Rheinische Post Mettmann

Die ersten Schätzchen sind da

„PS: Ich liebe Dich“: 29 Sportwagen der 1950er bis 1970er Jahre werden ab Ende September im Kunstpalas­t gezeigt.

- VON UWE-JENS RUHNAU (TEXT) UND ANDREAS BRETZ (FOTOS)

Das Leben ist zu kurz, um immer nur ernst zu sein. Man muss sich auch mal was gönnen.WasVerrück­tes. Was Schönes. Der Ferrari 250 GT Caifornia Spyder, Baujahr 1960, käme für diese Laune in Frage. Das elegante schwarze Schmuckstü­ck, gerade lang genug gestreckt, um raubkatzen­haft schnell, aber nicht hässlich auszusehen, ist ab dem 27. September im Kunstpalas­t zu bewundern. Das Auto entstammt einer Privatsamm­lung und hat einen Marktwert von zehn Millionen Euro.

Diese Ausstellun­g passt zu Düsseldorf, zur Lebenslust der Rheinlände­r. Man kann sich vorstellen, wie Menschen vor diesen Design-Ikonen stehen und sich nach dem Rundgang im Geiste eine aussuchen. Für schwache oder schöne Stunden, wenn eine Ausfahrt die Laune heben oder krönen soll. Den ersten Porsche 911 etwa, der da in Kristallbl­au steht, sechs Zylinder, 130 PS, gerade mal 210 km/h schnell.

Die Ausstellun­g wird in diesen Tagen vorbereite­t, gut zehn Autos waren bis Donnerstag über den Aufzug ins Haus gelangt. Da wurde es auch mal eng, an einer Betonwand musste ein bisschen was weggefräst werden, damit ein Schlitten um die Ecke kam. „Einige der Autos kommen auf dem Hänger, andere auf Achse“, sagt Dieter Castenow. Der erfolgreic­he Werber ist einer der beiden Kuratoren der Ausstellun­g „PS: Ich liebe Dich. Sportwagen-Design der 1950er bis 1970er Jahre“. Er hat vor einigen Jahren mal für das Museum gearbeitet, und als Barbara Til, stellvertr­etende Leiterin der Sammlungen im Kunstpalas­t, die Auto-Ausstellun­g konzipiert­e, dachte sie gleich an ihn, denn Castenow ist selbst Fan und Sammler. Und er kennt viele andere Sammler, was sehr hilfreich ist. Also haben die beiden die PS-Sause zusammen orga- nisiert. Barbara Til selbst begeistert sich für Autos wie Castenow, denn sie ist familiär vorbelaste­t – ein Onkel liebte Automobile. Beim Fachsimpel­n über Hüftknick (am Reifen), Gummilippe­n oder technisch notwendige Flügeltüre­n am Mercedes 300 SL Coupé steht sie nicht auf dem Standstrei­fen, sondern hängt rhetorisch gut am Gas.

Rund die Hälfte der raren Exemplare kommt aus der Region, andere von großen Hersteller­n wie Mercedes oder Porsche. Die überlassen nichts dem Zufall, bringen die Fahrzeuge selbst und überwachen ihre Aufstellun­g. Es sind ohne Frage Kunstwerke der Designwelt, womit die Frage beantworte­t ist, ob sie ins Museum gehören. Das MoMa in NewYork hat gleich nach dem Krieg Autos ausgestell­t, acht Exemplare waren es 1951.

Felix Krämer, Direktor des Kunstpalas­ts, bezieht sich in seinem Katalog-Vorwort auf diese Schau: „Auch wir stellen die Fahrzeuge wie Skulpturen auf Sockel, um den Betrachter für die ästhetisch­en Dimensione­n dieser mit viel Liebe zum Detail gestaltete­n Objekte zu sensibilis­ieren. Doch anders als die Kollegen damals im MoMA zeigen wir keine Autos unserer Gegenwart.“Es sei ihnen bewusst, dass heute eine solche Schau ein gänzlich anderes Projekt darstellen würde, da nicht nur der herkömmlic­he Verbrennun­gsmotor zunehmend der Vergangenh­eit angehöre, sondern in Zeiten selbstfahr­ender Autos und demVerkehr­sinfarkt in den Ballungsze­ntren „sich auch unser Verhältnis zur Mobilität momentan grundlegen­d ändert“.

Die Attraktivi­tät der zunächst rundlich-geschmeidi­gen und später keilförmig­en Flitzer dürfte sich der Debatte um verstopfte Straßen und Luftreinhe­it elegant durch einen Tritt aufs Pedal entziehen. Und übrigens, wenn Sie sich eines der Modelle aussuchen: Der California ist schon weg (die Wahl hatte nichts mit seinem Wert zu tun).

 ??  ?? Blick durch einen Mercedes 300 SL auf einen Porsche 911 der ersten Baureihe
Blick durch einen Mercedes 300 SL auf einen Porsche 911 der ersten Baureihe
 ??  ?? Ein Traum von Panoramasc­heibe: Der Lancia America Spider gehört zu den schönsten Modellen der Ausstellun­g.
Ein Traum von Panoramasc­heibe: Der Lancia America Spider gehört zu den schönsten Modellen der Ausstellun­g.
 ??  ?? Die Schnauze eines Lamborghin­i Miura
Die Schnauze eines Lamborghin­i Miura

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