Die letzen Tage des Ratatouille
(wa.) Das Ticket hat er bereits gekauft: einmal Vancouver – ohne Rückflug. Denn nach Kanada zieht es Sam Keshvari, Küchenchef und Besitzer des Restaurants Ratatouille. Der 38-Jährige gibt sein Lokal auf, hat es an die Brüder Ben und Fabian Schmidt-Peirara verkauft, die sich auf Hähnchen-Gerichte spezialisiert haben. Keshvari will einen Traum verwirklichen. Der leidenschaftliche Angler hat in der Nähe von Vancouver sein Dorado gefunden. „Jetzt bin ich noch jung genug“, sagt er, „aber in zehn Jahren...“Und er wolle nicht mehr 18 Stunden am Tag, sieben mal die Woche arbeiten. Sämtliche Catering-Utensilien sind weg, die Bilder an der Wand haben neue Besitzer gefunden, werden aber bis zum 30. September, so lange ist das Restaurant an der Nordstraße noch geöffnet, im Ratatouille hängen bleiben.
Viele seiner Gäste seien traurig. So geht Keshvari mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Düsseldorf sei seine Heimat geworden, sagt der gebürtige Iraner. Doch dann blickt er nach vorne. Ende Oktober zieht er um – mit einem Rucksack und dem kompletten Angelzeug. Auch einige der rot-weißen Stoffdecken kommen ins Gepäck, ein Markenzeichen fürs Ratatouille. Außerdem eine Erinnerung an sein Zuhause im Iran. „In dem Muster waren die Gardinen-Vorhänge in der Küche.“
Und vielleicht kommen die Tischdecken wieder zum Einsatz, denn Keshvari möchte nach einer Eingewöhnungszeit ein kleines Restaurant auf dem Land eröffnen. „Ein kleines“, betont er. Für die letzten drei Wochen gibt es im Ratatouille ein Abschiedsmenü, das er mit seinem Freund, Metzgermeister Peter Inhoven, kreiert hat. Da darf der legendäre Cappuccino vom Hummer nicht fehlen, den der mehrfache Tour-de-menu-Sieger mit persischem Safran und Pernod verfeinert. Seine französische Küche hat immer orientalische Akzente. Das gilt auch für die Hechtklößchen à la Sam aus dem Wurstkessel-Shot von Peter Inhoven und die Crème Brûlée mit Safran-Vanille und Rosenduft. „Es soll eben ein gebührender Abschied sein“, meint Keshvari.