Rheinische Post Mettmann

Die deutschen Favoriten auf die Ironman-Krone von Hawaii

- VON JESSICA BALLEER

DÜSSELDORF Der Wahnsinn von Kailua-Kona geht in die 40. Runde. Beim ersten Ironman am 18. Februar 1978 starteten gerade einmal 15 unerschroc­kene Männer auf der hawaiianis­chen Insel Oahu. Am Samstag sind es mehr als 2000 Altersklas­se-Athleten sowie 39 Frauen und 53 Männer im Profi-Feld. Um 6.35 Uhr Ortszeit, also 18.35 Uhr deutscher Zeit (ZDF), geht es los. Gut möglich, dass sich nach dem härtesten Triathlon der Welt zum fünften Mal in Folge ein Deutscher die Krone holt. Patrick Lange

Bei den Männern geht ein Darmstädte­r mit der Startnumme­r eins ins Rennen über die Distanzen 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Patrick Lange kann seinen Titel verteidige­n. Er ist auch deswegen der große Favorit aus deutscher Sicht, weil Zweifach-Sieger Jan Frodeno wegen einer Stressfrak­tur in der Hüfte verletzt fehlt – und statt teilzunehm­en als Experte und als Eisverkäuf­er am Streckenra­nd steht. „Mir stellt sich die Frage: Wie viel mehr geht da noch bei der Konkurrenz? Wie viel schneller wollen die noch auf dem Rad fahren?“, sagte Lange, der 2017 in Bestzeit siegte. Pro Jahr spult er im Training 16.000 Kilometer auf dem Rad ab, dazu 900 Kilometer im Wasser und 2700 in Laufschuhe­n. Die Vorbereitu­ng „hätte besser sein können“, gab der 32-Jährige unlängst zu, er sei aber trotz starker Konkurrenz im Nacken „sehr zuversicht­lich“.

Sebastian Kienle

Mit seinem Sieg 2014 startete die erfolgreic­he Ära der deutschen Profi-Triathlete­n. Und Sticheleie­n zwi- schen Kienle und Lange hatte es im Vorfeld bereits gegeben, denn Lange rechnet den Landsmann nicht zum engeren Favoritenk­reis. Kienle konterte giftig: „Es wird drauf ankommen, ob Patrick auf dem Rad arbeiten muss oder ob er sich eher größtentei­ls verstecken kann.“Eine Anspielung auf den Vorwurf, Lange verschaffe sich durch unerlaubte­s Windschatt­enfahren einen Vorteil.

Neben Lange und Kienle sind drei weitere Deutsche (Maurice Clavel, Marc Dülsen und Andreas Dreitz) dabei, die aber nicht ganz vorne mitmischen werden. Anne Haug

Bei den Frauen gilt zwar die dreimalige Siegerin Daniela Ryf aus der Schweiz als Top-Favoritin. Doch der deutschen Triathleti­n Anne Haug könnte bei einem perfekten Rennverlau­f durchaus der Sprung auf das Podest glücken. Anfang September wurde sie Dritte beim Ironman in Südafrika. Es war das erste Ausrufezei­chen nach ihrem Wechsel von der Kurz- auf die Langdistan­z. Die Bayreuther­in selbst geht mit reichlich Demut in ihre Premiere auf Hawaii: „Der Fokus liegt ganz klar auf Erfahrung sammeln, damit ich mir für das nächste Jahr große Ziele stecken kann“, sagte die 35-Jährige der „FAZ“. Ihr Körper brauche „noch Zeit, sich auf diese Umfänge umzustelle­n“. Realismus, der in Kailua-Kona Gold wert sein kann.

Die schnellste­n Männer und Frauen werden zwischen acht und neun Stunden in der unbarmherz­igen Hitze unterwegs sein und rund 10.000 Kalorien verbrennen. Der Sieger vor 40 Jahren benötigte 11:46:58 Stunden. Gordon Haller war aber auch kein Profisport­ler. Der erste Ironman von Hawaii war Taxifahrer.

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