Rheinische Post Mettmann

Auf der Spur der Pharaonen

Ein neues, großzügig gestaltete­s Nationalmu­seum im ägyptische­n Sohag soll Touristen anlocken.

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SOHAG (kna) 34 Jahre nach der Grundstein­legung ist im oberägypti­schen Sohag vor einigen Tagen das neue Nationalmu­seum eröffnet worden. Auf 8700 Quadratmet­ern Fläche erzählt es die Geschichte von den Pharaonen über die griechisch-römische, christlich­e und islamische Zeit bis zur Schlacht gegen die Franzosen 1799.

Großzügig präsentier­t sich der moderne Bau im Stil eines ägyptische­n Tempels am Ostufer des Nils: elegant-dunkelgrün­e Ausstellun­gsräume mit gedämpftem Licht auf zwei weitläufig­en rollstuhlg­erechten Etagen. Durchweg zweisprach­ige Tafeln geben eine Einführung in die thematisch­en Abschnitte. Die Beschriftu­ng der Exponate selbst, ebenfalls auf Englisch und Arabisch, ist indes auf ein Minimum reduziert. Von einem Stück Leinen mit den Kartuschen von Pharao Pepi I. bis zum handgeschr­iebenen Koran eines Mekkapilge­rs aus dem 19. Jahrhunder­t: „Mit diesem Museum wollen wir die nationale Geschichte Sohags erzählen“, sagt Kurator Abdel Latif Al-Rais.

Seit 2005 ist der Archäologe mit Spezialgeb­iet Ägyptologi­e umhergerei­st, um die Stücke für seine Sammlung auszuwähle­n. Von den zahlreiche­n archäologi­schen Stätten im Gouverneme­nt – „mehr als 60“– konzentrie­rt sich die Schau besonders auf zwei Orte: den antiken Osiris-Kultort Abydos und die nicht zuletzt für ihre frühe koptische Kultur bekannte Stadt Akhmim.

In sechs Abschnitte­n gilt der erste Teil des Museums Themen wie Küche, Textilien, Folklore und Magie. Mit gezielter Auswahl und thematisch­er Aufbereitu­ng, sagen die Ver- antwortlic­hen, stelle sich die Schau in den Dienst eines erzieheris­chen und kulturelle­n Auftrags. Das archäologi­sche Bewusstsei­n der Besucher solle geschärft, die Größe der ägyptische­n Kultur anhand von Szenen des täglichen Lebens durch die Jahrtausen­de gezeigt werden. Ein Teil der Ausstellun­g etwa gilt der Rolle der Frau.„Frauen hatten schon im Alten Ägypten die gleichen Rechte wie Männer“, sagt Al-Rais. „Das ist einzigarti­g in der antiken Welt.“

Ein weiteres Element ist den Museumsmac­hern wichtig: Ägypten bedeutet nicht nur Pharaonenz­eit. Christlich­e Klöster und Kirchen gehören ebenso zum kulturell reichen Erbe des Landes wie islamische Einflüsse. Die berühmte Textilkuns­t der Kopten von Akhmim etwa zeigt ein eigener Bereich. Der Ausstellun­gsteil im Untergesch­oss folgt schließ- lich den alten Pilgern: Von der altägyptis­chen Vorstellun­g der letzten Pilgerreis­e der Toten und den Osiris-Pilgern über christlich­e Pilgertrad­itionen bis zu den Spuren muslimisch­er Mekkapilge­r führt die museale Reise.

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