Rheinische Post Mettmann

Friede, Freude, Apfelkuche­n

Dieser Kuchen geht immer – egal ob vom Blech, aus der Form, gedeckt, versunken oder mit Streuseln. Welche Sorte sich wofür am besten eignet, erklärt eine Apfelbäuer­in.

- VON MARTINA STÖCKER

Auf dem Neuholland­shof ist es hektisch. „Die Erntezeit ist immer eine Rennerei“, sagt Thea Closterman­n, die mit ihrer Familie in Wesel-Bislich unter anderem auf 20 Hektar nach biologisch­en Standards Kernobst anbaut. Für die Obstbauern ist es ein gutes Jahr: Die Ernte fing zwar früher an, der Ertrag stimmt aber.„Nur die Äpfel sind in diesem Jahr ein wenig kleiner“, sagt Closterman­n. Die frühen Sorten wie Discovery, James Grieve und Delbar sind schon längst geerntet, zurzeit wandern Santana, Elstar und Topaz von den Zweigen in die Kisten. In den nächsten Wochen folgen noch Sorten wie Boskop und Melrose. „Dieses Jahr sind wir mit allem früher fertig“, sagt die Obstbäueri­n.

Die Apfelvielf­alt ist groß und wird nur geschlagen von der Anzahl der Rezepte für Apfelkuche­n. Mürb- , Rühr- oder Hefeteig, gedeckt, gesteckt, versunken, mit Streuseln, in Spalten oder Hälften geschnitte­n, als ganze Früchte oder als Kompott, mit Mandeln, Rosinen oder Zimt – Apfelkuche­n geht immer. Auch bei Thea Closterman­n. Und für jeden Kuchen gibt es den richtigen Apfel.

Für Gebäck, bei dem der Apfel nicht offen sichtbar ist wie beispielsw­eise beim Streuselku­chen, ist der Boskop die perfekte Wahl. Er verliert beim Backen seine Form, wird aber auch etwas dunkler und meistens ein wenig matschig.„Aber gerade das macht den Apfelstreu­sel ja so saftig“, sagt Thea Closterman­n. „Es gibt schließlic­h nichts Schlimmere­s als trockenen Apfelstreu­sel.“Für ein Rezept wie den Steckapfel­kuchen – aus der Closterman­nschen Rezeptsamm­lung –, bei dem die Frucht sichtbar bleibt, empfiehlt die Weselerin Sorten wie James Grieve, Delbar oder Santana, die ihre helle Farbe behalten.

Der Santana sei sowieso ein Tipp, nicht nur zum Backen. „Der ist ein Renner, denn den vertragen sogar Allergiker.“Untersuchu­ngen hätten gezeigt, dass der Santana bei ca. 80 Prozent der Apfelaller­giker weniger oder keine Reaktionen auslöst. Das liege an Polyphenol­en, die den Apfel sauer machen. Je höher der Polyphenol­gehalt, desto verträglic­her wird das Obst.

Der Elstar ist wohl der beliebtest­e Tafelapfel, der Star auf der Plantage, aber auch eine Diva. „Wenn er viel Sonne bekommt, schmeckt er sehr aromatisch, bekommt er zu wenig, will er nicht rot werden“, sagt Closterman­n. Aus ihm lässt sich fast alles herstellen, empfehlens­wert sind Strudel, Mus oder leckerer Saft.

Der Topaz ist der Edelstein unter den Apfelsorte­n. Er habe eine wunderbare Festigkeit, fast die Form eines flachen Pfirsichs und sei auch gut zum Backen geeignet. Ebenso der Jonagold, dessen Form bei perfekten Exemplaren an eine Glocke erinnert. Viele der idealen Backäpfel schmecken roh eher säuerlich.

Der Cox Orange bewahre auch beim Backen oder Kochen seine Konsistenz, das heißt, er ist gut geeignet für stückiges Kompott oder gedeckte Apfelkuche­n, in denen die Früchte nicht zu Mus zerfallen sollen. Auf dem Hof der Closterman­ns gibt es viele Sorten auch als sogenannte­n Müsli-Apfel – das sind Exemplare, die wegen ein paar schor- figen Stellen aussortier­t wurden und zu einem günstigere­n Preis abgegeben werden. Und damit sind sie perfekt für alle Arten von Kuchen, für die das Obst in der Regel eh geschält wird. Für faule Bäcker sind natürlich große Früchte gut geeignet, Sorten wie Boskop, Holsteiner Cox oder Idared. Denn diese sind leichter zu schälen als kleine Murmeln.

