Verein „Kipkel“macht Kinder psychisch kranker Eltern stark
ERKRATH (tpp) Was passiert mit einem Kind, wenn Mutter oder Vater sich plötzlich verändern? Wenn die Mutter den ganzen Tag im Bett liegt und keine Kraft mehr hat, sich um die Familie zu kümmern? Eine Depression ist schlimm für den Betroffenen, kann aber auch eine schwere Belastung für das gesamte Umfeld bedeuten. Der Förderkreis „Kipkel“hilft Kindern, mit der Situation klarzukommen und sie so zu stärken, dass sie später nicht selbst psychisch erkranken. Sozialpädagogin Silke Forkert stellte die Arbeit des Vereins, die bis nach Erkrath hineinwirkt, nun im Jugendhilfeausschuss vor.
„Kipkel“steht für „Kinder psychisch kranker Eltern“und ist ein Präventionsangebot. DerVerein hat seinen Sitz in Haan und ist für den gesamten Südkreis bis hinauf nach Mettmann zuständig. „Vor einigen Jahren ist deutlich geworden, dass Kinder psychisch kranker Eltern unter einer besonderen Belastung stehen“sagt Silke Forkert. Die Depression sei der häufigste Fall. Das Kind bemerkt eine Wesensveränderung bei dem Elternteil, kann sich aber dieWesensveränderung nicht erklären und gibt sich selbst die Schuld. Dafür sind gerade Kinder im Grundschulalter empfänglich.
„Der wichtigste Teil unserer Arbeit ist deshalb die ‚Entschuldung‘“sagt Silke Forkert. Dabei versuchen die Betreuer zunächst, den spezifischen Fall zu verstehen, um ihn den Kindern differenziert erklären zu können. Bei den Treffen werde sehr viel „Uno“gespielt, auf dem Bauspielteppich gelegen und Zeit miteinander verbracht. Zugleich müsse kleinen Kindern erklärt werden, dass der Elternteil eine Krankheit hat und es nichts gibt, was das Kind tun könne, damit es Mutter oder Vater besser oder schlechter geht. „Das verstehen die Kinder. Sie haben eine Vorstellung von einer Seele, sie könnten sie auch malen.“Bei älteren Kinder gehe es mehr um die Fra- ge „Darf ich ein eigenes Leben haben?“Darf das Kind ins Kino gehen und Spaß haben, obwohl es Mutter oder Vater schlecht geht?
Kipkel steht nicht allein, sondern operiert mit Jugendämtern, Kinderärzten und psychiatrischen Kliniken. Hat ein Kind oder ein Elternteil den Mut gefunden, um Hilfe zu fragen, dauert es nicht lange bis zum Anfangstermin. Die Mitarbeiter von Kipkel gehen aber auch selbst auf die Betroffenen zu, etwa bei Besuchen in der Rheinischen Landesklinik Langenfeld oder der Tagesklinik in Hilden. Oft erinnern sich betroffene Eltern daran und kommen Monate oder Jahre nach der Begegnung auf den Verein zu.
Wichtig sei, dass keinerlei Zwang bestehe und auf Wunsch auch anonym, also ohne Weitergabe von Daten, zusammengearbeitet werden könne. „Was wir nicht machen, ist Sucht“, stellte Forkert klar. Suchterkrankungen seien schon durch andere Projekte abgedeckt und würden die Mittel des Vereins übersteigen, der sich über Pauschalen von den Kommunen finanziert. „Wir würden uns über neue Mitglieder freuen“, sagte Forkert.
Kontakt Telefon 02129 346972 oder per Mail an praxis@kipkel.de