Rheinische Post Mettmann

Vom Musiker zum Manager

Nick Prokop studierte Trompete, wurde Toningenie­ur und leitet seine eigenen Firma rund um Musik und Show.

- VON LARS WALLERANG

Der Großpapa war Maler, der Vater Musiklehre­r. „In unserer Familie gab es nur zweiVorste­llungen von einem Beruf: selbststän­diger Künstler oder Lehrer“, sagt Nick Prokop, der aus einer musischen Familie im oberbayeri­schen Rosenheim stammt. „Für mich kam verbeamtet­er Lehrer gar nicht in Frage.“Trotzdem studierte der gebürtige Bayer erst einmal Schulmusik und Trompete am Salzburger Mozarteum. Doch so ganz war dies nicht das Richtige für den eigenwilli­gen Kopf. EigeneWege sollten beschritte­n werden. Und einer davon führte direkt nach Düsseldorf – ans Institut für Musik und Medien der Robert-Schumann-Hochschule.

Hier absolviert­e Prokop ein Toningenie­ur-Studium. Im Jahr 2007, da studierte er noch, gründete der damals 25-Jährige gemeinsam mit seinem etwas älteren Bruder Clemens Prokop eine eigene Firma inklusive Eintrag ins Handelsreg­ister. Der Zwei-Mann-Betrieb firmierte von Anbeginn als GmbH unter dem Namen „Trust Your Ears“– „Trau Deinen Ohren“an der Harkortstr­aße in Hauptbahnh­of-Nähe. Erstes Ziel: das eigene Plattenlab­el – Markenname: „Klanglogo“. Doch das war nur der Anfang.

Heute sind der Wahl-Düsseldorf­er Nick und sein Bruder, der in der Schweiz lebt, internatio­nal unterwegs. Das Aufnehmen von CDs ist zur Nebensache geworden. Jetzt inszeniere­n die Brüder große Musikshows in Deutschlan­d, Österreich, Lettland und den USA. In Mexiko existiert der Ableger einer Installati­on, die Trust Your Ears (TYE) für die Dauerausst­ellung im Wiener Haus der Musik baute.

„Mit Körper- und Armbewegun­gen können Besucher Musik und Bilder der Installati­on beeinfluss­en“, erklärt Prokop das interaktiv­e Konzept des Kunstwerks. Für das Projekt sei unter anderem mit kei- nem geringeren Orchester als den Wiener Philharmon­ikern gearbeitet worden – eine beachtlich­e Referenz. Zu den frühesten Erfolgen habe die Beteiligun­g an einer Produktion fürs Bayerische Fernsehen gehört, erinnert sich der mittlerwei­le 36-jährige Geschäftsf­ührer des geschwiste­rlichen Betriebs. „Vineta – die versunkene Stadt“hieß das filmische Konzertfor­mat aus klassische­r Orchesterm­usik und bewegten Bildern.

In diesem Jahr geht es gen Riga, um dort das künstleris­che und technologi­sche Know-how von TYE für ein großes Lichtfesti­val mit Musik einzusetze­n. Aufträge solcher Größenordn­ung seien nur möglich durch die betrieblic­he Aufstellun­g als GmbH, sagt der musische Manager. Man könne bessere Kunden gewinnen. „Bestimmte Kunden legen Wert auf eine ordentlich­e Fir- mierung.“

Eine GmbH zu gründen, sei derweil nicht schwer, sagt der Gründer. Da reiche der Gang zum Notar. Doch danach gehe das Spannende erst los: „Du beginnst, etwas zu formen“, sagt Prokop. Das sei etwas Anderes als freies künstleris­ches Schaffen. „Man hat mit Zahlen zu tun, mit Geschäftsm­odellen und der Frage der Platzierun­g der Produkte. Welche Zielgruppe hast du? Du schwimmst in einem Meer zu vieler Möglichkei­ten.“

Herbe Rückschläg­e habe es zwar nicht gegeben in der rund zehnjährig­en Firmengesc­hichte, wohl aber Abschiede von liebgewonn­enen Produkten und Dienstleis­tungen wie beispielsw­eise kleinen Video-Drehs oder Website-Gestaltung­en für Kunden. Auch die Produktion von CDs gehöre nicht mehr zum Kerngeschä­ft. „Von CD-Pro- duktionen alleine ist man nicht mehr lebensfähi­g“, meint der Unternehme­r.

In Düsseldorf hat TYE bislang nur wenige Auftraggeb­er gefunden. Doch führe man gegenwärti­g gute Gespräche mit der Tonhallen-Leitung. Der neue Kontakt leitet sogar hin zu einer neuen Netzwerk-Arbeit. Prokop ist Mit-Gründer der Gruppe „Young Profession­als“, bestehend aus sieben Düsseldorf­er Gründungs-Mitglieder­n und mittlerwei­le an die 100 Netzwerker­n. Im Oktober will er mit seinen jungen Karrierist­en die Tonhalle und ihren Intendante­n Michael Becker besuchen, um in die Abläufe einer großen Kultur-Institutio­n hineinzusc­hnuppern. Viele Mitglieder der Young Profession­als sind noch Mitte 20, so jung wie Nick Prokop war, als er TYE gründete. Unter den Neulingen ist er schon ein alter Hase.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Nick Prokop gründete mit 25 Jahren sein eigenes Unternehme­n.

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