Flughafen will nachbessern
Die neuen Schranken auf der Abflugebene des Flughafens sorgen für Diskussionen. Kritik kommt von Reisenden, Experten und der Politik. Der Flughafen verspricht mehr Schilder, Personal und Kulanz für Behinderte und Taxifahrer.
„Der Flughafen ist gut erreichbar, aber die letzten 300 Meter werden jetzt zum Problem“, sagt FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus. Eine von vielen Kritiken. Seit Samstag stehen auf der Ankunftsebene Schranken. Wer Menschen absetzen will, muss ein Ticket ziehen. Das ist für acht Minuten kostenlos, wer länger bis zum Ausgang braucht, zahlt fünf Euro für die ersten 15 Minuten, danach drei Euro pro fünf Minuten. In den ersten Tagen sorgte das neue System für lange Rückstaus und unzufriedene Autofahrer und Reisende.
„Das System ist einfach nicht genug durchdacht“, sagt Frank Menge, der mit Frau Dominique am Flughafen steht. „Acht Minuten reichen nicht, wenn alte Menschen aussteigen müssen.“„Das System ist aufs Geldmachen ausgelegt“, finden viele, unter anderem das Ehepaar Gabriele und Johann Eller. „So fängt der Urlaub schon mit Stress an“, sagen die beiden.
Auch Experten sehen das System kritisch: Michael Schreckenberg, Lehrstuhlinhaber für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, erklärt: „Eine Zufahrt mit einer Schranke bedeutet immer eine Zeitverzögerung.“Auf diese Weise ließe sich die angespannte Situation nicht entzerren.„Hier steht vermutlich das Geldverdienen imVordergrund“, sagt der Verkehrsexperte. Auch beim ADAC stößt das Thema auf heftige Reaktionen: „Autofahrer werden hier abgezockt“, sagt etwa Verkehrsexperte Roman Suthold. Aus der An- und Abfahrt dürfe kein Geschäftsmodell gemacht werden.
Die Liberalen fordern Oberbürgermeister Thomas Geisel, der auch Flughafen-Aufsichtsratschef ist, auf, sich einzuschalten. Das Chaos sei symptomatisch für vieles, was im Flughafen schief läuft, sagt Partei- chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Geisel ist derzeit in Moskau und kündigt an, nach seiner Rückkehr das Thema „vernünftig zu besprechen“.
Es gibt allerdings auch positive Stimmen: Eline Backer ist Vielfliegerin. „Hier musste etwas getan werden“, sagt sie. Norbert Czerwinski von den Grünen hofft, dass nun mehr Passagiere mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Andreas Hartnigk von der CDU glaubt, das System sei nötig gewesen und würde sich einspielen, rät dem Flughafen aber, sich kulant zu zeigen.
Genau das hat dieser auch geplant: Bei Behinderten oder Großraumtaxen, wo Vorfahrt und Ausladen länger dauerten, werde man per Funk eine freie Ausfahrt anordnen, sagt Flughafensprecher Thomas Kötter. Grundsätzlich halte man jedoch am Schrankensystem fest. „Es gibt einen Gewöhnungseffekt“, sagt Kötter. Das sei anderswo auch so gewesen. Ein vergleichbares Schrankensystem am Abflug gebe es etwa in München, Frankfurt und Weeze, Köln werde es auch einführen.
Man werde die Beschilderung verbessern und das Info-Personal aufstocken. Den Vorwurf, mit dem System in erster Linie zusätzliches Geld verdienen zu wollen, weist Kötter zurück: Erste Auswertungen der neuen Regelung ergäben, so der Flughafensprecher, dass 95 Prozent der Nutzer mit der Zeit von acht Minuten auskämen.