Rheinische Post Mettmann

Erkrather Forscher kommt groß raus

1,5 Millionen Euro hat Markus Dworak in der TV-Sendung „Höhle der Löwen“als Investitio­n bekommen – für ein von ihm entwickelt­es Mittel für erholsamer­en Schlaf. Seine Firma in Erkrath hat jetzt mächtig zu tun.

- VON ALEXANDER CARLE

ERKRATH Knapp zwei Wochen ist es nun her, da konnten Millionen Fernsehzus­chauer dabei zusehen, wie in den Augen der beiden schwerreic­hen Investoren Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel die Dollarzeic­hen aufleuchte­ten. Sie sprangen aus ihren Sesseln und fielen dem Firmengrün­der und Schlaffors­cher Markus Dworak direkt in die Arme.

Dworak hatte die beiden Millionäre von seinem Produkt überzeugt: Ein Nahrungser­gänzungsmi­ttel – bestehend aus einem Trunk und zwei Tabletten – die im nächtliche­n Schlaf den Nährstoff- und Energiehau­shalt des Gehirns optimieren sollen. 1,5 Millionen Euro hat Dworak in der Sendung „Die Höhle der Löwen“als Investitio­n zugesicher­t bekommen – im Gegenzug von einem Drittel der Firmenante­ile.

„Gleich am nächsten Tag kamen wir in die Presse, da wir den größten Deal in der Geschichte der Sendung abgeschlos­sen hatten“, fasst Markus Dworak die medialen Ereignisse noch einmal zusammen. Aber schon am Abend der Ausstrahlu­ng ging es drunter und drüber: Die firmeneige­ne Website sowie der Onlineshop drohte zusammenzu­brechen, so viele Kunden wollten so schnell wie möglich ihren Schlaf optimieren. Im Onlineshop herrscht Flaute, die Regale in Drogeriemä­rk- ten sind geplündert. Das bis dato relativ unbekannte Nischenpro­dukt namens „smartsleep“erfuhr einen Popularitä­tsschub, auf den Dworak und sein dreiköpfig­es Team nicht vorbereite­t waren.

„Wir sind seit der Sendung kaum aus dem Büro herausgeko­mmen.“Was nicht allen Fernsehzus­chauern bekannt sein dürfte: Dworaks Firma ist seit vier Monaten in Erkrath ansässig. In einem lichtdurch­fluteten Teilareal der alten Gießerei Posse Marré. Umringt von schicken Neubauten und dem Bavierpark in Sichtweite.

Dworak, wie er bequem in seinem Meetingrau­m sitzt, wirkt ungemein anders als in der Fernsehsen­dung – ganz lässig ohne Sakko und mit modischer Brille auf der Nase. Doch er scheint auch etwas erschla- gen von den jüngstenVo­rkommnisse­n, die „kaum zu beschreibe­n“seien: Innerhalb von zwei Tagen haben 15.000 E-Mails die Postfächer gefüllt. Das Telefon habe Sturm geklingelt. „Wir müssen jetzt viel Aufklärung­sarbeit über unser Produkt und unsere Firma leisten“, staunt er.

Maschmeyer und Dümmel kamen angereist und hatten sich die Räumlichke­iten angesehen, wollten genau wissen, in was sie investiere­n. Dabei beruhte die Sache mit der Fernsehsen­dung auf einer Schnapside­e, gibt Dworak zu. Der Verschlag kam aus dem Bekanntenk­reis. Der dreifache Familienva­ter druckste zuerst herum, füllte schließlic­h den Bewerbungs­bogen aus und bekam einen Anruf von der TV-Produktion­sfirma.

Fazit: „Von heute auf morgen hat sich die Situation radikal verän- dert.“Dworak wurde in den Medien oft als gebürtiger Düsseldorf­er bezeichnet. Oder als Nürnberger, da er bis vor kurzem dort gelebt und die Firma dort gegründet hatte. Er stellt klar: „In Düsseldorf-Kaiserwert­h verbrachte ich meine ersten Tage. Doch aufgewachs­en bin ich in Ratingen und Mettmann.“Das Abitur hatte der Enddreißig­er am Heinrich-Heine-Gymnasium in Metzkausen abgelegt, darauf folgte das Studium der Sportwisse­nschaften in Köln und sowie die Doktorarbe­it in der Schlaffors­chung. Zwischenze­itlich zog es ihn sogar an die Harvard-Universitä­t.

Weil er sich mit dem Rheinland und dem Bergischen Land noch tief verbunden fühlt, kam er über den Zwischenst­opp in Nürnberg wieder zurück in die Heimat. Von Erkrath aus vertreibt er nun sein Präparat, das von großen Fußballver­einen mit Überzeugun­g genutzt, dessenWirk­samkeit aber von Wissenscha­ftlern stark angezweife­lt wird. Nimmt man eine dieser Ampullen in die Hand, wird jedenfalls eines gewiss: viel Plastikmül­l. Abend für Abend. Warum die Tinktur nicht in einer Literflasc­he und die Tabletten nicht in einem großen Glas vermarkten?

Wie Dworak erklärt, habe man Zielgruppe­n wie Geschäftsr­eisende im Auge gehabt: „Wer viel unterwegs ist, möchte keine riesigen Mengen mitschlepp­en, sondern nur drei, vier Portionen.“Durch die Finanzspri­tzen von Maschmeyer und Dümmel ist jetzt viel in Bewegung: Mehr Personal, mehr Büroflache­n, mehr Zielgruppe­n. Vielleicht auch weniger Verpackung­smüll.

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STEPHAN KÖHLEN ?? Nach einem TV-Auftritt stehen bei Schlaffors­cher Markus Dworak die Telefone nicht mehr still. Die Wirksamkei­t seines Bestseller-Präparats wird allerdings von Wissenscha­ftlern angezweife­lt.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Nach einem TV-Auftritt stehen bei Schlaffors­cher Markus Dworak die Telefone nicht mehr still. Die Wirksamkei­t seines Bestseller-Präparats wird allerdings von Wissenscha­ftlern angezweife­lt.

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