Musikverein coacht junge Talente
Die Wülfrather Rockmusiker Gemeinschaft bietet Nachwuchskünstlern die Gelegenheit, in Workshops ihr Können zu erweitern. Unterstützt wird das Projekt „Generation WüRG“unter anderen von der „Aktion Mensch“.
WÜLFRATH Ja, auch Männer machen sich Gedanken über ihre Fingernägel. Zum Beispiel Bassisten. „Ich schneide mir die Fingernägel immer ganz kurz, damit das nicht so scharrt an den Saiten, bin aber manchmal mit dem Sound nicht so ganz zufrieden“, lässt ein Teilnehmer die anderen Musiker im Bassworkshop wissen. Dozent Ralf hat direkt einen guten Tipp. „Spiel mal mit Plektron, dann klingt’s vom Anschlag her härter, vielleicht gefällt dir das besser.“
Zu viert sind sie hier, die jungen Männer, die in der Band gemeinsam mit dem Schlagzeuger den Rhythmus angeben. Ihr Instrument beherrschen sie, dies ist kein Musikunterricht, hier geht es um alltägliche Fragen: Was braucht der Bassist beim Auftritt (außer seinen Bass), und wie können wir als Band einen Auftritt optimieren? „Leute“, sagt der Referent während des Workshops für junge Musiker grinsend, „das Wichtigste vorweg: Legt euch niemals mit dem Tontechniker an, der sitzt definitiv am längeren Regler. Also, für gute Stimmung sorgen und nur wirklich um das tatsächlich Machbare bitten.Wir sind hier nicht bei den ganz Großen, wir spielen keine ausverkauften Stadien, unsere technischen Möglichkeiten sind nun einmal begrenzt.“
Ganz praktisch und praxisbezogen sollen die verschiedenen Workshops der Wülfrather Rockmusiker Gemeinschaft, kurz „WüRG“genannt, den Nachwuchskünstlern dabei helfen, ihren Weg zu finden und zu gehen.
Der Wülfrather Vincent Kuhlen alias Vinku hat bereits einige Nach- wuchspreise und Musikcontests gewonnen, mit Gitarre und Loopstation hat er sich einen unverkennbaren Musikstil angeeignet, er gilt als hochtalentiert, hat mittlerweile eine eigene Fanbasis, die er unter anderem durch soziale Medien auf dem Laufenden hält.
Nun gehört er mit seinen 21 Jahren selbst zu denen, die Gleichaltrigen wertvolle Tipps in der Nutzung von Facebook geben. Mehrere Mitglieder der Velberter Bands „Chase the Line“und „Black Schips“hören Vinku hochinteressiert zu, während er ihre an die Leinwand gebeamten Facebookauftritte analysiert. „Es ist grundsätzlich richtig, gute Livevideos zu posten, aber bitte keine, die mit Handykamera aufgenommen sind, qualitativ schlecht und verwackelt, das geht nach hinten los. Bittet einen Freund, mit einer guten Videokamera zu filmen, das wirkt um einiges professioneller“, rät er und schaut sich einVideo mit einem Schlagzeug an.„Richtig gut gemacht und super gespielt, aber bitte achtet darauf, dass unten auch euer Name zu lesen ist.“
Alle zwei Jahre veranstaltet der Verein „WüRG“die Nachwuchsworkshops. Mitorganisatorin Vera Kuhlen freut sich sehr über die teils hoch professionellen Ratgeber. „Wir haben hier einen für Videodreh, der ist selbst erst Anfang 20, arbeitet aber schon für große Industriemarken und kann bereits jetzt wunderbar davon leben. Oder unser Gesangscoach ist ausgebildeter Musicaldarsteller. Hier kann man wirklich eine ganze Menge mitnehmen.“Wer teilnehmen kann, entscheidet sich im Laufe des Jahres. Auf mehreren offenen Bühnen an verschiedenen Abenden können sich junge Bands aus der Umgebung präsentieren, später beraten die Workshopmacher darüber, wen sie für die Nachwuchsförderung für geeignet halten.