Ausbildung gegen den Fachkräftemangel
Wer eine Berufsausbildung macht, egal ob in Handwerk, Handel oder Industrie, besucht immer auch ein Berufskolleg.
Berufskollegs übernehmen eine wichtige Aufgabe in der dualen Berufsausbildung. Wer in Deutschland eine Ausbildung macht, sei es etwa als Koch, Tischler, Fotograf, Augenoptiker oder Mediengestalter, der lernt die Praxis im Betrieb und die Theorie in der Berufsschule. Doch nicht nur das: Auch vor und nach der Ausbildung sind Berufskollegs wichtige Anlaufpunkte – vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels. Denn an Berufskollegs kann man sich orientieren, auf einen Beruf vorbereiten und weiterqualifizieren. „Berufskollegs von heute haben sich längst zu regionalen Kompetenzzentren für die berufliche Qualifizierung entwickelt“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.
So sei das Albrecht-Dürer-Berufskolleg nicht nur die größte Berufsschule in Düsseldorf, sondern auch Kompetenzzentrum für bedeutende Branchen, wie etwa der Gastronomie, der Bau- und Medienindustrie. „Gerade durch seine moderne und hochwertige Ausstattung am neuen Standort wird das Berufskolleg auch in Zukunft viele Impulse in die betriebliche Ausbildung geben können“, so Berghausen.
Die moderne Ausstattung beinhaltet beispielsweise auch neue Maschinen, an denen etwa die Tischlerlehrlinge lernen. „Viele Handwerksberufe sind heute hoch technisiert. Digitalisierung ist in vielen Gewerken schon lange kein Fremdwort mehr. Smart Home ist hier nur ein Stichwort. Moderne Berufe erfordern deshalb auch im theoretischen Bereich ein Lehr-Lern-Umfeld das auf der Höhe der Zeit ist“, sagt Christian Henke, Geschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf. „Nicht FeuerzangenbowlenNostalgie, sondern High-Tech ist gefragt, um unsere Auszubildenden bestens auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorzubereiten.“
Dafür arbeiten Berufsschule und Unternehmen kooperativ zusammen. „Der enge Austausch von Lehrerinnen und Lehrern mit den Ausbilderinnen und Ausbildern in den Unternehmen leistet einen nicht zu unterschätzenden Anteil für die Qualitätssicherung in der Berufsausbildung“, sagt Gregor Berghausen. So werde zum Beispiel sichergestellt, dass im Unterricht auch Praxisbeispiele aus den Unternehmen berücksichtigt und die bundesweiten Ausbildungs- und Prüfungsstandards eingehalten werden. „Lehrerinnen und Lehrer der Berufskollegs wiederum engagieren sich ehrenamtlich in den IHK-Prüfungsausschüssen und helfen so mit, den hohen Qualitätsstandard der IHK-Prüfungen zu sichern.“
Auf dem Berufskolleg machen aber auch viele Schüler erst einmal einen Schulabschluss, ohne direkt an eine Ausbildung zu denken. Durch die enge Kooperation mit IHK und Handwerkskammer werden diese umfassend über die Karrierewege, die sich durch eine Ausbildung erschließen, informiert.
Der Neubau des Berufskollegs müsse grundsätzlich den Blick auf das berufliche Bildungswesen lenken, betont Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. Dieses sei im Vergleich mit den Hochschulen bislang zu kurz gekommen: „Bei der Infrastruktur besteht massiver Nachholbedarf. Vor allem am baulichen Zustand seiner Bildungsstätten ist die geringere Wertschätzung des beruflichen gegenüber dem akademischen Qualifizierungsweg ablesbar.“Er hoffe auf eine „Signalwirkung“über die Stadtgrenzen hinaus.
Beim Neubau der bedeutendsten Berufsschule des Handwerks in Düsseldorf war die Kammer in den Entstehungsprozess eingebunden. „Unsere Betriebe können sich nur dann als wettbewerbsfähige Unternehmen präsentieren, wenn ihre Fachkräfte in einem modernen Bildungsumfeld gelernt haben.“
Wie eng die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Industrie und Handel und dem Kolleg ist, beweist, dass gemeinsam auch neue Bildungsangebote entwickelt werden: So entstand am Albrecht-Dürer-Berufskolleg die Ausbildung zum Betriebsassistenten, einem Ausbildungsgang, der Schulabgängern mit Abi oder Fachabitur zu einem schnellen Durchstieg ins mittlere Management und in Führungspositionen im Handwerk verhilft.