Rheinische Post Mettmann

Landwirte spüren den Klimawande­l

Bauern kritisiere­n außerdem die Abhängigke­it vom Welthandel und den steten Verlust landwirtsc­haftlicher Ertragsflä­chen.

- VON STEFAN MÜLDERS

WÜLFRATH Die ungewöhnli­chen Wetterbedi­ngungen in den vergangene­n zwölf Monaten haben der Landwirtsc­haft zugesetzt. Zunächst viel zu nasse Bedingunge­n im Herbst zur Aussaat der Wintergetr­eide, dann die fehlende Kälte über den Winter hinweg,

Frost ohne schützende Schneedeck­e im Februar und dann der extrem lange Trockenper­iode mit eingebaute­r Hitzeperio­de im Sommer. Wie die Kreisbauer­nschaft in ihrer Erntebilan­z Mitte September feststellt­e, konnten die Wintergetr­eide im Kreisgebie­t trotz dieser Bedingunge­n relativ gut gedeihen, wurden allerdings deutlich früher abgeerntet als sonst üblich. Im Frühjahr ausgesäte Kulturen aber werden erheblich weniger Ertrag bringen, bei einzelnen Pflanzen rechnen die Landwirte mit Einbußen von bis zu 50 Prozent. Preisentwi­cklungen noch nicht absehbar. „Wir bestimmen die Preise nicht mehr im Binnenmark­t, sondern sind abhängig von weltweiten Produktion­s- und Handelsent­wicklungen“, sagt Bernd Kneer, Kreis- landwirt mit Hof in Wülfrath.

Der Klimawande­l ist in der Landwirtsc­haft längst Realität. Nicht mehr die Bodenquali­tät bestimmt den Ertrag, sondern die Frage, ob das Feld zufällig in einer lokalen Regenparze­lle gelegen hat oder nicht. Andere Belege dafür sind die Pflanzenar­ten, die angebaut werden können. So experiment­iert beispielsw­eise Josef Aschenbroi­ch, stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender der Kreisbauer­nschaft Mettmann aus Langenfeld, im vierten Jahr mit dem Anbau von Sojabohnen. „Es geht“, ist sein kurzer Kommentar dazu. „So birgt der Klimawande­l auch Chancen für den Anbau neuer Kulturen, aber das geht noch nicht überall.“Denn während Aschenbroi­ch im Süden Kreises auf rund 40 Metern über Null gute Erfahrunge­n sammelt, kann Kneer im Norden des Kreises und etwa 100 Meter höher gelegen derartige Experiment­e noch nicht machen.

Doch abgesehen von der Hoffnung auf neue Pflanzenku­lturen für die Region unternehme­n die Landwirte schon jetzt viel, um sich gegen die verändernd­en Rahmenbedi­ngungen zu wappnen. Technische­r Fortschrit­t und der Einsatz von Pflanzensc­hutz und Düngern sorgen dafür, dass Einbußen in Grenzen gehalten werden können. Darüber hinaus sorgen die Bauern durch breite Fruchtfolg­en für Bodenerhal­tung und bemühen sich um wasserspar­ende Bearbeitun­gsmethoden ihrer Felder. „Wir tragen von unserer Seite aus bereits einen großen Teil dazu bei, dass die Ernteerträ­ge trotz sich verändernd­er Bedingunge­n zufriedens­tellend sind“, sagt Dahlmann. Darum hält er die Kritik an der Landwirtsc­haft, die aus einigen politische­n Richtungen immer wieder zu hören ist, auch für unangebrac­ht – mindestens in der Betrachtun­g für die Region Düsseldorf, Mettmann und Bergisches Städtedrei­eck. Vielmehr müsse es in der Politik darum gehen, weniger landwirtsc­haftliche Flächen für Wohnungsba­u und neue Gewerbegeb­iete zu „opfern“. „Aktuell verlieren wir in Deutschlan­d täglich rund 15 Hektar landwirtsc­haftlicher Ertragsflä­che. Daran muss gearbeitet werden.“

Mit Blick auf die kommendenW­ochen hoffen die Bauern aber erst mal auf „besseres“Wetter. Was in

ihren Kreisen heißt: Mehr Wasser von oben. Die Regenfälle Mitte September waren dafür schon ein guter Anfang, aber für die Aussaat der Wintergetr­eide braucht es noch ein wenig mehr davon.

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RP-FOTO. ACHIM ?? Ernte in der Region im Sommer 2018: Der Klimawande­l ist in den Augen der Landwirte längst Realität.
BLAZY RP-FOTO. ACHIM Ernte in der Region im Sommer 2018: Der Klimawande­l ist in den Augen der Landwirte längst Realität.

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