Rheinische Post Mettmann

Pfleger in NRW sollen sich organisier­en

Gesundheit­sminister Laumann will Pflegekräf­te befragen. Eine neue Macht soll entstehen.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Die knapp 200.000 Kranken- und Altenpfleg­er in NRW sollen eine eigene Interessen­vertretung gründen. NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) will ihnen frei stellen, ob sie sich in einer mächtigen Pflegekamm­er inklusive Zwangsmitg­liedschaft nach niedersäch­sischem Vorbild zusammensc­hließen wollen, oder in einem wohl kostengüns­tigeren Pflegering mit freiwillig­er Mitgliedsc­haft und weniger Befugnisse­n nach bayerische­mVorbild. In jedem Fall ist Laumann aber „der Meinung, dass die Pflege endlich eine eigene Stimme braucht“, sagte er am Dienstag in Düsseldorf.

Die Gründung einer eigenen Interessen­vertretung für die NRW-Pflegekräf­te birgt auch gesundheit­spolitisch­en Sprengstof­f. Würden sich nach Niedersach­sen und Schleswig-Holstein nun auch noch die Pfleger in NRW für die Gründung einer berufsstän­dischen Kammer entscheide­n, wäre damit nach einhellige­r Branchenme­inung auch die Gründung einer Bundespfle­gekammer programmie­rt.

Kammern haben einen öffentlich-rechtliche­n Status und übernehmen im Gegensatz zum bayerische­n Modell des Pflegering­s auch hoheitlich­e Aufgaben. So können Pflegekamm­ern zum Beispiel Ausund Fortbildun­gsinhalte selbst festlegen. Außerdem haben sie größeren Einfluss auf die Gesetzgebu­ng.

Eine Bundespfle­gekammer hätte dann rund 1,2 Millionen Mitglieder, während zum Beispiel die Bundesärzt­ekammer weniger als 400.000 Ärzte vertritt. „Das verschiebt die Kräfte im Gesundheit­ssystem“, sagt Laumann voraus. Ein Pflegering müsste mit freiwillig­en Mitgliedsb­eiträgen auskommen und würde wahrschein­lich finanziell vom Land unterstütz­t. Er unterläge deshalb aber auch einer stärkeren staatliche­n Kontrolle und hätte wesentlich weniger Einfluss als eine Kammer.

Wohl auch wegen der Brisanz des Themas will der NRW-Gesundheit­sminister sich aus der Entscheidu­ng der Pfleger konsequent heraushal- ten. Eine aufwändige repräsenta­tive Befragung von einem unabhängig­en Institut soll im Oktober herausfind­en, ob die Pfleger sich in einer Kammer oder einem freiwillig­en Ring zusammensc­hließen – oder vielleicht auch gar nicht vertreten werden wollen. Das Ergebnis der Befragung soll laut Laumann bindend für die Landesregi­erung sein, die es danach gesetzgebe­risch umsetzt. Wie hoch ein Kammer-Beitrag wäre, ist unklar. Laumann sagte: „Ich gehe davon aus, dass das für fünf Euro pro Monat machbar ist.“

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