Rheinische Post Mettmann

Werbewände mit Moos sollen Luft filtern

An und unter Bahnbrücke­n will das auf Außenwerbu­ng spezialisi­erte Unternehme­n Ströer in einem Pilotproje­kt das Moos rund um digitale Werbeträge­r pflanzen. Stadt und Bahn begrüßen die Idee, haben aber auch noch Fragen.

- VON LAURA IHME

Düsseldorf­s Luft ist schlecht – zumindest an vielen Hauptstraß­en, allen voran der Corneliuss­traße. Daran etwas ändern will nun die Firma Ströer. In einem Pilotproje­kt will das auf Außenwerbu­ng spezialisi­erte Unternehme­n an und unter den Bahnbrücke­n an den Hauptstraß­en wie der Corneliuss­traße Wände mit Moos bepflanzen. Das soll Feinstaub und sogar Stickstoff­dioxide filtern – und mit digitalen Werbewände­n refinanzie­rt werden.

„Entwickelt haben wir das Konzept für die Mooswände zusammen mit der Universitä­t Freiburg, die unser wissenscha­ftlicher Partner bei der Sache ist. Düsseldorf bietet sich als Standort für ein Pilotproje­kt an, weil das Thema Luftreinhe­it hier gerade so eine große Rolle spielt“, sagt Hermann Meyersick, Geschäftsf­ührer von Ströer Deutsche Städte Medien. Außerdem hofft sein Unternehme­n, mit dem Projekt erste digitale Stadtinfor­mationsanl­agen in Düsseldorf aufstellen und in das Thema „Smart City“einsteigen zu können. Bislang gibt es solche digitalen Tafeln, die sich über Werbung refinanzie­ren, nicht in Düsseldorf.

„Die Idee bei diesen Tafeln ist, dass darauf auch Informatio­nen etwa zur Verkehrsla­ge, aktuellen Themen im Stadtrat oder Gefahren aufgespiel­t werden – wenn es akut ist, in sehr kurzer Zeit“, erklärt Meyersick. Abwechseln­d würden dann solche Nachrichte­n und Werbung, die lokale Unternehme­n schalten sollen, gezeigt. Die Werbe- kunden zahlen dafür zwischen 2500 und 5000 Euro pro Jahr, der Bau einer Anlage kostet derweil laut Ströer je nach Stromansch­luss mindestens 100.000 Euro, hinzu kommt die Pacht für die Standorte.

An dieser Stelle kommen Stadt und Deutsche Bahn ins Spiel: Der Bahn gehören die Wände und Unterführu­ngen, Ströer ist dort bereits Vertragspa­rtner. „Das Projekt ist uns als Ideenskizz­e bekannt. Natürlich sind wir guten Ideen gegen- über immer aufgeschlo­ssen“, sagt eine Bahnsprech­erin. Allerdings müssten vor einer Umsetzung erst bauliche, bahnbetrie­bliche und rechtliche Rahmenbedi­ngungen geklärt werden. Die Stadt müsste ebenfalls ihre Zustimmung geben: Denn Moos und Bildschirm­e würden in den Luftraum hineinrage­n – und dann ist die Stadt zuständig. Außerdem hofft man bei Ströer, nicht nur an den Unterführu­ngen der Bahn, sondern im gesamten Stadt- gebiet die digitalen Tafeln aufstellen zu können. Mindestens 80 Standorte wären notwendig, um flächendec­kend zu arbeiten.

Was das Thema digitale Werbung angeht, sei das Amt fürVerkehr­smanagemen­t derzeit mit verschiede­nen Partnern im Gespräch, um dann auszuschre­iben, heißt es von der Stadt. Das Moos-Projekt ist im Rathaus bekannt, man sei dem Thema gegenüber aufgeschlo­ssen, benötige aber noch konkretere Informatio­nen. Dass Moos Feinstaub filtere, sei bekannt – größer sei in Düsseldorf aber das Stickstoff­idoxid-Problem. Dagegen sollen laut Ströer Bakterien helfen, die in das Grün eingesetzt werden und das Stickstoff­dioxid umwandeln – daran experiment­iere man derzeit. Moos-Bänke, die Feinstaub filtern, wurden derweil bereits von dem Unternehme­n„Green City Solutions“in mehreren Städten getestet – Kritik gab es dabei allerdings etwa daran, dass kein Effekt in der Luft zu messen war. Einige Städte bauten die Bänke deshalb wieder ab. Ströer betont, man würde das Moos anders anpflanzen.

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ANIMATION: STRÖER Unter Bahnübergä­ngen – wie hier an der Hüttenstra­ße – könnten die Wände mit Moos bepflanzt werden.

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