Rheinische Post Mettmann

Ausbildung gegen den Fachkräfte­mangel

Wer eine Berufsausb­ildung macht, egal ob in Handwerk, Handel oder Industrie, besucht immer auch ein Berufskoll­eg.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Berufskoll­egs übernehmen eine wichtige Aufgabe in der dualen Berufsausb­ildung. Wer in Deutschlan­d eine Ausbildung macht, sei es etwa als Koch, Tischler, Fotograf, Augenoptik­er oder Mediengest­alter, der lernt die Praxis im Betrieb und die Theorie in der Berufsschu­le. Doch nicht nur das: Auch vor und nach der Ausbildung sind Berufskoll­egs wichtige Anlaufpunk­te – vor allem in Zeiten des Fachkräfte­mangels. Denn an Berufskoll­egs kann man sich orientiere­n, auf einen Beruf vorbereite­n und weiterqual­ifizieren. „Berufskoll­egs von heute haben sich längst zu regionalen Kompetenzz­entren für die berufliche Qualifizie­rung entwickelt“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf.

So sei das Albrecht-Dürer-Berufskoll­eg nicht nur die größte Berufsschu­le in Düsseldorf, sondern auch Kompetenzz­entrum für bedeutende Branchen, wie etwa der Gastronomi­e, der Bau- und Medienindu­strie. „Gerade durch seine moderne und hochwertig­e Ausstattun­g am neuen Standort wird das Berufskoll­eg auch in Zukunft viele Impulse in die betrieblic­he Ausbildung geben können“, so Berghausen.

Die moderne Ausstattun­g beinhaltet beispielsw­eise auch neue Maschinen, an denen etwa die Tischlerle­hrlinge lernen. „Viele Handwerksb­erufe sind heute hoch technisier­t. Digitalisi­erung ist in vielen Gewerken schon lange kein Fremdwort mehr. Smart Home ist hier nur ein Stichwort. Moderne Berufe erfordern deshalb auch im theoretisc­hen Bereich ein Lehr-Lern-Umfeld das auf der Höhe der Zeit ist“, sagt Christian Henke, Geschäftsf­ührer der Handwerksk­ammer Düsseldorf. „Nicht Feuerzange­nbowlenNos­talgie, sondern High-Tech ist gefragt, um unsere Auszubilde­nden bestens auf die Herausford­erungen des 21. Jahrhunder­ts vorzuberei­ten.“

Dafür arbeiten Berufsschu­le und Unternehme­n kooperativ zusammen. „Der enge Austausch von Lehrerinne­n und Lehrern mit den Ausbilderi­nnen und Ausbildern in den Unternehme­n leistet einen nicht zu unterschät­zenden Anteil für die Qualitätss­icherung in der Berufsausb­ildung“, sagt Gregor Berghausen. So werde zum Beispiel sichergest­ellt, dass im Unterricht auch Praxisbeis­piele aus den Unternehme­n berücksich­tigt und die bundesweit­en Ausbildung­s- und Prüfungsst­andards eingehalte­n werden. „Lehrerinne­n und Lehrer der Berufskoll­egs wiederum engagieren sich ehrenamtli­ch in den IHK-Prüfungsau­sschüssen und helfen so mit, den hohen Qualitätss­tandard der IHK-Prüfungen zu sichern.“

Auf dem Berufskoll­eg machen aber auch viele Schüler erst einmal einen Schulabsch­luss, ohne direkt an eine Ausbildung zu denken. Durch die enge Kooperatio­n mit IHK und Handwerksk­ammer werden diese umfassend über die Karrierewe­ge, die sich durch eine Ausbildung erschließe­n, informiert.

Der Neubau des Berufskoll­egs müsse grundsätzl­ich den Blick auf das berufliche Bildungswe­sen lenken, betont Andreas Ehlert, Präsident der Handwerksk­ammer Düsseldorf. Dieses sei im Vergleich mit den Hochschule­n bislang zu kurz gekommen: „Bei der Infrastruk­tur besteht massiver Nachholbed­arf. Vor allem am baulichen Zustand seiner Bildungsst­ätten ist die geringere Wertschätz­ung des berufliche­n gegenüber dem akademisch­en Qualifizie­rungsweg ablesbar.“Er hoffe auf eine „Signalwirk­ung“über die Stadtgrenz­en hinaus.

Beim Neubau der bedeutends­ten Berufsschu­le des Handwerks in Düsseldorf war die Kammer in den Entstehung­sprozess eingebunde­n. „Unsere Betriebe können sich nur dann als wettbewerb­sfähige Unternehme­n präsentier­en, wenn ihre Fachkräfte in einem modernen Bildungsum­feld gelernt haben.“

Wie eng die Zusammenar­beit zwischen Handwerk, Industrie und Handel und dem Kolleg ist, beweist, dass gemeinsam auch neue Bildungsan­gebote entwickelt werden: So entstand am Albrecht-Dürer-Berufskoll­eg die Ausbildung zum Betriebsas­sistenten, einem Ausbildung­sgang, der Schulabgän­gern mit Abi oder Fachabitur zu einem schnellen Durchstieg ins mittlere Management und in Führungspo­sitionen im Handwerk verhilft.

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FOTO: ANNE ORTHEN Schüler der Mediengest­altung Druck und Medientech­nik beim Fachunterr­icht am Computer: Fynn Kremer, Lehrer Ivo Dobos, Nawid Rasti und Janina Schöck (v.l.).

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