Falscher Ansatz
Zu „War’s das jetzt?“(RP vom 5. September): Ihrem Autor ist zunächst einmal beizupflichten, dass es überaus ärgerlich ist, dass Teile der Veranstalter des „Wir sind mehr“-Konzerts die Eröffnungsrede dazu missbraucht haben, um eine Solidaritätsbekundung an die Besetzer des Hambacher Forstes abzugeben. Gänzlich anderer Meinung bin ich allerdings bezüglich der in dem Essay geäußerten Vorbehalte gegen die Verwendung des Begriffs Antifaschismus. Ich selber, als ein christlich-liberal geprägter Mensch, habe mich immer auch als Antifaschist bezeichnet. Ich kann nicht im Ansatz erkennen, weshalb ich mich dadurch, wie von Ihrem Autor Ich hätte mich gefreut, wenn Helene Fischer oder Andrea Berg sich zu einem Benefiz-Konzert in Chemnitz bereit gefunden hätten. Nicht weil ich Fan bin, sondern weil sie nicht im Geruch des Linksradikalismus stehen. Sie sind wohl eher mitten in der Mitte. Aber die knapp 70.000, die in Chemnitz waren, in einen Topf mit Stalin und Mao zu werfen, ist ein starkes Stück. Antifaschismus bedeutet nichts mehr, als die Ideologie und Taten der alten und neuen Nazis abzulehnen. Damit stellen sich die überwiegend jungen Menschen in Chemnitz und anderswo in eine gute Tradition, in die der Weißen Rose oder der Resistance. Die Weimarer Republik krankte weniger an den extremen Rändern, sondern vielmehr an der Trägheit der Mitte.
Leserzuschriften