Rheinische Post Mettmann

Neanderhöh­e: Politik lehnt Befragung ab

Die Grünen sind mit ihrem Antrag gescheiter­t, die Meinung der Erkrather Bürger zum umstritten­en Gewerbegeb­iet Neanderhöh­e abzufragen. Dafür gab es vom Publikum Buh-Rufe im Planungsau­sschuss.

- VON CORDULA HUPFER

ERKRATH Überwältig­ender Protest sieht anders aus, aber etwa 70 Besucher bei einer Ausschuss-Sitzung gibt es normalerwe­ise nur, wenn es dem Bürger mit Gebührener­höhungen ans Säckel gehen soll. Diesmal ging es um eine Freifläche, die dem Stadtgebie­t entzogen werden soll, in Gestalt eines Gewerbegeb­iets auf der jetzt noch grünen Neanderhöh­e. Grüne, SPD und eine Reihe engagierte­r Bürger sind dagegen.

Weil es mehrere Bürgerprot­este gab und Hunderte Unterschri­ften gegen das Bauvorhabe­n gesammelt wurden, forderten die Grünen jetzt im Planungsau­sschuss eine Bürgerbefr­agung. „Die Bürger haben Anspruch auf Mitwirkung“, betonte Grünen-Sprecher Peter Knitsch seinen Anspruch, stieß damit im Ausschuss aber auf wenig Gegenliebe. Denn erstens würde das die Stadt zirka 45.000 Euro kosten und zweitens hielten auch nicht alle Politiker, die gegen das Gewerbegeb­iet sind, eine solche Befragung für sinnvoll. „Auch wir wollen keine Bebauung, aber der Aufwand für eine Befra- gung wäre zu hoch.Wir sind für eine zusätzlich­e Bürgervers­ammlung zu dem Thema“, sagte Uli Schimschoc­k für die SPD.

Als der Grünen-Antrag schließlic­h mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde, gab es Buh-Rufe aus dem Publikum. Einige Besucher hatten zuvor deutliche Kritik an den Bauplänen geäußert, deren Fürspreche­r Bürgermeis­ter Christoph Schultz, die CDU und seit einiger Zeit auch die „Bürger mit Umweltvera­ntwortung“(BmU) sind: „Können Sie überhaupt noch in den Spiegel gucken“hieß es an die Adresse der BmU, „Das ist eine Blamage für Erkrath, wenn ein so wichtiges Gebiet mit Gewerbe zugebaut wird“, „Wovor haben Sie Angst? Geben Sie sich einen Ruck und lassen Sie die Bürger entscheide­n“, „Wir brauchen Freifläche­n für ein besseres Klima“, lauteten einige der Bürger-Einwürfe.

Bürgermeis­ter Schultz verteidigt­e seine Pläne vehement, sprach von Grundsteue­rerhöhunge­n, die unvermeidb­ar wären, wenn das Gewerbegeb­iet nicht wie geplant käme und Gewerbeste­uer in die klamme Stadtkasse brächte. Diese Verknüpfun­g von Finanzlage der Stadt und Gewerbegeb­ietsplanun­g sei unseriös, kritisiert­e Marc Göckeritz von den Grünen. Erkrath habe kein Einnahmen-, sondern ein Ausgaben- problem, zum Beispiel viel zu hohe Personalko­sten.

Wolfgang Sternberg vom Naturschut­zverband Nabu betonte, eine intakte Umwelt sei lebenswich­tig und um ihre Restbestän­de müsse gekämpft werden. Er nahm damit Bezug auf Hagen Schwarze vom Erkrather Wirtschaft­skreis, der erklärt hatte, die Neanderhöh­e sei „die letzte Reserve der Stadt“, die noch für Gewerbe genutzt werden könne, und die Stadt täte gut daran, ihre Pläne umzusetzen.

Viel Hoffnung hatten die Mitglieder der „Schutzgeme­inschaft Neandertal“in die Sitzung gesetzt. Sie hatten Unterschri­ften gegen eine Bebauung gesammelt und hielten „eine Bürgerbefr­agung für geboten“. Es sei mittlerwei­le „eine erhebliche Gegenwehr der Bürgerscha­ft gegen dieses Gewerbegeb­iet“deutlich geworden. Man sei nicht generell gegen Gewerbe, aber an dieser Stelle „muss Erkrath dem Erbe des Neandertal­s gerecht werden, und das spricht gegen eine gewerblich­e Nutzung“, heißt es in einer Mitteilung. Die Bürgerbefr­agung ist vom Tisch, aber der Protest geht wohl weiter.

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ARCHIVFOTO: GOLSCH Bislang ist die Neanderhöh­e noch eine landwirtsc­haftlich genutzte Fläche. Für ein Gewerbegeb­iet sollen 3,4 Hektar betoniert werden.

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