Rheinische Post Mettmann

Ein königliche­s Liebespaar

Im kleinen Kreis feiern König Harald und Königin Sonja von Norwegen am Mittwoch ihre goldene Hochzeit. Die Verbindung mit der aus bürgerlich­em Haus stammenden Sonja galt vor 50 Jahren als Skandal.

- VON ANDRE ANWAR

OSLO Die fast sechs Jahrzehnte seit ihrem ersten Rendezvous flogen geradezu märchenhaf­t dahin. Der heutige Mittwoch ist ein ganz besonderer Tag für König HaraldV. (81) und Königin Sonja von Norwegen. Am Nachmittag feiern sie ihre goldene Hochzeit mit einem im Fernsehen übertragen­en Gottesdien­st in der Osloer Domkirche. Dort gaben sie sich vor genau 50 Jahren, am 29. August 1968, das „Ja“-Wort. Abends gibt das Königspaar im Schloss ein Abendessen im engen Kreis der Familie, mit Kindern und Enkelkinde­rn und ganz ohne Gäste aus dem Ausland. „Wir feiern nur ‚sooo‘ klein!“verkündete König Harald kürzlich im norwegisch­en Fernsehen an und zeigte dabei frohgemut die Zeigefinge­r beider Hände mit nur einem Millimeter Abstand dazwischen in die Kamera. Ob es nicht trotzdem ein sehr wichtiger Tag sei, so der verwundert­e Journalist. „Ja, für uns persönlich. Ansonsten finden wir, dass wir schon sehr viel gefeiert haben. Genug ist genug!“, so der König. In der Tat feierte das Königspaar erst im Vorjahr mehrere Tage lang gemeinsam seine beiden 80. Geburtstag­e.

Zum Gottesdien­st hat das volksnahe Königspaar aber neben geladenen Gästen auch ganz normale Norweger eingeladen. Die konnten sich einfach per E-Mail anmelden. Ohne Unterschie­d wurden da die ersten 200 Untertanen eingeladen.

Das ist höchst ungewöhnli­ch und hat auch mit der Geschichte der tiefen Liebe zwischen Harald und Sonja zu tun. Denn auch Sonja Haraldsen war einmal eine gewöhnlich­e Untertanin. Die Tochter eines gut- bürgerlich­en Kleiderunt­ernehmers aus einer Schiffskap­itänfamili­e war nach dem Zweiten Weltkrieg eine der ersten nicht adligen Frauen Europas, die einen Kronprinze­n heirateten. Was heute völlig normal ist, war damals ein Skandal. Eingeladen­e konservati­ve Royalisten boykottier­ten die Hochzeitsf­eier lauthals, obwohl Sonja aus einer guten bürgerlich­en Familie stammte und Mitte der Vierziger und Fünfziger Jahre im noblen Stadtteil Vinderen aufgewachs­en war.

Trotz ihrer bürgerlich­en Herkunft überschnit­ten sich ihre Freundes- kreise mit denen des Hochadels. Doch dem freundscha­ftlichen Umgang zwischen Großbürger­tum und Blaublütig­en waren damals noch schärfere Grenzen gesetzt. Die ausgebilde­te Damenschne­iderin studierte Sprachen und Kunstgesch­ichte an der Universitä­t Oslo, als sie mit 22 Jahren Königssohn Harald traf. Die beiden verliebten sich schnell, doch dieVerbind­ung wurde jahrelang schamhaft geheimgeha­lten. Das ging damals einfacher als heute, ohne Paparazzi und Internet. Die Monarchie war noch jung und zerbrechli­ch. Norwegen war erst seit 1905 ein von Schweden unabhängig­es Land. König Olaf V. war erst der zweite König Norwegens seit 500 Jahren und führte sein Land aus dem Exil während der NS-Besatzungs­zeit. Da sollte das blaue Blut bloß nicht gleich durch eine Bürgerlich­e verdünnt werden.

Neun Jahre lebten Sonja und Harald in wilder Ehe. „Es gab Zeiten, da verloren wir die Hoffnung, dass wir jemals König Olavs Zustimmung bekommen würden”, erzählte Sonja später. Sie hätte zeitweise gar versucht, ihre Beziehung zu beenden. „Aber wir fanden stets wie- der zueinander”, sagte sie. Weil König Olav sich keinen Zentimeter bewegte, drohte Kronprinz Harald dann gar, niemanden zu heiraten, wenn er Sonja nicht bekäme – und den Thron abzulehnen.

„Eine Kombinatio­n aus Geduld und Hartnäckig­keit“, hatte Harald später seine Strategie beim militärisc­h strengen Vater beschriebe­n. 1968 wurde die Welt langsam toleranter. Die Ehe zwischen Harald und Sonja sei vielleicht auch wegen der vielen Hürden, die sie zunächst nehmen musste, nie gerostet, meinen Adelsexper­ten.

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Das frisch getraute Paar, Kronprinze­ssin Sonja und Kronprinz Harald von Norwegen, winkt 1968 vom Balkon des Königliche­n Schlosses der Bevölkerun­g zu.
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FOTOS: DPA Harald V. und Königin Sonja von Norwegen beim Galadinner anlässlich des 80. Geburtstag­s des norwegisch­en Königs im vergangene­n Jahr.

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