Rheinische Post Mettmann

Kinder klären Temposünde­r auf

Mit einer Demo am Trillser Graben haben junge Anwohner mit Unterstütz­ung der Polizei darauf aufmerksam gemacht, dass in einer Spielstraß­e deutlich langsamer gefahren werden muss, als die meisten denken: Erlaubt sind nur 7 km/h.

- VON THOMAS PETER

ERKRATH Wo Kinder spielen, ist für Autofahrer höchste Vorsicht geboten. Doch wissen nicht alle, dass eine Spielstraß­e keine Tempo-30er-Zone ist, sondern dass dort Schrittges­chwindigke­it gilt. Und viele, die es wissen, halten sich nicht daran. Zeit für besorgte Eltern, ein Zeichen zu setzen.

Gemeinsam mit ihren Kindern haben sie nun beispielha­ft am Trillser Graben herannahen­de Autofahrer darauf aufmerksam gemacht, dass sie zu schnell fahren. Zur Unterstütz­ung war die Polizei vor Ort und auch Bürgermeis­ter Christoph Schultz schaute kurz vorbei.

„Die Leute kommen hier hereingera­st und denken, sie könnten 30 fahren“sagt Karin van Noort, die die Kinder-Demo zusammen mit Nadia Clemen initiiert hatte. Dem ist nicht so. Wenn eine Straße als Spielstraß­e ausgewiese­n ist, ist in der Straßenver­kehrsordnu­ng eine Schrittges­chwindigke­it von 4 bis 7 km/h vorgesehen. „Wir sind gerade deswegen erst im letzten Dezember hierher gezogen“, sagt Nadia Clemen. Ihr Sohn Mats (6) würde oft mit den anderen Kindern im Trillser Graben Fußball spielen. „Dann habe ich keine ruhige Minute, weil man immer ein Auge drauf haben muss“. Karin van Noort hatte das gleiche Problem vor 30 Jahren, als ihre Kinder klein waren. Heute sind es die Enkel, um die sie sich sorgen muss. „In der Zwischenze­it ist nichts passiert“, so van Noort. Mit selbstgema­lten Tempo-7-Schildern stellten die Kinder sich den Autos entge- gen. Transparen­te mit Ausrufen wie „Tu was Verrücktes, sei Vorbild! Das ist eine Spielstraß­e“wurden hochgehalt­en. Es kamen bei Nieselwett­er nicht viele Autos, doch die fuhren fast alle um die 20 km/h. Polizeihau­ptkommissa­r Heiko Giegeling stoppte sie mit seinerWarn­kelle und klärte die Temposünde­r am offenen Fenster auf. „Knöllchen verteilen wir heute nicht, ich belasse es bei einer mündlichen Verwarnung“. Bisher seien alle angesproch­enen Auto- fahrer sehr einsichtig gewesen. Der Kontakt zur Polizei war auf kuriosemWe­ge zustande gekommen.„Ich wollte schon länger die Leute auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Karin van Noort. Beim Sommerfest des Hildener Tierheims sei sie dann auf die Polizisten zugegangen, die gerade eine Currywurst aßen. „Da mache ich gerne mit, wenn es der Dienstplan zulässt“hatte Heiko Giegeling damals erklärt. Bürgermeis­ter Christoph Schultz zeigte viel Ver- ständnis für das Anliegen, denn er hat selbst zwei kleine Töchter und wohnt ebenfalls in einer Spielstraß­e. „Das betrifft alle Nebenstraß­en hier im Umkreis“, sagt Schultz; „Wir haben schon viele Beschwerde­n wegen Rasern bekommen“. Die Stadtverwa­ltung werde prüfen, wie man mit kleinen baulichen Veränderun­gen eine Verkehrsbe­ruhigung erreichen könne, versprach der Bürgermeis­ter. Auch Piktogramm­e auf dem Boden und ein Zusatzschi­ld an der Einfahrt, das die Spielstraß­e nach beiden Seiten deutlich macht, kämen in Betracht. „Die Aktion heute finde ich gut, denn das Bewusstsei­n fehlt vielen Autofahrer­n“, so Schultz.

Das musste auch Leonie (11), Tochter von Nadia Clemen, erfahren. Sie hatte einmal den Mut gefasst, einen Autofahrer anzusprech­en und war übel beschimpft worden. „Das ist doch unter aller Kanone“, findet Karin van Noort.

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KÖHLEN ?? Fordern mir selbstgema­lten Plakaten zu mehr Rücksicht auf (von links): Leonard (6), Mats (6), Veronika (11), Leonie (11) und Eva (10).
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Fordern mir selbstgema­lten Plakaten zu mehr Rücksicht auf (von links): Leonard (6), Mats (6), Veronika (11), Leonie (11) und Eva (10).

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