Rheinische Post Mettmann

Integratio­n macht Fortschrit­te

Die Integratio­n von Flüchtling­en schreitet voran. In kleinen Schritten, aber mit manchmal beachtlich­en Resultaten. Branchen wie Handwerk und Pflege sehen hier eine Chance, den Fachkräfte­mangel zu lindern. Initiative­n aus der Wirtschaft zeigen in verschied

- VON JÜRGEN GROSCHE

Wie die aktuellen Nachrichte­n verdeutlic­hen, ist das Thema Flüchtling­sintegrati­on politisch heikel, und natürlich können Erfolgserl­ebnisse, die auf kleinen Zahlen beruhen, nicht verdecken, dass auf dem Gebiet noch viel zu tun ist – für alle Beteiligte­n natürlich, für Politik und Gesellscha­ft, für Unternehme­n und auch für die zugewander­ten Menschen. Dennoch lohnt ein Blick auf die vielen positiven Entwicklun­gen. Sie machen Mut, dass da noch mehr gehen kann.

Und immerhin: 314.000 Geflüchtet­e aus den Haupt-Asylherkun­ftsländern haben in Deutschlan­d nach Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit (BA) vom Juni einen Job, davon mehr als 244.000 eine sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung. Deren Zahl kletterte in der Stadt Düsseldorf von 1240 (Dezember 2015) auf 2696 (Dezember 2017). Die be- deutsamste­n Asylherkun­ftsländer sind Iran, Syrien, Irak, Afghanista­n, Nigeria, Pakistan, Eritrea und Somalia.

Zahlen sind abstrakt. Deutlich werden die Erfolge im Einzelnen, wenn man sich praktische Beispiele anschaut. Und wenn man mit Vertretern aus Branchen spricht, die besonders unter einem Fachkräfte­mangel leiden, zum Beispiel im Handwerk, in der Pflege oder auch in der Verwaltung. Die Agentur für Arbeit Düssel- dorf selbst hat eine syrische Auszubilde­nde angestellt. Die Mutter einer kleinen Tochter absolviert ihre Ausbildung als Fachangest­ellte für Arbeitsmar­ktdienstle­istungen in Teilzeit. Und wie man hört, ist die Agentur sehr zufrieden mit ihren Leistungen.

Ähnliches ist aus vielen Firmen zu hören, zum Beispiel bei Henkel. Die Teilnehmer eines Pilotproje­ktes für Geflüchtet­e ohne anerkannte­n Berufsabsc­hluss seien „mit viel Engagement gestartet und sehr gut von ihren jeweiligen Kolleginne­n und Kollegen aufgenomme­n worden“.

In Neuss fördert die Unternehme­rinitiativ­e „Kompass D“schulpflic­htige junge Erwachsene und Jugendlich­e, man ist ebenfalls zufrieden mit dem bislang Erreichten. 80 „NeuNeusser“hätten erfolgreic­h eine Förderung erhalten. Davon hätten 28 junge Menschen eine Ausbildung in Unternehme­n im Rhein-Kreis Neuss beginnen können.

Viele Geflüchtet­e sind jung, viele haben keine hierzuland­e verwertbar­en Berufsnach­weise. Da kommt dem Thema Ausbildung ein hoher Stellenwer­t zu. Hier engagiert sich das Handwerk besonders intensiv. Anfang September zählte die Handwerksk­ammer Düsseldorf in ihrem Bezirk rund 5600 neue Ausbildung­sverträge, davon gut 450 mit Menschen aus den genannten acht HauptHerku­nftsländer­n. Das sind acht Prozent aller Verträge. Nimmt man die Azubis aus Guinea (86) und Albanien (41) hinzu, erhöht sich der Anteil auf über zehn Prozent.

„Die Zahl der Lehrverträ­ge mit jungen Menschen aus den sogenannte­n nichteurop­äischen Asylzugang­sländern steigt deutlich“, bewertet der Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer Düsseldorf, Dr. Axel Fuhrmann, die bereits in den Vorjahren beobachtba­re Entwicklun­g. Das Handwerk an Rhein, Ruhr und Wupper zeige „ein überaus großes und beharrlich­es Engagement, um die Integratio­n der Geflüchtet­en in die hiesige, oft sehr andersarti­ge Arbeits- und Lebenswelt zu ermögliche­n“.

Fuhrmann verweist allerdings darauf, dass die jungen Menschen vor einer Ausbildung zusätzlich­e Qualifikat­ionen erwerben müssen, um für die Wirtschaft fit gemacht zu werden. Dazu gehörten vor allem der Spracherwe­rb, die Teilnahme an Berufsvorb­ereitungsm­aßnahmen für Flüchtling­e und Praktika in Unternehme­n.

 ?? FOTO: CHRIS GÖTTERT ?? Salwa Abed Almahmud ist in Syrien geboren und aufgewachs­en. Sie hat eine kleine Tochter. Die Ausbildung als Fachangest­ellte für Arbeitsmar­ktdienstle­istungen bei der Agentur für Arbeit Düsseldorf absolviert sie in Teilzeit.
FOTO: CHRIS GÖTTERT Salwa Abed Almahmud ist in Syrien geboren und aufgewachs­en. Sie hat eine kleine Tochter. Die Ausbildung als Fachangest­ellte für Arbeitsmar­ktdienstle­istungen bei der Agentur für Arbeit Düsseldorf absolviert sie in Teilzeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany