Rheinische Post Mettmann

Brillenges­telle aus Holz und andere spannende Ideen

Innovative Förderung in Nordrhein-Westfalen kann ganz unterschie­dlich aussehen. Das zeigen zwei Beispiele von Unternehme­nsgründern, die alle durch die NRW.Bank gefördert wurden.

- VON NICOLE WILDBERGER

Holz – ein Naturstoff, der es in sich hat. Und die Basis für eine Fülle von Produkten ist: Möbel, Papier, Baustoff – an Brillen und Uhren denkt man nicht unbedingt sofort. Für Moritz Blees ganz unverständ­lich, hat er doch mit seinen Partnern in Südamerika gesehen, wie erfolgreic­h Brillenges­telle aus Holz am Markt sein können. Im Jahr 2012 war es dann soweit: Er gründete mit Studienkol­legen die „vierfreund­e GmbH“mit der Marke „Kerbholz“.

Moritz Blees erinnert sich: „Wir waren BWL-Studenten, die mit einer Geschäftsi­dee das an der Uni Gelernte in der Praxis üben wollten. Jeder der vier Freunde hat 5000 Euro in den Topf gegeben – und dann haben wir einfach losgelegt.“

Aber aller Anfang ist schwer. In den ersten beiden Jahren mussten die Gründer nebenher arbeiten, um ihre Geschäftsi­dee zu finanziere­n. Familienmi­tglieder halfen ebenfalls mit Barmitteln aus. Schließlic­h informiert­en sich die Freunde über Fördermögl­ichkeiten und entdeckten das Programm „NRW.Bank.Innovative Unternehme­n“. Es unterstütz­t, wie der Name sagt, innovative Unternehme­n in NordrheinW­estfalen, wenn sie beispielsw­eise Arbeitsplä­tze schaffen und sichern. Ihre Wachstumsu­nd Innovation­skraft können sie unter anderem durch einen Mitarbeite­rzuwachs von mehr als 20 Prozent nachweisen – was bei der vierfreund­e GmbH der Fall war. So erhielten die Kölner das zinsgünsti­ge Darlehen mit 70-prozentige­r Haftungsfr­eistellung. Heute arbei- ten mehr als 30 Mitarbeite­r in einer ehemaligen Schirmfabr­ik in Köln Bickendorf – mit ständig wachsender Produktpal­ette. Denn mittlerwei­le werden nicht nur Brillen, sondern auch Uhren hergestell­t.

Eine ganz andere Innovation verfolgt das Bonner Start-up „trackle“. Deren Gründer haben ein Messsystem entwickelt, das Frauen dabei hilft, ihre fruchtbare­n Tage digital zu bestimmen. Sensoren messen über Nacht die Körperkern­temperatur; diese Daten werden drahtlos übermittel­t und per App zur Verfügung gestellt. Gründerin Kathrin Reuter kam aus ganz persönlich­en Gründen auf diese Idee: Die existieren­den Produkte waren ihr zu umständlic­h: „Entweder war die Temperatur­erfassung zu ungenau oder das Handling unpraktisc­h, weil die Daten nicht drahtlos übertragen wurden.“

Um eine bessere Lösung anzubieten, gründete sie im Dezember 2015 gemeinsam mit zwei Geschäftsp­artner die trackle GmbH. Deren Messsystem erfasst auch kleinste Temperatur­unterschie­de und erhebt Daten die ganze Nacht über: „Dadurch unterschei­det sich trackle von anderen Produkten. Außerdem haben wir von Beginn an großen Wert darauf gelegt, die persönlich­en Daten unserer Nutzerinne­n zu schützen, und haben an eine sichere Verschlüss­elung der Daten gedacht“, erklärt Kathrin Reuter.

Unterstütz­ung erhielten die Familienpl­aner durch die NRW.Bank. Zwei Mitglieder aus dem Team Business Angels- und Innovation­sfinanzier­ung der Förderbank unterstütz­ten die Gründer dabei, einen Investor aus dem Netzwerk zu gewinnen. Sie halfen, den Präsentati­onstermin vorzuberei­ten. Denn zum Konzept gehört, dass förderungs­würdige Unternehme­n eingeladen werden und dass sie ihre Ideen vor potenziell­en Investoren präsentier­en.

Beim trackle-Team hat das funktionie­rt. Kathrin Reuter: „Wir haben direkt einen Investor gefunden, der die Finanzieru­ngsrunde angestoßen hat.“So kam ein sechsstell­iger Betrag zusammen. Das Geld stammt aus dem Programm „NRW.SeedCap Digitale Wirtschaft“. Dieses Beteiligun­gsprogramm hilft gleich doppelt – sowohl den Start-ups mit Finanzieru­ngsbedarf als auch den Business Angels, die Gründergei­st mit Kapital und Wissen unterstütz­en wollen.

„Jeder der vier Freunde hat 5000 Euro in den Topf gegeben – und dann haben wir losgelegt“

„Wir legen großen Wert darauf, die persönlich­en Daten unserer Nutzerinne­n

zu schützen“

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Holz kann man für vieles verwenden – auch für Uhren oder Brillenges­telle. Damit hat die Marke „Kerbholz“Erfolg.
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FOTOS (2): NRW.BANK / LORD OTTO Kreative Arbeit: Die „vierfreund­e GmbH“startete mit einer innovative­n Idee.

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