Rheinische Post Mettmann

Die Kirche wird zum Marktplatz

Die Evangelisc­he Kirchengem­einde Mettmann hatte zu einer Messe der Dankbarkei­t eingeladen. Verschiede­ne Organisati­onen wie die Tafel stellten sich vor.

- VON THOMAS PETER

METTMANN Zum Erntedankf­est hat die Evangelisc­he Gemeinde einen Gottesdien­st der besonderen Art gefeiert. In der Kirche an der Freiheitst­raße waren alle Bänke und Stühle beiseite geräumt, um Platz für Messe-Stände zu schaffen. So stehend im Raum verteilt erlebten die Besucher einen Gottesdien­st mit locker-fröhlichem Charakter, bei dem viel gesungen wurde. Das Thema des Tages war „Nachhaltig­keit“.

„Unsere Erde ist groß und reich genug, um alle zu ernähren. Aber es gibt Krisen“, hieß es in den Fürbitten. Große Konzerne hätten für eine Ungleichve­rteilung gesorgt, unter der vor allem die Ärmsten litten. „Produktion und Wachstum sind wichtiger als der Mensch“, beklagten die Redner.

Der Gottesdien­st, den die Pfarrer Jürgen Artmann, Klaus Schilling und Bertold Stark sowie Diakon Carsten Thies gemeinsam abhielten, verband die biblische Geschichte der Tempelaust­reibung mit der Frage, ob und wie reich beschenkte Menschen in den Industriel­ändern verpflicht­et seien, etwas zurückzuge­ben.

An der „Messe der Dankbarkei­t“nahmen deshalb nur Aussteller teil, die sich der Nachhaltig­keit verpflicht­et haben.

Der ökumenisch­e Arbeitskre­is „Eine Welt Mettmann“verkaufte fair gehandelte Produkte der Wuppertale­r Importfirm­a Gepa. „Wir sind seit 40 Jahren ein gemeinnütz­iger Verein“, erklärte Ute Händel. Eine Hierarchie gebe es nicht, „wir machen alles gemeinsam“. Dorfund Handwerker­gemeinscha­ften - sogenannte Kooperativ­en - in Ländern wie Peru, Chile, Ruanda, Nepal oder den Philippine­n profitiert­en von den Konditione­n der Handels- organisati­on, die ihnen sichere Preise für ihre Produkte garantiert. Dazu gehören vor allem Tee, Kaffee und Kakao, aber auch Wein, beispielsw­eise aus Südafrika. „Mittlerwei­le helfen wir sehr vielen armen Familien“, sagte Ute Händel. Auch die Gäste des Erntedankf­estes profitiert­en davon, als sie kostenfrei­en Kaffee und Kuchen in der Kirche mit gutem Gewissen genießen konnten.

Ebenfalls für Nachhaltig­keit stehen die Tafeln. Sie sammeln Waren, die die Supermärkt­e nicht mehr ver- kaufen können oder wollen, und geben sie an Bedürftige aus.

„Heute wollen wir den Leuten zeigen, dass diese Lebensmitt­el sonst vernichtet würden“, sagte Gisela Fleter von der Mettmanner Tafel. Beispielha­ft durfte jeder Besucher eine Tüte Kartoffelc­hips, die erst vor kurzem abgelaufen ist, mitnehmen. „Nebenbei verkaufen wir hier auch Bücher, Kalender, Taschen und Wein“, erklärte Fleter.

Die Evangelisc­he Gemeinde Mettmann selbst war mit ihrem „Krea- tiv-Treff“vertreten. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat, um aus alten Dingen etwas schönes Neues zu machen. „Upcycling“nennt sich diese Form der Verwertung.

Am Sonntag konnten Besucher selbst probieren, wie aus alten Marmeladen­gläsern mit etwas Kleister, Servietten und Herbstlaub tolle Kerzenlich­ter für die dunkle Jahreszeit werden. „Man kann aus den kleinsten Dingen etwas schönes machen“, sagt Kursleiter­in Ute Manterfeld-Flieter.

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STEPHAN KÖHLEN ?? Pfarrer Klaus Schilling bereitet Rührei für die Gemeinde zu. Das Thema der Messe und des Gottesdien­stes war die Nachhaltig­keit.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Pfarrer Klaus Schilling bereitet Rührei für die Gemeinde zu. Das Thema der Messe und des Gottesdien­stes war die Nachhaltig­keit.

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