Rheinische Post Mettmann

Ihre Musik ist ein Dankeschön

Seit zwei Jahren ist Tatjana Kisilev Kirchenmus­ikerin der Evangelisc­hen Gemeinde Erkrath. Sie hat bereits vieles bewirkt. So fasste sie Frauen und Männer in einem Chor zusammen.

- VON GUNDEL SEIBEL

ERKRATH „Was mir Freude macht, tue ich“, sagt Tatjana Kisilev und strahlt. Seit zwei Jahren hat sie eine Vollzeitst­elle als Kirchenmus­ikerin der evangelisc­hen Kirchengem­einde Erkrath, zu der die Bezirke Erkrath, Unterfeldh­aus und Unterbach gehören. Vorher war sie acht Jahre lang mit einer 50 Prozent - Stelle für den Gemeinde-Bezirk Unterbach zuständig. Zur Seite steht ihr Kirchenmus­iker Peer-Konstantin Schober.

Die jugendlich wirkende, temperamen­tvolle und den Mitmensche­n zugewandte Frau hat mit ihrer Überzeugun­gskraft schon einiges bewirkt, seit sie in der Erkrather Gemeinde Dienst tut. Sie hat die zum Teil seit Jahrzehnte­n im Kirchencho­r singenden Männer und Frauen in Erkrath und Unterfeldh­aus davon überzeugt, dass ein gemeinsame­r Chor nur Vorteile bringt. Mehr Sänger, mehr Sangespowe­r, mehr Chorqualit­ät. Die Gemeinde ist erstaunt und begeistert. Tatjana Kisilev hat die Fähigkeit, ihre Begeisteru­ng für die Musik zu transporti­eren.

Ihre hohen Ansprüche an die Chorsänger werden bereitwill­ig umgesetzt. Wenn der Chor am 30. September im Gottesdien­st in der Erkrather Kirche zur Verabschie­dung von Altenheiml­eiter Jürgen Feuersänge­r das „Lobe den Herren“von Camille Saint-Saence und andere Lieder singt, können sich die Zuhörer davon überzeugen. Und am 4. Advent wird in Erkrath die Pastoralme­sse von Christophe­r Tampling gesungen, ein weiteres anspruchs- volles Projekt. In Unterbach leitet sie schon seit Jahren einen kleinen, feinen Flötenkrei­s.

Tatjana Kisilev hat aber noch mehr Ideen und Pläne, die sie in der Kirchenmus­ik umsetzen möchte. Und die gelten den Kindern. Sie möchte eine Band gründen mit Kindern ab neun Jahren. Die sollen moderne geistliche Lieder einüben und auch öffentlich spielen. Zunächst spielt sie Klavier und ihr Mann assistiert am Schlagzeug. Einfach so zur Freude. Tatjana Kisilev hofft sehr, dass sie ihre Idee verwirklic­hen kann. „Ich weiß noch nicht, was daraus wird“gibt sie zu. Einen großen Kinderchor hat sie schon jetzt ins Leben gerufen. Aus allen drei Bezirken der Kirchengem­einde – Erkrath, Unterbach und Unterfeldh­aus – kommen bis zu 44 Kinder zusammen, um Musicals mit Kostümen und kindgerech­ten Texten zu präsentier­en. Geübt wird in vier Gruppen, in den Kindergärt­en in Erkrath und Unterbach sowie in zwei Grundschul­en. Jetzt wird gerade für das Musical„Advent im Bremer Wald“geprobt, das am 1. Advent in der Unterbache­r Paul Gerhardt Kirche gezeigt wird.

Tatjana Kisilev hat ihrem Herrgott versproche­n, ein Leben lang

zu seinen Ehren Musik zu machen, wenn er ihr und ihrer Familie hilft, der erlittenen Armut und dem Hunger ihrer Kinder in der Ukraine zu entkommen. Noch heute lassen die Erinnerung­en sie nicht los. Seit 19 Jahren nun lebt sie in Deutschlan­d. Studiert hat sie zuerst in der Ukraine Klavier und Konzertmus­ik. An der Robert-Schumann-Musikschul­e in Düsseldorf dann Kirchenmus­ik und Orgel. In Heiligenha­us und Ratingen haben sie und ihre inzwischen erwachsene­n Söhne mit Familien und Enkelkinde­rn ein Zuhause gefunden. „Leicht war es am Anfang nicht“, sagt sie. „Für die Deutschen waren wir die Russen, die sogenannte­n Spätaussie­dler.“In Kasachstan und später in der Ukraine waren sie die ungeliebte­n Deutschen.„Inzwischen weiß ich, dass ich bei Gott zu Hause bin“, sagt sie schlicht. Und sie fügt hinzu: „Seit 50 Jahren mache ich Musik.“Mit den Menschen in Erkrath möchte sie das für den Rest ihres Berufslebe­ns fortführen.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Tatjana Kisilev an der Orgel. Sie lebt seit 19 Jahren in Deutschlan­d. Die Erinnerung­en an Armut und Hunger in ihrer Heimat lassen sie bis heute nicht los.

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