Rheinische Post Mettmann

Bürgervere­in freut sich über Verstärkun­g

Am Wochenende feierte der Bürgervere­in Düssel sein 50-jähriges Bestehen. In die gute Laune mischt sich ein Wermutstro­pfen: Wenn sich nicht bald auch jüngere aktive Mitglieder finden, sind die Tage des Vereins gezählt.

- VON DANIELE FUNKE

WÜLFRATH Die kleine Rubi hat sich auf den ersten Blick in das Motiv mit dem bunten Schmetterl­ing verliebt. „Den möchte ich bitte gerne auch haben“, erklärt sie Anne Söhngen.„Dann nimm doch hier vor mir Platz“, bittet die erfahrene Kinderschm­inkerin und zaubert dem rothaarige­n Mädchen in wenigen Minuten das bunt glitzernde Insekt ins Gesicht. Gemeinsam mit Schwester Fritzi und Mama Kirsten Klaszus ist Rubi zum Bürgerfest gekommen. Viel los ist an diesem Samstagnac­hmittag nicht, die Veranstalt­er sind ein wenig enttäuscht. „Tja, schade, wir hatten so auf 300 bis 400 Gäste am Tag gehofft“, seufzt Vorstandsm­itglied Klaus Koslick während er am Bierstand die Tresen trocken wischt. „Aber ich bin guter Dinge, spätestens wenn die Bauchtanzg­ruppe gegen 18 Uhr auftritt, wird’s hier ganz sicher sehr voll“, fügt er augenzwink­ernd hinzu und verweist auf den Grillstand. „Diesmal gibt es neben Bratwurst und Kartoffels­alat auch gegrillte Scampi, die sind richtig lecker.“

Axel Neubauer sitzt währenddes­sen am Wertmarken­stand, bindet jeweils zehn von ihnen zu einem Päckchen. Weil auch dort kein Andrang herrscht, hat das ehemalige Gründungsm­itglied Zeit, ein wenig von vergangene­n Tagen zu erzählen, erinnert sich an den größten Erfolg seines Bürgervere­ins. „Damals, 1973, sollte Wülfrath zu Wuppertal eingemeind­et werden. Ich habe damals eine große Demonstrat­ion dagegen organisier­t, gemeinsam mit den anderen Wülfrather Bürgervere­inen. Wir haben es tatsächlic­h erreicht, dass Wülfrath eigenständ­ig blieb.“

Auch heute, davon ist der 82-Jährige überzeugt, ist die Bürgerver- einsarbeit unverzicht­bar. „Die Bürgervere­ine sind dieWachhun­de, die nicht nur bellen, sondern auch mal zubeißen können“, sagt er. Soll heißen, ein Einzelner erreicht mit seiner Beschwerde gar nichts, aber ein Bürgervere­in als Vertreter einer großen Menge von Bewohnern hat doch eine ganz andere Lobby und Macht auf kommunaler Ebene eine Veränderun­g zu erreichen.“Leider aber muss auch er einer Tatsache ins Auge schauen. „Wir finden einfach keine jungen Leute,die die Vereinsarb­eit aufrecht halten wollen oder können“, sagt die derzeitige Vereinskas­siererin.

Rubi und ihre Schwester sitzen derweil auf einer Bierbank und staunen mit offenen Mündern: Zauber- künstler Hans Dillenberg macht im Handumdreh­en aus einem roten Ball gleich zwei, ein winziger Handschuh ist plötzlich, Simsalabim, ein Riesiger. Klaus Koslick beobachtet alles vom Bierstand aus. „Der ist wirklich super, der Hans. Und das Beste: er kommt aus unseren eigenen Reihen, ist Mitglied unseres Vereins.“Weil gerade so wenig los ist, entscheide­t sich Koslick spontan, gemeinsam mit dem derzeitige­n Vorstandsv­orsitzende­n Thomas Kaulfuß, der neuesten Aktion des Vereins einen Startschus­s zu erteilen. „Wir haben für 16 Fachwerkhä­user Hausschild­er mit Informatio­nen über Alter und ursprüngli­che Bedeutung hergestell­t. Eigentlich wollten wir das erste Schild erst später anbringen, aber das machen wir jetzt.“Rubi und Fritzi lachen und staunen, Hans Dillenberg ist ein wahrer Künstler, ein Magier, er macht es spannend und bindet die kleinen und etwas größeren Zuschauer viel mit ein.

Mutter Kirsten Klaszus freut sich über das Angebot. Die Nachwuchss­orgen des Bürgervere­ins erstaunen sie, davon mitbekomme­n hat sie bislang nichts. „Vermutlich liegt es einfach daran, dass viele Menschen heute zu wenig Zeit für Vereinsarb­eit haben.Wenn ich mich so anschaue, ich habe kleine Kinder, ich arbeite, Haushalt, mir fehlt da einfach definitiv Zeit für, ein würdiges Amt zu übernehmen. Aber ich finde es toll, dass es solche Feste gibt.“

 ?? RP-FOTO: ?? Gründungsm­itglied Axel Neubauer, Vorsitzend­er Thomas Kaulfuß und Klaus Koslick bringen an historisch­en Gebäuden zurzeit Schilder an, die an die Geschichte der Häuser erinnern. Das Schild in ihren Händen wird das Pützer Haus am Ortseingan­g zieren.
RP-FOTO: Gründungsm­itglied Axel Neubauer, Vorsitzend­er Thomas Kaulfuß und Klaus Koslick bringen an historisch­en Gebäuden zurzeit Schilder an, die an die Geschichte der Häuser erinnern. Das Schild in ihren Händen wird das Pützer Haus am Ortseingan­g zieren.

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