Kurzweiliger Abend: Jazzgitarrist erzählt
Der Interviewte sah sich gut informierten und dem Jazz wohlgesinnten Gästen gegenüber, die sich dem Unterhaltungswert des Abends hingaben.
HILDEN Als am Mittwochabend der Hildener Jazz-Gitarrist Axel Fischbacher bei der Interviewreihe „Was ich zu sagen habe“auf den Journalisten und Autor Matthias Dohmen traf, waren in der angenehm warmen Atmosphäre des Saals im Gemeindezentrum an der Reformationskirche nur wenige Zuschauer zu finden.
Zwei Stunden gehen schnell herum, wenn da vorne jemand sitzt, der, völlig uneingebildet, obwohl ja mitnichten nur in Hilden eine Jazzgröße, davon berichtet, wie in großen Teilen Glück und Zufall und „eine innere Notwendigkeit, das machen zu wollen“ihn dorthin gebracht haben, wo er nun ist: Bandleader, Organisator der Jazz-Reihe „Blue Monday“und von Jazz-Workshops in Hilden und der, der immer wieder mit zeitgenössischen Jazz-Größen auf einer Bühne steht. Wie sich das denn entwickelt habe, wollte Dohmen wissen. Und, Überraschung: In Fischbachers Familie spielte niemand ein Instrument. Aber in der Gastronomie der Großeltern gab es eine Music-Box. „Da lief viel Rock´n´Roll, Elvis zum Beispiel“, erzählte der 62-Jährige. Erst mit zwölf begann er mit dem Gitarrenspiel. „Ich hatte Unterricht bei einer alten Dame auf dem Dorf, irgendwo bei Kassel“, erinnerte sich Fischbacher. Das genügte ihm nicht und er begann, sich selbst Stücke aus dem Radio beizubringen. Später geriet die Gitarre in den Hintergrund. Als sein Vater auf einem Chefposten in Düsseldorf und Axel auf dem Hildener Gymnasium ankam, war das wohl einer dieser glücklichen Zufälle. „Das Gymnasium hat damals einige gute Musiker hervorgebracht“, allen voran den Jazzpianisten Christoph Spendel, ein Vorbild für den jungen Fischbacher. „Spendel ist mit 17 Jahren von der Schule abgegangen und spielte darauf bei den Berliner Jazz-Tagen. Das war so ein Kick.“Über Engagements als „Dienstleister Elektrische Gitarre“habe er schon zur Schulzeit gut verdient und traf darüber hinaus auf „die ganze Hitparade von Dieter Thomas Heck.“Als Mitglied der Ratinger Tanzkapelle konnte er nun damit prahlen, für Roy Black, Rex Guildo, Katja Eppstein oder Costa Cordalis in die Seiten gehauen zu haben. Seine heutige Meinung zur Schlagermusik gab er dann aber auch unverblümt zum Besten.„Das ist billiges Zeug, das auf niedere Instinkte losgeht.“
Im Heute angekommen, stellte Dohmen die Frage, wie politisch sich der Jazz derzeit darstelle. „Musik ist Musik“, stellte Fischbacher zunächst fest. Und sei damit erstmal nicht politisch. Aber die Person hinter der Musik könne sich durchaus dazu äußern. „Die Öffentlichkeit, die man als Musiker hat, müsste man eigentlich nutzen.“Im Jazz gebe es allerdings einen unausgesprochenenVerhaltenskodex, nicht politisch zu sein. Er selbst sei immer auch politisch aktiv gewesen, demonstrierte seinerzeit gegen die Frankfurter Startbahn West oder den Bau des Kernkraftwerks Grohnde.
Zum Schluss zog Fischbacher aber noch einmal ein musikalisches Fazit:„Musik ist etwas zwischen den Menschen, etwas aus Zuhören und Spielen. Wichtig ist das Erlebnis, nicht das Ergebnis.“Die Musik könne man nicht beherrschen und sie unterwerfe sich nicht der Messbarkeit und sei damit eines der wenigen verbliebenen Felder, das sich nicht unbedingt im Wettbewerb ausdrücken müsse. „Wie gut ich Gitarre spielen kann, kommt erst danach.“