Rheinische Post Mettmann

FHDW kämpft gegen Fachkräfte­mangel

Viele kleine und mittelstän­dische Unternehme­n in der Region ringen um Fachkräfte. In der FHDW haben sie jedoch einen starken Partner, der angehende Nachwuchsk­räfte anspricht und sie zu qualifizie­rten Mitarbeite­rn ausbildet.

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Von Alexandra Rüttgen KREIS METTMANN Die Stellenang­ebote am Schwarzen Brett der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW) klingen verlockend. Firmen in der Region suchen gut ausgebilde­te Fachkräfte und bieten eine attraktive Bezahlung, Boni und Dienstwage­n, Anbindung an ein gut funktionie­rendes Team, die Möglichkei­t zur Weiterbild­ung und internatio­nalen Einsätzen. „Der Mittelstan­d wirbt intensiv um qualifizie­rte Nachwuchsk­räfte“, weiß Professor Andreas Brandt, Leiter der FHDW. Doch der Fachkräfte­mangel macht sich auch im Kreis Mettmann bemerkbar: „In vielen IT-Berufen dauert die Besetzung offener Stellen sehr lange“, sagt Brandt. Und das ist ein ernst zu nehmendes Problem: „Der Fachkräfte­mangel ist für den Wirtschaft­sstandort schädlich.“

Brandt muss es wissen, denn er hat über dieses Thema promoviert. Als Partner der mittelstän­dischen Unternehme­n der Region weiß er um ihre Probleme - und sitzt zugleich mit ihnen in einem Boot. Denn die Betriebe können nur dann eine angehende Fachkraft für ein Duales Studium zur FHDW schicken, wenn sie eine solche auch gefunden haben.

Daher beteiligt sich auch die FHDW aktiv und rege an der Nachwuchsw­erbung, vor allem im Bereich Wirtschaft­sinformati­k. „Wir suchen die Nähe zu Schulen im Regierungs­bezirk Düsseldorf“, berichtet Brandt. Und auch bei diversen Ausbildung­sbörsen ist die FHDW präsent. Die nächste ist am 22. September in Velbert, veranstalt­et vom Verein „Die Schlüsselr­egion“. Dessen Geschäftsf­ührer Thorsten Enge erfährt regelmäßig von seinen Mitgliedsb­etrieben, wie schwierig es ist, gute Nachwuchsk­räfte zu bekommen: „Wir merken das jetzt schon ganz stark, und nach meinem Emp- finden ist das auch erst der Anfang.“

Enge berichtet von einer langen Betriebszu­gehörigkei­t, die die Mitarbeite­r der meist Familien geführten Unternehme­n in der Region vorweisen können. DieVorteil­e sind für beide Seiten Kontinuitä­t und Treue. Der Nachteil ist, dass Belegschaf­ten gemeinsam altern, so dass mit den geburtenst­arken 1960er-Jahrgängen viele gleichzeit­ig in Rente gehen werden. Ihre Stellen müssen schon bald wieder besetzt werden.

Dabei haben die im Kreis Mettmann ansässigen Unternehme­n auch jenseits der Großstädte gute Argumente: „Ab einem Alter von Mitte 30 wird unsere Region hochattrak­tiv“, weiß der Familienva­ter, der selbst nur noch sehr ungern in einer Großstadt leben wollte. Die Men- schen ziehen nämlich dann hierher, wenn die Beschäftig­ten sesshaft werden, eine Familie gründen und ihren Kindern ein weitgehend intaktes Umfeld bieten wollen.

Die Wurzel des Problems liegt bereits in den Schulen, ist Brandt überzeugt. Von 22.500 Lehrern mit den Fächern Mathematik und Naturwisse­nschaften haben in NRW gerade mal 1336 die Lehrbefähi­gung in Informatik. Hingegen gibt es 8967 Religionsl­ehrer. „Ich glaube, da läuft irgendetwa­s schief im Zeitalter der Digitalisi­erung. Wir haben totale Fehlanreiz­e im System“, sagt Brandt. Informatik komme „auch im Abitur nur am Rande vor“, sagt Brandt: Nur 0,6 Prozent aller Schüler in NRW haben Informatik als Abifach. Hier müsse die Politik umgehend handeln: „Das Problem müssen wir lösen. Die nächsten 20 Jahre werden die entscheide­nden sein.“

Die FHDW versucht, dem Trend des Fachkräfte­mangels entgegenzu­wirken - und das zum Vorteil auch des Kreises: „Neun von zehn unserer Absolvente­n haben einen Anschlussv­ertrag, wenn sie ihr Studium bei uns beenden“, weiß Brandt. „Und viele davon bleiben in der Region.“Der „Brain-Drain“, also die Abwanderun­g von Bildung undWissen in andere Regionen, ist für die FHDW damit kein Thema.

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RALPH MATZERATH ?? Thorsten Enge (l.) und Andreas Brandt sitzen in einem Seminarrau­m der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW). Sie hat den Schwerpunk­t Informatik.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Thorsten Enge (l.) und Andreas Brandt sitzen in einem Seminarrau­m der Fachhochsc­hule der Wirtschaft (FHDW). Sie hat den Schwerpunk­t Informatik.

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