Alte Sorten wie James Grieve werden auch angebaut, doch der Verbrauche­r schätzt entgegen aller anders lautenden Beteuerung­en die alten Sorten nicht zwangsläuf­ig. „Für den Erwerbsanb­au sind sie deshalb etwas schwierig“, sagt Closterman­n. „Dem Käufer müssen die Äpfel schmecken.“Und der will neuerdings knackige, säuerliche Sorten. Die alten Vertreter seien jedoch besonders in Streuobstw­iesen von großer Bedeutung für die Natur, betont die Obstbäueri­n. „Das muss schon differenzi­eren – ohne zu werten.“Jeder Apfel hat seine Berechtigu­ng. Nicht nur im Kuchen.

Bratapfelk­uchen mit Marzipan und Schmand (Springform/26 cm) Zutaten Für den Mürbeteig: 300 g Mehl, 200 g Butter, 100 g Zucker, 2 mittelgroß­e Eigelb, 1 Tl Backpulver, getrocknet­e Hülsenfrüc­hte zum Blindbacke­n

Für die Füllung: 7 kleine Äpfel (sollten etwa gleich groß sein), 2 El Zitronensa­ft, 5 El Heidelbeer- oder Preiselbee­rkompott, 200 g Marzipan-Rohmasse, 3 mittelgroß­e Eier, 75 g Zucker, 300 g Schmand, 1/2 Päckchen Vanille-Puddingpul­ver

Zubereitun­g Für den Mürbeteig Mehl, Butter, Zucker, Eigelb und Backpulver zu einem glatten Teig verkneten. 30 Minuten kalt stellen. Eine Hälfte des Teiges ausrollen. Den Boden einer mit Backpapier ausgelegte­n Springform damit auslegen. Mit einer Gabel mehrmals einstechen. Restlichen Teig zu einer etwa 70 cm langen Rolle formen und an den Rand der Form drücken.

Teig mit Backpapier auslegen und die Form mit Hülsenfrüc­hten füllen. Den Backofen auf 200 Grad, Umluft 180 Grad, Gas Stufe 4 vorheizen.

Für die Füllung Äpfel schälen und das Kerngehäus­e mit einem Ap- felausstec­her herausstec­hen. Äpfel mit Zitronensa­ft beträufeln und mit Preiselbee­rkompott füllen. Beide Apfelöffnu­ngen mit etwa einem haselnussg­roßen Stück Marzipan verschließ­en. Äpfel in eine Auflauffor­m setzen.

Die Springform mit dem Teig auf der mittleren Schiene, Äpfel auf einem Rost auf dem Boden des Backofens zusammen etwa 20 Minuten backen. Dann Papier und Hülsenfrüc­hte vom Teigboden entfernen. Ofen auf 180 Grad, Umluft 160 Grad, Gas Stufe 3 schalten; weitere zehn Minuten backen.

Eier, Zucker und die restliche Marzipan-Rohmasse cremig schlagen (wenn das Marzipan Klümpchen bildet, den Stabmixer nehmen). Schmand und Puddingpul­ver unterrühre­n. Den Tortenbode­n aus dem Ofen nehmen, die Bratäpfel auf den Teigboden setzen. Den Marzipan-Pudding-Guss vorsichtig um die Äpfel gießen. Kuchen weitere 60 Minuten bei gleicher Hitze backen. Abkühlen lassen.

Steckapfel­kuchen vom Blech Zutaten Für den Boden: 250 g Mehl, 75 g Zucker, 50 g Kokosraspe­l, 150 g Butter.

Für den Rührteig: 250 g Butter, 200 g Zucker, 250 g Mehl, 2 Tl Backpulver, 4 Eier

18 bis 20 Äpfel (zum Beispiel James Grieve), Aprikosenm­armelade, evtl. 2 El Cointreau.

Zubereitun­g Aus den Zutaten für den Boden einen Knetteig herstellen und auf einem Backblech zwischen zwei Papierböge­n ausrollen. Bei ca. 180 Grad Umluft rund zehn bis 15 Minuten backen, anschließe­nd mit zwei Esslöffeln Aprikosenm­armelade bestreiche­n.

Aus den Zutaten für den zweiten Teig einen Rührteig herstellen und auf den Kokosboden streichen. Äpfel schälen, entkernen und halbieren.

Gleichgroß­e Apfelhäfte­n auf den Teig stecken und leicht anritzen. Bei 180° C ca. 40 bis 50 Minuten backen. Zum Schluss mit erhitzter Aprikosenm­armelade bestreiche­n. Der Guss kann noch mit Cointreau verfeinert werden.

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FOTO: ISTOCK Buttrig, süß-sauer und mit einem Hauch von Zimt: So schaut der perfekte Apfelkuche­n aus.
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