Sanftes Training entlastet die Gelenke
Die Arthrose-Selbsthilfe trifft sich zweimal im Monat in Erkrath. Gymnastik gehört dabei zum festen Bestandteil.
ERKRATH Hans-Gerd Barthel kann sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als seine Beschwerden begannen: Am 3. September 2014 ist ihm vor dem Fernseher der Meniskus gerissen. „Das war beim Länderspiel von Deutschland gegen Argentinien in Düsseldorf“, erinnert sich Barthel. Als die deutsche Elf das Spiel 0:4 verloren hatte, war er frustriert aufgesprungen und ein stechender Schmerz durchzog sein Knie.
Bei einer ärztlichen Untersuchung kam heraus, dass sein Knorpel zertrümmert war. Barthel, der früher als Sportlehrer gearbeitet und viel Volleyball gespielt hatte, bekam den Großteil des angegriffenen Knorpels herausoperiert. Und sein Arzt stellte ihm offiziell die schon befürchtete Diagnose aus: Arthrose. Zu Beginn dieses Jahres bekam Barthel ein neues Kniegelenk – doch schon vor rund einem Jahr hatte er in Erkrath eine Arthrose-Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen.
Aktuell besteht die Gruppe aus fünf treuen Mitgliedern, Hans-Gerd Barthel eingeschlossen. Werner Büschgen aus Wuppertal hat ebenfalls große Beschwerden im Kniegelenk, Ulrike Lebeck aus Düsseldorf gleichermaßen. Edda Schulz aus Mettmann ist durch eine Fachzeitschrift vom Verein „Deutsche Arthrose-Hilfe“auf die Erkrather Selbsthilfegruppe aufmerksam geworden. Ihre Schmerzen liegen hauptsächlich im Daumensattelgelenk. Alltägliche Handgriffe wie Obst schälen, bereiten ihr große Probleme.
Von Pontius zu Pilatus ist sie gelaufen, suchte stets nach Möglichkeiten zur Linderung ihrer Schmerzen: „Erst war ich beim Hausarzt, dann beim Chirurgen, hinterher beim Heilpraktiker. Ich habe Bandagen und Spritzen bekommen. Doch als Patient sollte eines zur Gewissheit werden: die Schmerzen kann man zwar lindern, doch bleibt Arthrose eine unheilbare Krankheit.“
In der Erkrather Arthrose-Selbsthilfegruppe trifft sie auf Leute mit ähnlichen Problemen. Doch die Gruppe ist zu klein. Zu wenige neue Impulse dringen ins Innere der Caritas-Begegnungsstätte. Und sobald ein oder zwei Mitglieder terminlich verhindert sind, geraten die Treffen schnell an die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Aus diesen Gründen sucht die Selbsthilfegruppe händeringend nach neuen Mitgliedern.
„Es gab hin und wieder neue Interessenten“, weiß Barthel zu berichten, „doch viele der von Arthrose Betroffenen sind nur einmalig hier erschienen. Ein zweites Mal haben wir sie nicht mehr gesehen.“Er moniert, viele Leute seien bloß gekommen, um sich ein wenig unterhalten zu lassen und zeigten wenig ernsthaftes Interesse am Krankheitsbild. Kaum habe man mit den körperlichen Übungen begonnen, sei die Begeisterung schnell in den Keller gegangen, beklagt Barthel.
Dabei kennt der ehemalige Sportlehrer viele Möglichkeiten, die belasteten Gelenke der Betroffenen durch sanftes Muskeltraining zu entlasten: „Mit einer gestärkten Ober- und Unterschenkelmuskulatur stemmt das schmerzende Kniegelenk nicht so viel Gewicht.“Ulrike Lebeck macht eine passende Übung vor. Sie legt sich auf den Boden, die Beine schweben angewinkelt in der Luft. Dann klemmt sie einen Ball aus Schaumstoff zwischen die Knie und presst 20 Mal kräftig die Beine aneinander.
Weiter geht es unter Anleitung von Barthel. Er greift gerne auf ein dehnbares Therapieband zurück. Mit den Füßen auf das Gummiband stellen, dann mit beiden Händen die Enden hoch über den Kopf ziehen. Danach das Band ins Kreuz legen und stramm vom Körper wegziehen.
All das zeigt: „Betroffene sollten sich frühzeitig mit ihrer Krankheit auseinandersetzen“, sagt Edda Schulz: „Dann ist noch viel machbar und eine Operation kann in weite Ferne rücken.“