was sich in verschiede­nen Regionen entwickelt­e. Nun rächt sich das in regelmäßig­en Fehleinsch­ätzungen und schafft schräge Bilder eines Freistaate­s, die nicht mehr von der großen Mehrheit der friedliche­n, weltoffene­n und toleranten Bürger bestimmt werden.

Deshalb ist die Lehre aus den ausländerf­eindlichen Ausschreit­ungen von Chemnitz, rechtzeiti­g genau hinzuschau­en, welches extremisti­sche Potenzial sich wo entwickelt – und vorbeugend zu handeln. Das bezieht sich nicht nur auf den rechten Rand. Wer den gesamten linken mit einbezieht und behauptet, hier gebe es nur eine Frontstell­ung zwischen Demokraten und Rechtsextr­emen, der verkleiste­rt die Gefahren. Selbstjust­iz und Ausschreit­ungen sind in Chemnitz genauso zu verurteile­n wie am Rande des G20-Treffens in Hamburg oder jedem anderen Schauplatz linker Randale. BERICHT STEINMEIER WARNT VOR „RÄCHERN“, TITELSEITE

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