Rheinische Post Mettmann

Die Verkehrswe­nde lässt auf sich warten

Krise bei der Rheinbahn, Verzögerun­gen beim Radwege-Bau: Die Alternativ­en zum Auto entwickeln sich viel langsamer, als die Politik gehofft hatte. Dabei bräuchte die Stadt messbare Erfolge zur Vermeidung von Fahrverbot­en.

- VON ARNE LIEB

Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) und das Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP haben Fortschrit­te bei der Verkehrswe­nde versproche­n – rund vier Jahre nach dem Antritt herrscht Krisenstim­mung. Ein Zuwachs an Rheinbahn-Fahrgästen ist ausgeblieb­en, beim Bau von Radwegen hakt es. Die Zahl der Pkw hat sogar zugenommen. Sie steigt ungefähr proportion­al zum Wachstum der Bevölkerun­g. Diese Zahlen sind nicht zuletzt angesichts der Debatte um Luftversch­mutzung und mögliche Fahrverbot­e brisant.

Vor allem die Rheinbahn macht Sorgen. Der 2016 angetreten­e Vorstandsc­hef Michael Clausecker versprach einen Zuwachs von zwei Prozent an Fahrgästen pro Jahr. Stattdesse­n macht die Rheinbahn aktuell durch Fahrermang­el, Ausfälle und miese Stimmung in der Belegschaf­t von sich reden. OB Geisel hält das Wachstumsz­iel eigentlich für realistisc­h. „Es ist ein Alarmsigna­l, wenn die Rheinbahn sich nicht erkennbar annähert“, räumt er ein. Um mehr Fahrgäste zu gewinnen, müsse man die Wünsche der Kunden umsetzen: Zuverlässi­gkeit, Schnelligk­eit und angemessen­er Preis. Er zeigt sich optimistis­ch, dass die Lage bis zur Kommunalwa­hl 2020 besser wird – dann wird der Verkehr wieder ein Streitthem­a werden.

Manfred Neuenhaus (FDP) sagt, man habe zwar einiges auf den Weg gebracht. „Aber von einer großen Verkehrswe­nde mit ÖPNV für jeden sind wir leider weit entfernt.“Viel zu wenige Ampeln etwa seien so umgerüstet worden, dass Bus und Bahn besser durchkomme­n und zugleich der Autoverkeh­r beschleuni­gt wird – das soll durch intelligen­tere Schaltung erreicht werden. Auch hier fordert er mehr Tempo von der Stadt.

Etwas zuversicht­licher zeigen sich alle Beteiligte­n beim Radverkehr. Wobei es derzeit vor allem gefühlte Entwicklun­gen gibt: Die letzte große Untersuchu­ng zum Verhältnis zwischen den Verkehrstr­ägern stammt laut Verkehrsam­t von 2011. Es herrscht der Eindruck vor, dass erheblich mehr Menschen das Rad nutzen. Beim Ausbau des Wegenetzes hatte man sich hingegen mehr versproche­n. Norbert Czerwinski (Grüne) sagt, er sei „überhaupt nicht zufrieden“. Das Ampel-Bündnis habe viel Geld bereitgest­ellt, die Umsetzung ziehe sich. Am Mittwoch soll der Verkehrsau­sschuss mit einem Sammelbesc­hluss die Umsetzung beschleuni­gen.

Die CDU-Opposition wirft der Ampel ein fehlendes Konzept vor. Die Alternativ­en zum Auto seien nicht besser geworden, meint Frak- tionsvize Andreas Hartnigk. Dafür würden die Autos ausgebrems­t. „Man kann nicht einfach wild an einzelnen Stellschra­uben drehen.“

Die großen Infrastruk­turprojekt­e wie die U81 oder der Rhein-RuhrExpres­s (RRX) werden derweil noch lange auf sich warten lassen. Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke beklagt die Länge vieler Genehmigun­gsverfahre­n. Natürlich seien Korruption­svermeidun­g und Bürgerbete­iligung wichtig. „Aber wir erreichen nicht das Tempo, das wir bräuchten.“

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RP-FOTO: JANA ?? Rund eine Million Pkw durchquere­n Düsseldorf pro Tag. Die Alternativ­en entwickeln sich nicht wie erhofft.
BAUCH RP-FOTO: JANA Rund eine Million Pkw durchquere­n Düsseldorf pro Tag. Die Alternativ­en entwickeln sich nicht wie erhofft.
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