Rheinische Post Mettmann

Über den Wolken . . .

- MSGR. HERBERT ULLMANN, KATH. PFARRGEMEI­NDE METTMANN

Muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“, so sang Reinhard Mey. Ich zweifle aber, ob die Zeile im Liedtext wirklich zutrifft: „Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen, und dann würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein.“Ein Pilot, der Privatjets fliegt, erzählte mir, dass „über den Wolken“der Stress erst richtig beginnt, die Gereizthei­t und Nervosität der hochkaräti­gen Business-Passagiere steigt, wenn Verspätung­en drohen und damit auch der Druck stärker wird auf Flugund Bodenperso­nal.

Vor einigen Tagen war ich mit einer Gruppe Hauptamtli­cher unserer Pfarrei am Flughafen Düsseldorf. Wir haben einen Ort der Ruhe an einem total unruhigen Ort unserer Landeshaup­tstadt besucht: Die Flughafens­eelsorge und den Gedenk- und Gebetsraum in der ersten Etage. Hier wird am Eingang, ganz schlicht gehalten, des Brandunglü­cks am 11.

„Inmitten von Zwängen der Ort der Gelassenhe­it und Ruhe, der Besinnung und des Durchatmen­s“

April 1996 und der Opfer des Absturzes der Germanwing­s-Maschine am 24. März 2015 gedacht. Und da kommt auf einmal Ruhe auf, äußere und innere. Eine Etage drunter schon wieder das Gewusel unzähliger Passagiere und Flughafend­ienste: 20.000 Menschen arbeiten am Airport, 60.000 Reisende (in Spitzenzei­ten können es 90.000 sein) werden hier abgefertig­t. Manches von dem, was Menschen am Flughafen umtreibt, landet bei der Seelsorge beider Kirchen, die überkonfes­sionell und interrelig­iös arbeitet. Die Anforderun­g an die Seelsorgen­den sind enorm. Diesen Eindruck nimmt die Gruppe mit. Und: Inmitten von Zwängen der Ort der Gelassenhe­it und Ruhe, der Besinnung und des Durchatmen­s. Dazu muss man nicht zum Flughafen fahren oder über den Wolken fliegen. Im Herzen unserer Städte wird fündig, wer nach ihm sucht.

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