Die Kirche wird zum Marktplatz
Die Evangelische Kirchengemeinde Mettmann hatte zu einer Messe der Dankbarkeit eingeladen. Verschiedene Organisationen wie die Tafel stellten sich vor.
METTMANN Zum Erntedankfest hat die Evangelische Gemeinde einen Gottesdienst der besonderen Art gefeiert. In der Kirche an der Freiheitstraße waren alle Bänke und Stühle beiseite geräumt, um Platz für Messe-Stände zu schaffen. So stehend im Raum verteilt erlebten die Besucher einen Gottesdienst mit locker-fröhlichem Charakter, bei dem viel gesungen wurde. Das Thema des Tages war „Nachhaltigkeit“.
„Unsere Erde ist groß und reich genug, um alle zu ernähren. Aber es gibt Krisen“, hieß es in den Fürbitten. Große Konzerne hätten für eine Ungleichverteilung gesorgt, unter der vor allem die Ärmsten litten. „Produktion und Wachstum sind wichtiger als der Mensch“, beklagten die Redner.
Der Gottesdienst, den die Pfarrer Jürgen Artmann, Klaus Schilling und Bertold Stark sowie Diakon Carsten Thies gemeinsam abhielten, verband die biblische Geschichte der Tempelaustreibung mit der Frage, ob und wie reich beschenkte Menschen in den Industrieländern verpflichtet seien, etwas zurückzugeben.
An der „Messe der Dankbarkeit“nahmen deshalb nur Aussteller teil, die sich der Nachhaltigkeit verpflichtet haben.
Der ökumenische Arbeitskreis „Eine Welt Mettmann“verkaufte fair gehandelte Produkte der Wuppertaler Importfirma Gepa. „Wir sind seit 40 Jahren ein gemeinnütziger Verein“, erklärte Ute Händel. Eine Hierarchie gebe es nicht, „wir machen alles gemeinsam“. Dorfund Handwerkergemeinschaften - sogenannte Kooperativen - in Ländern wie Peru, Chile, Ruanda, Nepal oder den Philippinen profitierten von den Konditionen der Handels- organisation, die ihnen sichere Preise für ihre Produkte garantiert. Dazu gehören vor allem Tee, Kaffee und Kakao, aber auch Wein, beispielsweise aus Südafrika. „Mittlerweile helfen wir sehr vielen armen Familien“, sagte Ute Händel. Auch die Gäste des Erntedankfestes profitierten davon, als sie kostenfreien Kaffee und Kuchen in der Kirche mit gutem Gewissen genießen konnten.
Ebenfalls für Nachhaltigkeit stehen die Tafeln. Sie sammeln Waren, die die Supermärkte nicht mehr ver- kaufen können oder wollen, und geben sie an Bedürftige aus.
„Heute wollen wir den Leuten zeigen, dass diese Lebensmittel sonst vernichtet würden“, sagte Gisela Fleter von der Mettmanner Tafel. Beispielhaft durfte jeder Besucher eine Tüte Kartoffelchips, die erst vor kurzem abgelaufen ist, mitnehmen. „Nebenbei verkaufen wir hier auch Bücher, Kalender, Taschen und Wein“, erklärte Fleter.
Die Evangelische Gemeinde Mettmann selbst war mit ihrem „Krea- tiv-Treff“vertreten. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat, um aus alten Dingen etwas schönes Neues zu machen. „Upcycling“nennt sich diese Form der Verwertung.
Am Sonntag konnten Besucher selbst probieren, wie aus alten Marmeladengläsern mit etwas Kleister, Servietten und Herbstlaub tolle Kerzenlichter für die dunkle Jahreszeit werden. „Man kann aus den kleinsten Dingen etwas schönes machen“, sagt Kursleiterin Ute Manterfeld-Flieter.