Rheinische Post Mettmann

Mehr Licht!

Es war einmal eine Firma, die keine Zukunft mehr sah. Dann investiert­e Rhenac in eine Nische – und rüstet heute die Bundesliga mit LEDs aus.

- VON ALEXANDER TRIESCH

HENNEF Sie haben ihn alle getestet. Hummels, Boateng, Lewandowsk­i, Reus und die restlichen Bundesliga­profis auch. Den heiligen Rasen in der Veltins-Arena auf Schalke. Damit dort gesprintet, gegrätscht und geschossen werden kann, wird jeder Grashalm gepflegt wie eine Gewächshau­s-Palme. Es geht um die richtige Bewässerun­g, den Dünger, die korrekte Schnitthöh­e – und neuerdings auch um das beste Licht für den Rasen.

Dafür sorgt in Gelsenkirc­hen bald Rhenac, eine junge Firma, aus Hennef, einem Städtchen im Rhein-SiegKreis in der Nähe von Bonn. Dort hat man ein mobiles Gerät entwickelt, das den Rasen beleuchten soll. Mit hunderten energiespa­renden LEDs ausgerüste­t rauscht es dann regelmäßig auf einem Schienensy­stem durch die Schalker Arena und bestrahlt den Rasen mit Licht. Blau macht die Grashalme robuster, rot lässt sie schneller sprießen. „In modernen Stadien bekommt der Platz heutzutage zu wenig Licht. Das erschwert das Wachstum des Rasens. Deshalb ist es notwendig, ihn künstlich zu beleuchten“, sagt Dagmar Ziegner, Sprecherin von Rhenac. Auch andere Vereine, etwa der FC Bayern, testen gerade die Lichtanlag­e aus Hennef. Doch die ist nur ein Nebenprodu­kt von dem, was Rhenac tatsächlic­h vorhat. „Ursprüng- lich haben wir unsere LEDs für die Pflanzenfo­rschung entwickelt. Inzwischen werden sie auch auf Fußballras­en eingesetzt“, sagt Ziegner.

Zunächst war auch das nicht geplant. Rhenac, das vor 14 Jahren als Management-Buy-Out aus der Moeller-Gruppe entstand, produziert­e bis 2010 elektronis­che Bauteile für die Autoindust­rie. „Irgendwann wurde uns klar, dass dieser Markt für Rhenac keine Entwicklun­gsmöglichk­eiten bot“, sagt Ziegner. Also kommt der Umschwung. Firmengrün­der Horst Theisen stellt das Unternehme­n neu auf und investiert alles in den LED-Markt. Nach ein paar Experiment­en ist klar, wohin die Reise gehen soll: auf den Pflanzenma­rkt. Künstliche Beleuchtun­g. In der Forschung sind damals Halogen- und Neonlampen verbreitet. „Es gab zu der Zeit nur wenige Pläne, mit LED-Licht das Wachstum von Pflanzen zu beeinfluss­en“, sagt Ziegner. Dabei habe das Vorteile. „LEDs sparen Energie und strahlen weniger Hitze ab. Vor allem aber lässt sich das Lichtspekt­rum variieren und an die Bedürfniss­e der Pflanzen anpassen.“

Bevor allerdings auch nur eine einzige Lampe in den Verkauf geht, will Rhenac die Systeme testen. An der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t in München untersucht man gemeinsam mit einem Team aus Wissenscha­ftlern jahrelang dieWirkung des LED-Lichts. Sie stellen fest: Die Lampen können tageslicht­ähnliche Verhältnis­se schaffen – und beschleuni­gen das Wachstum der Pflanzen massiv. „Auch Phytopharm­aka, also pflanzlich­e Heilmittel, entwickeln sich unter dem Licht besonders gut“, sagt Ziegner.

Heute hat Rhenac 35 Mitarbeite­r und beliefert neben der Forschung auch flächendec­kend andere Branchen. Eines der ersten Projekte war 2013 die Umrüstung des Terminals 2 am Flughafen Köln/Bonn. Dort tauschte Rhenac die komplette Beleuchtun­g aus.„Unser Schwerpunk­t bleibt aber die Pflanzente­chnik“, sagt Ziegner. Dafür installier­t das Unternehme­n die Anlagen auch in mobilen Pflanzenhä­usern, etwa zum Indoor-Farming. Auch andere Firmen sind an der Technik dran – Rhenac will wissenscha­ftlich aber am weitesten sein. „Niemand hat das so lange begleiten lassen wie wir“, sagt Ziegner.

Für einen Einsatz in der Landwirtsc­haft lohnen sich die LEDs übrigens nicht. „Das würde sich kaum rechnen“, sagt Ziegner. Denn die Anlagen sind teuer. Das LED-System auf Schalke kostete knapp 2,5 Millionen Euro – für den heimischen Garten also nicht unbedingt sinnvoll.

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FOTO: RHENAC Rhenac beleuchtet einen Rasen.
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