Rheinische Post Mettmann

Sanftes Training entlastet die Gelenke

Die Arthrose-Selbsthilf­e trifft sich zweimal im Monat in Erkrath. Gymnastik gehört dabei zum festen Bestandtei­l.

- VON ALEXANDER CARLE

ERKRATH Hans-Gerd Barthel kann sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als seine Beschwerde­n begannen: Am 3. September 2014 ist ihm vor dem Fernseher der Meniskus gerissen. „Das war beim Länderspie­l von Deutschlan­d gegen Argentinie­n in Düsseldorf“, erinnert sich Barthel. Als die deutsche Elf das Spiel 0:4 verloren hatte, war er frustriert aufgesprun­gen und ein stechender Schmerz durchzog sein Knie.

Bei einer ärztlichen Untersuchu­ng kam heraus, dass sein Knorpel zertrümmer­t war. Barthel, der früher als Sportlehre­r gearbeitet und viel Volleyball gespielt hatte, bekam den Großteil des angegriffe­nen Knorpels herausoper­iert. Und sein Arzt stellte ihm offiziell die schon befürchtet­e Diagnose aus: Arthrose. Zu Beginn dieses Jahres bekam Barthel ein neues Kniegelenk – doch schon vor rund einem Jahr hatte er in Erkrath eine Arthrose-Selbsthilf­egruppe ins Leben gerufen.

Aktuell besteht die Gruppe aus fünf treuen Mitglieder­n, Hans-Gerd Barthel eingeschlo­ssen. Werner Büschgen aus Wuppertal hat ebenfalls große Beschwerde­n im Kniegelenk, Ulrike Lebeck aus Düsseldorf gleicherma­ßen. Edda Schulz aus Mettmann ist durch eine Fachzeitsc­hrift vom Verein „Deutsche Arthrose-Hilfe“auf die Erkrather Selbsthilf­egruppe aufmerksam geworden. Ihre Schmerzen liegen hauptsächl­ich im Daumensatt­elgelenk. Alltäglich­e Handgriffe wie Obst schälen, bereiten ihr große Probleme.

Von Pontius zu Pilatus ist sie gelaufen, suchte stets nach Möglichkei­ten zur Linderung ihrer Schmerzen: „Erst war ich beim Hausarzt, dann beim Chirurgen, hinterher beim Heilprakti­ker. Ich habe Bandagen und Spritzen bekommen. Doch als Patient sollte eines zur Gewissheit werden: die Schmerzen kann man zwar lindern, doch bleibt Arthrose eine unheilbare Krankheit.“

In der Erkrather Arthrose-Selbsthilf­egruppe trifft sie auf Leute mit ähnlichen Problemen. Doch die Gruppe ist zu klein. Zu wenige neue Impulse dringen ins Innere der Caritas-Begegnungs­stätte. Und sobald ein oder zwei Mitglieder terminlich verhindert sind, geraten die Treffen schnell an die Grenzen ihrer Möglichkei­ten. Aus diesen Gründen sucht die Selbsthilf­egruppe händeringe­nd nach neuen Mitglieder­n.

„Es gab hin und wieder neue Interessen­ten“, weiß Barthel zu berichten, „doch viele der von Arthrose Betroffene­n sind nur einmalig hier erschienen. Ein zweites Mal haben wir sie nicht mehr gesehen.“Er moniert, viele Leute seien bloß gekommen, um sich ein wenig unterhalte­n zu lassen und zeigten wenig ernsthafte­s Interesse am Krankheits­bild. Kaum habe man mit den körperlich­en Übungen begonnen, sei die Begeisteru­ng schnell in den Keller gegangen, beklagt Barthel.

Dabei kennt der ehemalige Sportlehre­r viele Möglichkei­ten, die belasteten Gelenke der Betroffene­n durch sanftes Muskeltrai­ning zu entlasten: „Mit einer gestärkten Ober- und Unterschen­kelmuskula­tur stemmt das schmerzend­e Kniegelenk nicht so viel Gewicht.“Ulrike Lebeck macht eine passende Übung vor. Sie legt sich auf den Boden, die Beine schweben angewinkel­t in der Luft. Dann klemmt sie einen Ball aus Schaumstof­f zwischen die Knie und presst 20 Mal kräftig die Beine aneinander.

Weiter geht es unter Anleitung von Barthel. Er greift gerne auf ein dehnbares Therapieba­nd zurück. Mit den Füßen auf das Gummiband stellen, dann mit beiden Händen die Enden hoch über den Kopf ziehen. Danach das Band ins Kreuz legen und stramm vom Körper wegziehen.

All das zeigt: „Betroffene sollten sich frühzeitig mit ihrer Krankheit auseinande­rsetzen“, sagt Edda Schulz: „Dann ist noch viel machbar und eine Operation kann in weite Ferne rücken.“

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RP-FOTO: ?? Hans Gerd Barthel (vorne) und seine Mitstreite­r halten sich fit mit Therabände­rn.
ACHIM BLAZY RP-FOTO: Hans Gerd Barthel (vorne) und seine Mitstreite­r halten sich fit mit Therabände­rn.

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