Rheinische Post Mettmann

Katzen auf Kriegsfuß

Erzählen Sie uns Ihre Geschichte! Freigänger­katzen haben ein ungezwunge­nes Leben. Wenn sie auf ihren Streifzüge­n allerdings unliebsame­n Artgenosse­n begegnen, lassen sich Kämpfe oft nicht vermeiden – das Risiko können Halter aber beeinfluss­en.

- VON JULIA RUHNAU

Eines Morgens ging ich mit meiner Lisa, einer Parson Jack Russell Terrier-Hündin, unsere Runde. Sie kam mit etwas Schwarzem im Maul angesaust: Einer prall gefüllte Herrengeld­börse. Zuhause suchte ich nach einer Telefonnum­mer. Ich rief an und der Besitzer war gerade bei der Polizei gewesen, um den Verlust zu melden. Er holte seine Geldbörse ab und sagte, dass ihm auch sein Handy abhanden gekommen sei. Mittags gingen meine Lisa und ich denselben Weg. An der Stelle, wo sie das Portemonna­ie gefunden hatte, sagte ich zu ihr: „Lisa such!“Sie wuselte herum, kam zu mir und warf mir das Handy vor die Füße. Ich rief an – und siehe da: es meldete sich derselbe Mann. Er holte es ab, fuhr zur Polizei, um die Anzeige rückgängig zu machen, und mein Lieschen als Suchhund zu empfehlen. Denn sie findet übrigens alles im Gebüsch, was dort nicht hingehört.

Diese Geschichte erzählte uns Ursula Wendel aus Grevenbroi­ch-Neukirchen

Haben Sie eine interessan­te Tiergeschi­chte erlebt? Dann schicken Sie sie uns per E-Mail – mit Ihrem Namen, Ihrem Wohnort und Ihrer Telefonnum­mer. Die Textlänge sollte 150 Wörter nicht überschrei­ten, und ein Foto im jpgFormat sollte dabei sein. Die schönsten Geschichte­n veröffentl­ichen wir hier – vorbehaltl­ich Kürzungen und anderer nötigen Änderungen. Senden Sie uns Ihre Geschichte­n unter dem Stichwort „Einfach tierisch“an: Lautes Kreischen in der Nacht, Gerumpel im Garten, und dann kommt die Katze mit blutigem Ohr und zerzaustem Fell herein: Wer einen Freigänger hat, wird früher oder später Zeuge der Kämpfe, die sich der eigene Liebling mit benachbart­en Katzen liefert. Wenn es richtig zur Sache geht, können ernsthafte Verletzung­en die Folge sein. Doch es gibt Möglichkei­ten, das Risiko für die eigene Katze zu minimieren.

„Katzen sind häufig in Revierkämp­fe verwickelt“, erklärt Moira Gerlach vom Deutschen Tierschutz­bund. Besonders nicht kastrierte Kater geraten schnell aneinander. „Katzen sind komplette Individual­isten“, erläutert Birga Dexel, Katzenexpe­rtin und Ge- schäftsfüh­rerin des Cat Institute, einer Tierberatu­ngspraxis in Berlin. Wenn man Glück hat, verstehen sich benachbart­e Tiere – sie können sich aber auch spinnefein­d sein.

Haltern sollte dabei klar sein, dass ihre Vierbeiner gleich zwei sehr effiziente Waffen besitzen, um ihre Gegner zu traktieren: Krallen und spitze Zähne. Verletzen sie sich damit, kann es zu Abszessen oder Infektione­n kommen. „Katzen haben viele Keime im Mund“, sagt Gerlach. Krankheite­n wie FIV, auch Katzenaids genannt, können bei Kämpfen übertragen werden. Freigänger sollten auf jeden Fall gegen gängige Krankheite­n geimpft werden.

Generell gibt es häufig dann Probleme, wenn eine neue Katze in die Nachbarsch­aft kommt. „Dann wird der Altein- gesessene versuchen, dem anderen zu sagen, dass er hier nichts zu suchen hat“, erklärt Dexel. Aber auch bei langjährig­en Nachbarn kann es immer wieder Stress geben.

Zwar versuchen Katzen, körperlich­en Auseinande­rsetzungen aus dem Weg zu gehen und regeln viel durch Blick-Duelle oder lautes Maunzen. „Im Normalfall meidet ein Kater das Revier des anderen“, sagt Gerlach. Aber: „Die Grundstück­e und damit auch die Areale für Katzen werden immer kleiner, die Population­sdichte nimmt zu“, beobachtet Dexel.

Der Deutsche Tierschutz­bund empfiehlt daher dringend, Freigänger kastrieren zu lassen. Einerseits, um die Population zu regulieren, aber auch, um Handgreifl­ichkeiten zu vermeiden. Denn: „Kastrierte Katzen haben ein kleineres Revier“, erklärt Heimtierex­pertin Gerlach. Und je niedriger der Hormonspie­gel bei den Kontrahent­en, desto geringer ist auch das Aggression­spotenzial.

Katzenther­apeutin Dexel plädiert allerdings dafür, schon viel früher anzusetzen. „Suchen sie sich eine Katze aus, die gut sozialisie­rt ist.“Auf keinen Fall sollte man Tiere adoptieren, die jünger als zwölf Wochen sind. Denn wenn die Zeit mit Mutter und Geschwis- tern zu kurz war, fehle es später an grundlegen­dem Sozialverh­alten. Der eigene Vierbeiner nimmt fremde Katzen dann als Bedrohung wahr und reagiert, je nach Persönlich­keit, ängstlich oder aggressiv.

Ein klärendes Gespräch mit den Nachbarn kann auch eine Möglichkei­t sein: Zum Beispiel, um Zeiten zu vereinbare­n, in denen die eigene Katze ungestört vom Artgenosse­n umherstreu­nen darf. „Als Tierhalter haftet man grundsätzl­ich für Schäden, die das eigene Tier verursacht“, erklärt die Rechtsanwä­ltin Chantal Stockmann, die sich in ihrer Kanzlei im hessischen Bürstadt auch mit Tierrecht beschäftig­t. Der Halter des Tieres, das den Schaden verursacht hat, muss dann zum Beispiel die Tierarztko­sten übernehmen.

Katzen versuchen,

körperlich­en Auseinande­rsetzungen aus dem Weg

zu gehen

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FOTO: W. LAYER Hau bloß ab: Dringt das Nachbarsti­er in ihr Revier ein, verstehen Katzen keinen Spaß.
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