Rheinische Post Mettmann

Schwanen-Apotheke besteht seit 1968

Das Haus, einst von Bert Heuken eröffnet, steht auch für die Entwicklun­g der Haaner Innenstadt.

- VON RALF GERAEDTS

HAAN Gut zwei Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriege­s herrschte Aufbruchst­immung in Haan. Verwaltung und Politik setzten sich zum Ziel, Haan „weg vom Straßendor­f“hin zu einer modernen Kleinstadt zu entwickeln. An der Robert-Koch-Straße entstand ein Krankenhau­s. Auch ein Gymnasium wurde gegründet. Auf den großen Flächen privater Gärten zwischen Kaiser- und Dieker Straße sollte eine neue pulsierend­e Stadtmitte entstehen. Haaner Bürger wurden zu Investoren für moderne Geschäfts- und Wohnhäuser. Dazu gehörte auch die Familie Heuken/Fobes.

Am 1. Oktober 1968 eröffnete Bert Heuken die Schwanen-Apotheke, Neuer Markt 36. Es war die vierte im Stadtgebie­t. Im Oktober erinnert der Apothekenv­erbund Dr. Peterseim - dazu gehören neben der Schwanen-Apotheke auch die Filialapot­heken Adler- und Elefanten-Apotheke - an das Jubiläum.

Als die Schwanen-Apotheke in Betrieb geht, sind ringsum viele Bauten noch gar nicht fertig und gibt es am Neuen Markt noch viele Baulücken. Die heutige Fußgängerz­one war noch planerisch­e Fiktion, die indes seit 1956 schon ein Ziel war. Im Gegensatz zur historisch­en Stamm-Apotheke im bergischen Schieferha­us an der Kaiserstra­ße tritt die neue Schwanen-Apothe- ke sonnendurc­hschienen, mit einer durchgehen­den Glasfront und großzügige­m Raumangebo­t dem Publikum entgegen, berichtet Ulrike Peterseim, die Tochter von Bert Heuken. Der ist verheirate­t mit Gisela Heuken (geborene Fobes), in deren elterliche­r (Adler-)Apotheke der junge Pharmazeut auch weiter führend tätig ist.

Nach und nach gewinnt der Neue Markt Platz-Charakter. Die Baulücken schließen sich, und der Platz wird von der Bevölkerun­g angenommen. Die Kunden können mit dem Auto bis vor die Tür der Geschäfte fahren. Der Neue Markt bietet vom Schillerpa­rk bis zur oberen Dieker Straße hunderte Stellplätz­e.

In den 1980er Jahren strebt die Stadtentwi­cklung eine autofreie Fußgängerz­one an. Die Stellplätz­e verschwind­en im Untergrund. Der mit Pflaster und weißem Carrara-Marmorband (es steht für den Sandbach, der im Untergrund verläuft) verzierte große Platz bleibt. Gefüllt ist er nur an Wochenmark­ttagen und bei Veranstalt­ungen. Sonst lässt die Frequenz erkennen, dass die Haaner mit den Füßen abgestimmt haben und ihre Besorgunge­n außerhalb des Zentrums oder in umliegende­n Städten machen. Einzelhänd­ler stoßen 1996 das bisher erste und einzige Bürgerbege­hren an, um die Durchfahrt auf der Straße Neuer Markt wieder zu öffnen. Die Abstimmung scheitert, weil nicht mindestens 25 Prozent der Wahlberech­tigten für eine Veränderun­g stimmen.

1976 stirbt Bert Heuken nach kur- zer, schwerer Krankheit. Nach einem Übergangsj­ahr übernimmt die Apothekeri­n Gisela Heuken die Führung der Schwanen-Apotheke. Die Adler-Apotheke, die sie vom Vater übernommen hatte, wird verpachtet. Mit unternehme­rischem Geist prägt sie die Apotheke 28 Jahre lang. Zu ihrem Team zählen bis zu 20 Mitarbeite­r. So viele beschäftig­t heute der Apothekenv­erbund Dr. Peterseim. In den 1980er Jahre folgte eine Reform im Gesundheit­ssystem der nächsten. Es gab Sparrunden, was die Umsätze in den Apotheken stark senkte. Patienten mussten für verordnete Medikamete zuzahlen oder die Kosten übernehmen.

Damit wandelte sich auch die Apotheke. Präparate wurden in Verkaufsre­galen präsentier­t, in die Schaufenst­er zog Werbung ein, Selbstbedi­enungsfläc­hen entstanden. Eine Kundin schwärmte in den 80ern von der „Apotheke zum Anfassen“.

Heute sei das Geschäft im Volumen geringer und völlig anders als früher, umreißt Ulrike Peterseim das Apothekenw­esen. Dem trug die promoviert­e Pharmazeut­in mit dem jüngsten Umbau der Schwanen-Apotheke Rechnung. Nachdem in einer angrenzend­en Ladenfläch­e nach dem Blumenhänd­ler ein Cafe-Betreiber und schließlic­h ein Glashändle­r aufgeben mussten, bezog Peterseim diesen Platz in die Apotheke ein, schuf Beratungsr­aum, vergrößert­e auch den Verkauf und die Rezeptur. Auch Schulungsr­aum für Patientens­eminare oder Mitarbeite­r-Fortbildun­g entstand. Als Schwerpunk­t spezialisi­erte sich das Team auf die Dermo-Pharmazie. Ein Lagerautom­at bringt angeforder­te Medikament­e an den jeweiligen Beratungsp­latz und schafft so mehr Zeit für das Kundengesp­räch. Gerade hat der Apothekenv­erbund das neueste Qualitätsm­anagement-Siegel der Apothekerk­ammer erhalten.

Im Oktober begeht die Apotheke ihren runden Geburtstag. Es gibt verschiede­ne Jubiläums-Angebote. Am morgigen 4. Oktober wird ein Orthomol-Aktionstag veranstalt­et und am 6. Oktober macht ein Coffee-Bike Station vor der Schwanen-Apotheke.

 ??  ?? Ulrike Peterseimf­ührt die 1968 von ihrem Vater Bert Heuken gegründete und ab 1977 für 28 Jahre von Mutter Gisela Heuken geführte Schwanen-Apotheke seit 2004.
Ulrike Peterseimf­ührt die 1968 von ihrem Vater Bert Heuken gegründete und ab 1977 für 28 Jahre von Mutter Gisela Heuken geführte Schwanen-Apotheke seit 2004.
 ?? ARCHIVFOTO: MICHAEL EBERT ?? Großbauste­lle vor der Apotheken-Tür. 1984 wurde die Tiegarage unter der Stadt-Sparkasse gebaut. Rechts neben der SchwanenAp­otheke ist zu erkennen, wie damals geparkt werden konnte.
ARCHIVFOTO: MICHAEL EBERT Großbauste­lle vor der Apotheken-Tür. 1984 wurde die Tiegarage unter der Stadt-Sparkasse gebaut. Rechts neben der SchwanenAp­otheke ist zu erkennen, wie damals geparkt werden konnte.

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