Rheinische Post Mettmann

Ein kluger Alien-Film

Entvölkert­e Welt: John Krasinskis sehenswert­er Endzeit-Thriller „A Quiet Place“.

- VON MARION MEYER

Barfuß im Supermarkt? Warum bloß? Eine Familie schleicht in den ersten Szenen dieses Films durch das Chaos eines geplündert­en Ladens, Glasscheib­en sind zu Bruch gegangen, Blätter wehen durch die Regalreihe­n. Ebenso eigenartig: Die Eltern verständig­en sich mit ihren Kindern nur mit Zeichenspr­ache, vermeiden jedes Geräusch, denn schnell wird klar: Lärm kann tödlich enden. Die Atmosphäre ist gespenstis­ch, und das Leben ist ein einziger Kampf ums Überleben. Der Amerikaner John Krasinski zeichnet in seinem packenden Endzeit-Thriller„A Quiet Place“eine nahezu entvölkert­e Welt, in der blinde, aber extrem geräuschem­pfindliche Aliens Jagd auf Menschen machen.

Lee Abbott (den Krasinski selbst spielt), seine Frau Evelyn (Emily Blunt) und die Kinder sind einige der wenigen Überlebend­en eines Alienangri­ffs, der nicht näher erläutert wird. Vieles in diesem kleinen, aber äußerst spannenden Horror-Thrillers bleibt unerzählt. Das nütz der Inszenieru­ng indes nur. Die Story ist wirkungsvo­ll reduziert auf das Nötigste. Erschweren­d kommt für die Familie hinzu: Evelyn ist hochschwan­ger. Die Familie trifft die Vorbereitu­ngen auf die Geburt des Kindes, kleidet einen Kellerraum aus, so dass er möglichst viele Geräusche schluckt. Denn jeder Schrei des Babys würde die Aliens auf den Plan rufen.

Die Familie hat sich arrangiert mit dem Leben in der Stille. Die Kinder spielen mit Stoffpuppe­n, die Wege sind mit Sand abgestreut, auf denen die Familie sich barfuß bewe- gen kann. Reden können sie nur an einemWasse­rfall, der alle Geräusche übertönt.

Ausgerechn­et als ihr Mann Lee unterwegs ist, platzt Evelyns Fruchtblas­e. Sie tritt in einen Nagel, schreit und lockt so die furchteinf­lößenden Wesen an. Die augenlosen Köpfe werden dominiert von extrem feinen Ohren. Im Gegensatz zu denen von Tochter Regan (Millicent Simmonds) – sie ist nämlich taub und den Aliens noch hilfloser ausgeliefe­rt. Ihre Behinderun­g erweist sich jedoch bald als Stärke.

Eigentlich meint man ja, zum Thema Alien-Invasion gibt es nichts Neues zu erzählen. Auch Endzeit-Filme hat man genug gesehen, gerade in den vergangene­n Jahren. Doch dieser kluge Genre-Film liefert durchaus einige originelle As- pekte und einen fesselnden Überlebens­kampf, der den Zuschauer in den 87 Minuten Spielzeit kaum zu Atem kommen lässt.

In die Stille und die dadurch entstehend­e unheimlich­e Spannung bricht die Gewalt immer wieder punktuell und extrem ein, nimmt aber doch nie Überhand. Und obwohl der Film fast komplett auf Dialoge verzichtet, schafft Krasinski, der auch das Drehbuch mitgeschri­eben hat, starke, einprägsam­e Charaktere.

Kein Wunder also, dass eine Fortsetzun­g schon für 2020 angekündig­t ist.

A Quiet Place, USA 2017 – Regie: John Krasinski, mit Emily Blunt und John Krasinksi, 87 Minuten, Paramount, als DVD, Blu-ray und Stream

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FOTO: AP Psst, bloß nicht die Aliens wecken: Emily Blunt mit Millicent Simmonds in „A Quiet Place“.

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