Erkrather Forscher kommt groß raus
1,5 Millionen Euro hat Markus Dworak in der TV-Sendung „Höhle der Löwen“als Investition bekommen – für ein von ihm entwickeltes Mittel für erholsameren Schlaf. Seine Firma in Erkrath hat jetzt mächtig zu tun.
ERKRATH Knapp zwei Wochen ist es nun her, da konnten Millionen Fernsehzuschauer dabei zusehen, wie in den Augen der beiden schwerreichen Investoren Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel die Dollarzeichen aufleuchteten. Sie sprangen aus ihren Sesseln und fielen dem Firmengründer und Schlafforscher Markus Dworak direkt in die Arme.
Dworak hatte die beiden Millionäre von seinem Produkt überzeugt: Ein Nahrungsergänzungsmittel – bestehend aus einem Trunk und zwei Tabletten – die im nächtlichen Schlaf den Nährstoff- und Energiehaushalt des Gehirns optimieren sollen. 1,5 Millionen Euro hat Dworak in der Sendung „Die Höhle der Löwen“als Investition zugesichert bekommen – im Gegenzug von einem Drittel der Firmenanteile.
„Gleich am nächsten Tag kamen wir in die Presse, da wir den größten Deal in der Geschichte der Sendung abgeschlossen hatten“, fasst Markus Dworak die medialen Ereignisse noch einmal zusammen. Aber schon am Abend der Ausstrahlung ging es drunter und drüber: Die firmeneigene Website sowie der Onlineshop drohte zusammenzubrechen, so viele Kunden wollten so schnell wie möglich ihren Schlaf optimieren. Im Onlineshop herrscht Flaute, die Regale in Drogeriemärk- ten sind geplündert. Das bis dato relativ unbekannte Nischenprodukt namens „smartsleep“erfuhr einen Popularitätsschub, auf den Dworak und sein dreiköpfiges Team nicht vorbereitet waren.
„Wir sind seit der Sendung kaum aus dem Büro herausgekommen.“Was nicht allen Fernsehzuschauern bekannt sein dürfte: Dworaks Firma ist seit vier Monaten in Erkrath ansässig. In einem lichtdurchfluteten Teilareal der alten Gießerei Posse Marré. Umringt von schicken Neubauten und dem Bavierpark in Sichtweite.
Dworak, wie er bequem in seinem Meetingraum sitzt, wirkt ungemein anders als in der Fernsehsendung – ganz lässig ohne Sakko und mit modischer Brille auf der Nase. Doch er scheint auch etwas erschla- gen von den jüngstenVorkommnissen, die „kaum zu beschreiben“seien: Innerhalb von zwei Tagen haben 15.000 E-Mails die Postfächer gefüllt. Das Telefon habe Sturm geklingelt. „Wir müssen jetzt viel Aufklärungsarbeit über unser Produkt und unsere Firma leisten“, staunt er.
Maschmeyer und Dümmel kamen angereist und hatten sich die Räumlichkeiten angesehen, wollten genau wissen, in was sie investieren. Dabei beruhte die Sache mit der Fernsehsendung auf einer Schnapsidee, gibt Dworak zu. Der Verschlag kam aus dem Bekanntenkreis. Der dreifache Familienvater druckste zuerst herum, füllte schließlich den Bewerbungsbogen aus und bekam einen Anruf von der TV-Produktionsfirma.
Fazit: „Von heute auf morgen hat sich die Situation radikal verän- dert.“Dworak wurde in den Medien oft als gebürtiger Düsseldorfer bezeichnet. Oder als Nürnberger, da er bis vor kurzem dort gelebt und die Firma dort gegründet hatte. Er stellt klar: „In Düsseldorf-Kaiserwerth verbrachte ich meine ersten Tage. Doch aufgewachsen bin ich in Ratingen und Mettmann.“Das Abitur hatte der Enddreißiger am Heinrich-Heine-Gymnasium in Metzkausen abgelegt, darauf folgte das Studium der Sportwissenschaften in Köln und sowie die Doktorarbeit in der Schlafforschung. Zwischenzeitlich zog es ihn sogar an die Harvard-Universität.
Weil er sich mit dem Rheinland und dem Bergischen Land noch tief verbunden fühlt, kam er über den Zwischenstopp in Nürnberg wieder zurück in die Heimat. Von Erkrath aus vertreibt er nun sein Präparat, das von großen Fußballvereinen mit Überzeugung genutzt, dessenWirksamkeit aber von Wissenschaftlern stark angezweifelt wird. Nimmt man eine dieser Ampullen in die Hand, wird jedenfalls eines gewiss: viel Plastikmüll. Abend für Abend. Warum die Tinktur nicht in einer Literflasche und die Tabletten nicht in einem großen Glas vermarkten?
Wie Dworak erklärt, habe man Zielgruppen wie Geschäftsreisende im Auge gehabt: „Wer viel unterwegs ist, möchte keine riesigen Mengen mitschleppen, sondern nur drei, vier Portionen.“Durch die Finanzspritzen von Maschmeyer und Dümmel ist jetzt viel in Bewegung: Mehr Personal, mehr Büroflachen, mehr Zielgruppen. Vielleicht auch weniger Verpackungsmüll.