Rheinische Post Mettmann

Behinderte­nhelferin hat ein Quartier

Weil die Stadt nicht in der Lage war, geeignete Räume zu finden, hat Marion Kremerius jetzt selbst ein Büro gesucht. Am Donnerstag bietet sie im Begegnungs­zentrum „Hand in Hand“in Hochdahl die erste Sprechstun­de an.

- VON THOMAS PETER

ERKRATH Von 15 bis 17 Uhr steht Marion Kremerius dann für Sorgen und Fragen rund um Barrierefr­eiheit, Behördengä­nge und Anträge zur Verfügung. Neuer und jetzt fester Bürositz für die Sprechstun­den ist das Begegnungs­zentrum „Hand in Hand“, Beckhauser Straße 16g an den Hochdahl-Arkaden. Für Alt-Erkrather wird es am Montag, 8. Oktober von 15 bis 16.30 Uhr eine weitere offene Sprechstun­de in der Caritas-Begenungss­tätte an der Gerberstra­ße 7 geben.

„Es ist eine große Freude, dass ich nach zweieinhal­b Jahren Amtszeit endlich einen Ort gefunden habe, der barrierefr­ei ist und von allen Behinderte­n besucht werden kann“, sagt Marion Kremerius. Der Verein „Freundeskr­eis für Flüchtling­e“, der das ehemalige Ladenlokal gemietet hat, habe sie mit offenen Armen aufgenomme­n. Bisher fanden die Sprechstun­den entweder bei der Caritas oder bei der Awo statt, ganz am Anfang auch mal im Jugendcafé Unterfeldh­aus. Doch gab es dort keinen barrierefr­eien Zugang und auch die Raumplanun­g wurde immer enger.

„„Die Stadt war nicht in der Lage, mir geeignete Räumlichke­iten zur Verfügung zu stellen“, ärgert sich Kremerius. Also habe sie die Sache selbst in die Hand genommen. Die offene Sprechstun­de soll zunächst einmal im Monat stattfinde­n. „Ich muss abwarten, wie groß der Bedarf ist.“Vergangene Woche hat Kremerius ihr neues Büro in Augenschei­n genommen. Was noch fehlte, war eine behinderte­ngerechte Toilette im „Hand in Hand“. Das Badezimmer ist zwar groß genug, um mit einem Rollstuhl darin zu wen- den, doch die Tür geht nach innen auf und es fehlten Haltegriff­e an den Wänden. Dem wurde nun abgeholfen. Eine Firma aus Alt-Erkrath, mit der Kremerius schon länger zusammenar­beitet, habe sich bereiterkl­ärt, Haltegriff­e kostenlos zur Verfügung zu stellen und zu montieren. Bereits am Donnerstag erschien Enes Yanarates mit den ersehnten Stahlkonst­ruktionen im Arm, und jetzt könne man, freut sich Kremerius, von einer barrierear­men Toilette sprechen. Doch die gebe es noch lan-

„Nach zweieinhal­b Jahren Amtszeit habe ich endlich einen passenden Ort gefunden“

Marion Kremerius

ge nicht überall, weiß Marion Kremerius. „Ich durchforst­e seit Jahren die Schulen in Erkrath und bei den meisten fehlt sogar ein barrierefr­eier Zugang“. 2017 seien zwar barrierefr­eie Toiletten in drei Grundschul­en installier­t worden, doch insgesamt seien die Schulen und Kitas für die Inklusion nicht ausgestatt­et.

„Das ist ein Ärgernis“, sagt Kremerius. Da müsse die Landesregi­erung unbedingt Geld hineineins­tecken. Die Ehrenamtle­rin hat auch schon neue Ideen: „Es gibt zu wenig Selbsthilf­egruppen in Erkrath“, meint sie. Das „Hand in Hand“biete Gruppen an, sich dort zu treffen und kennenzule­rnen. „Als erstes würde ich gerne eine Sehbehinde­rten-Gruppe gründen, die fehlt derzeit noch“, kündigt Marion Kremerius an.

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FOTO: ?? Endlich ein Büro mit barrierear­mer Toilette, freut sich Marion Kremerius (rechts), hier mit Besucherin Sabine Scheibe und Installate­ur Enes Yanarates.
TPP FOTO: Endlich ein Büro mit barrierear­mer Toilette, freut sich Marion Kremerius (rechts), hier mit Besucherin Sabine Scheibe und Installate­ur Enes Yanarates.

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