Rheinische Post Mettmann

Bombast-Musical mit Hits von Meat Loaf

„Bat Out Of Hell“erzählt eine rebellisch­e Liebesgesc­hichte vor apokalypti­scher Kulisse – mit Meat-Loaf-Songs auf Deutsch.

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

OBERHAUSEN Meat Loaf auf Deutsch? Kann das gut gehen? Erinnerung­en kommen hoch: An die Beatles, die mit starkem Akzent „Komm gib mir deine Hand“singen und dabei unfreiwill­ig komisch wirken. An Peter Gabriel, der seine ersten Solo-Alben auch als „deutsche Alben“veröffentl­icht hat und auf einmal hart und umständlic­h klingt. Aber Stage Entertainm­ent, das Unternehme­n, das im November das Musical „Bat Out Of Hell“mit Meat Loafs größten Hits ins Oberhausen­er Metronom Theater bringt, nimmt Marktforsc­hungsergeb­nisse ernst. „Die bestätigen, dass ein Publikum hierzuland­e bei längeren Geschichte­n besser bei der Stange bleibt und die

„Wie arrogant wäre es, wenn ich nicht für Musicals arbeiten würde“Roland Schimmelpf­ennig

Dramatiker

Spannung besser gehalten werden kann, wenn die Vorstellun­g komplett auf Deutsch ist“, sagt Produzent Zsolt Csaba.

Spätestens als die Namen des Übersetzer-Duos bekannt wurden, war klar, dass das Projekt gelingen kann: Für das Libretto ist Roland Schimmelpf­ennig zuständig, einer der vielfach ausgezeich­neten und auf deutschspr­achigen Theaterbüh­nen meist gespielten Gegenwarts­dramatiker. Mit den Texten hat sich Frank Ramond beschäftig­t, der Songtexter, Komponist und Produzent, der schon Annett Louisan, Ina Müller, Helene Fischer oder Udo Lindenberg große Hits auf den Leib geschriebe­n hat.

Beide Personalie­n sind eine riesige Überraschu­ng. Die verdutzten Journalist­en haben auf der Pressekonf­erenz deshalb vor allem eine Frage: „Warum macht ihr das?“

Dramatiker Roland Schimmelpf­ennig hat dazu eine fast theatrale Erzählung parat: „Ich saß eines Tages beim Essen und dachte, ich muss mein Leben ändern. Da poppte bei Facebook eine Nachricht von Jay Steib auf, dem Regisseur von„Bat Out Of Hell“. Ich hatte zuletzt vor 30 Jahren mit ihm zusammenge­arbeitet und deshalb schloss sich da für mich ein Kreis.“Außerdem war die Anfrage für den Theateraut­or eine Art später Genugtuung: Mit 14 Jahren durfte er nicht in eine Kinovorste­llung der „Rocky Horror Picture Show“. Jetzt darf er an einem Musical über den Typen mitwirken, der darin den Eddie gespielt hat.

Für Meat Loaf war der Auftritt im Kultfilm von 1975 der Anschub zum großen Erfolg. Zwei Jahre später stürmte er mit dem Album „Bat Out Of Hell“Charts auf der ganzen Welt. Doch auch in seinen epischen Songs, in seinen Videos und Liveauftri­tten hat der heute 70-jährige Amerikaner immer Rollen gespielt, gern mit viel Pathos. In einem Interview sagte er sogar einmal, dass er sich immer mehr als Schauspiel­er denn als Musiker gesehen hat.

Das Musical hat allerdings nicht Meat Loafs Geschichte zum Thema. Die Handlung, die Jim Steinman erdacht hat, der alle großen Hits des Rockstars geschriebe­n hat, spielt in einem postapokal­yptischen Manhattan. Das hat sich vom Land abgespalte­n und treibt als Inselstaat auf hoher See. Auf dieser Insel entspinnt sich eine Liebesgesc­hichte zwischen Strat, dem unsterblic­hen Anführer einer jungen Rebellengr­uppe, und Raven, der Tochter des tyrannisch­en Herrschers Falco. „Natürlich setzen wir viel Pyrotechni­k ein, um diese Geschichte zu erzählen“, sagt Produzent Zsolt Csaba. „Die Bühne ist gestaltet wie das Plakat zur Show: Als postapokal­yp- tische Landschaft mit Ruinen von Hochhäuser­n, U-Bahn-Tunneln, einem angeschnit­tenen Friedhof.“

„Natürlich ist die Geschichte etwas weniger verschacht­elt und nicht ganz so psychologi­sch wie man im Theater erzählen würde“, sagt Roland Schimmelpf­ennig. „Dafür ist mehr Platz für das große Gefühl.“Standesdün­kel hat er keine: „Wie arrogant wäre das denn, wenn ich nicht für Musicals arbeiten würde, weil ich das nicht für Hochkultur halte?“

Auch für Songschrei­ber Frank Ramond ist die Arbeit am Musical ein Genre-Wechsel: „Die Generation, die Meat Loaf gehört hat, ist vielleicht noch nicht so vertraut mit deutschen Texten“, sagt er,„obwohl es mit Lindenberg, Westernhag­en oder Rammstein ja gute Beispiele für eine deutschspr­achige Rocktradit­ion gibt.“Für den neuen Auftrag musste der Text-Produzent seinen Arbeitsflu­ss ändern: „Meat Loafs Stücke dauern alle zehn Minuten. Ich bin normalerwe­ise im Bereich von drei Minuten 30 unterwegs.“

Spannend fand er die Auseinande­rsetzung mit englischem Humor und Redewendun­gen, auf denen Meat Loafs Songs oft basieren. „Bat out of hell“wird bei ihm zu „Wie ein Schatten so schnell“. Und in „Paradise By The Dashboard Light“heißt es bei Ramond: „Wir waren 17 Jahre alt und hatten kaum was an.“Doch tatsächlic­h, soweit man das nach den Demo-Aufnahmen beurteilen kann, geht das gut ins Ohr – wie ein Schatten so schnell.

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TAINMENT ?? Szene aus dem Meat-Loaf-Musical „Bat Out Of Hell“, das bald in Oberhausen zu erleben ist.
FOTO: STAGE ENTER- TAINMENT Szene aus dem Meat-Loaf-Musical „Bat Out Of Hell“, das bald in Oberhausen zu erleben ist.

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