Behindertenhelferin hat ein Quartier
Weil die Stadt nicht in der Lage war, geeignete Räume zu finden, hat Marion Kremerius jetzt selbst ein Büro gesucht. Am Donnerstag bietet sie im Begegnungszentrum „Hand in Hand“in Hochdahl die erste Sprechstunde an.
ERKRATH Von 15 bis 17 Uhr steht Marion Kremerius dann für Sorgen und Fragen rund um Barrierefreiheit, Behördengänge und Anträge zur Verfügung. Neuer und jetzt fester Bürositz für die Sprechstunden ist das Begegnungszentrum „Hand in Hand“, Beckhauser Straße 16g an den Hochdahl-Arkaden. Für Alt-Erkrather wird es am Montag, 8. Oktober von 15 bis 16.30 Uhr eine weitere offene Sprechstunde in der Caritas-Begenungsstätte an der Gerberstraße 7 geben.
„Es ist eine große Freude, dass ich nach zweieinhalb Jahren Amtszeit endlich einen Ort gefunden habe, der barrierefrei ist und von allen Behinderten besucht werden kann“, sagt Marion Kremerius. Der Verein „Freundeskreis für Flüchtlinge“, der das ehemalige Ladenlokal gemietet hat, habe sie mit offenen Armen aufgenommen. Bisher fanden die Sprechstunden entweder bei der Caritas oder bei der Awo statt, ganz am Anfang auch mal im Jugendcafé Unterfeldhaus. Doch gab es dort keinen barrierefreien Zugang und auch die Raumplanung wurde immer enger.
„„Die Stadt war nicht in der Lage, mir geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen“, ärgert sich Kremerius. Also habe sie die Sache selbst in die Hand genommen. Die offene Sprechstunde soll zunächst einmal im Monat stattfinden. „Ich muss abwarten, wie groß der Bedarf ist.“Vergangene Woche hat Kremerius ihr neues Büro in Augenschein genommen. Was noch fehlte, war eine behindertengerechte Toilette im „Hand in Hand“. Das Badezimmer ist zwar groß genug, um mit einem Rollstuhl darin zu wen- den, doch die Tür geht nach innen auf und es fehlten Haltegriffe an den Wänden. Dem wurde nun abgeholfen. Eine Firma aus Alt-Erkrath, mit der Kremerius schon länger zusammenarbeitet, habe sich bereiterklärt, Haltegriffe kostenlos zur Verfügung zu stellen und zu montieren. Bereits am Donnerstag erschien Enes Yanarates mit den ersehnten Stahlkonstruktionen im Arm, und jetzt könne man, freut sich Kremerius, von einer barrierearmen Toilette sprechen. Doch die gebe es noch lan-
„Nach zweieinhalb Jahren Amtszeit habe ich endlich einen passenden Ort gefunden“
Marion Kremerius
ge nicht überall, weiß Marion Kremerius. „Ich durchforste seit Jahren die Schulen in Erkrath und bei den meisten fehlt sogar ein barrierefreier Zugang“. 2017 seien zwar barrierefreie Toiletten in drei Grundschulen installiert worden, doch insgesamt seien die Schulen und Kitas für die Inklusion nicht ausgestattet.
„Das ist ein Ärgernis“, sagt Kremerius. Da müsse die Landesregierung unbedingt Geld hineineinstecken. Die Ehrenamtlerin hat auch schon neue Ideen: „Es gibt zu wenig Selbsthilfegruppen in Erkrath“, meint sie. Das „Hand in Hand“biete Gruppen an, sich dort zu treffen und kennenzulernen. „Als erstes würde ich gerne eine Sehbehinderten-Gruppe gründen, die fehlt derzeit noch“, kündigt Marion Kremerius an.