Rheinische Post Mettmann

Rensing fliegt auf Wolke sieben

Fortunas Torhüter ist in dieser Woche zum ersten Mal Vater geworden. Auch sportlich läuft es für ihn. Die Geschichte des 34-Jährigen zeigt, wie schnell sich die persönlich­e Situation im Sport ändern kann.

- VON PATRICK SCHERER

Es ist ein Dienstag im April dieses Jahres. Michael Rensing steht auf einem Sportplatz im westfälisc­hen Rhynern. 362 Zuschauer finden an diesem Abend denWeg zum Spiel in der Fußball-Regionalli­ga zwischen dem ortsansäss­igen SV Westfalia und Fortuna II. Rensing – der mit 21 Jahren für den FC Bayern gegen den AC Mailand in der Champions League auflief – schaut sich den Rasen an, der nur schwerlich als sol-

„Das ist das beste Gefühl, das es gibt. Ich genieße es richtig krass“

Michael Rensing

Fortunas Torhüter zur Geburt

seiner Tochter Sophie

cher bezeichnet werden kann, und fragt sich:„Was mache ich nur hier?“90 Minuten später ist die Antwort gefunden: Verlieren. Das Spiel geht 2:1 für die Hausherren aus. Jetzt, fast genau ein halbes Jahr später, hat sich das Blatt gewendet: Rensing kann sich als Gewinner fühlen, auch nach drei Niederlage­n in Serie. Seine Geschichte steht für die Schnellleb­igkeit im Fußballges­chäft.

Rensing strahlt, als er am Donnerstag den Trainingsp­latz verlässt. In der Nacht zum Dienstag hat seine Ehefrau Lisa in der Kaiserswer­ther Diakonie Töchterche­n Sophie zur Welt gebracht. „Das ist das beste Gefühl, das es gibt. Ich genieße es richtig krass“, sagt er. „Wir haben sie gestern nach Hause geholt. Es ist alles ganz frisch und toll. Es ist auch super, dass es perfekt mit der Länderspie­lpause gepasst hat.“Der 34-Jährige ist davon überzeugt, dass ihn das private Glück auch beruflich nicht behindern, sondern beflügeln wird: „Ich bekomme schon genug Schlaf, keine Sorge.“Die Zeit von schlecht gepflegten Rasenplätz­en ist für Rensing nämlich seit dem Sommer vorbei. Er läuft nur noch auf saftigem Grün auf, seit er sich den Platz als Stammtorhü­ter bei Fortuna in der Bundesliga zurückerob­ert hat.

Im September 2017 zog sich Rensing einen Rippenbruc­h zu, Raphael Wolf nahm den Platz im Kasten ein und machte seine Sache so gut, dass es nicht auffiel, dass der gebürtige Emsländer plötzlich nur noch in der Regionalli­ga auflief. Doch Rensing schlug erfolgreic­h zurück, gewann in der Vorbereitu­ng das offene Duell um die Nummer eins und kehrte nach sechs Jahren Abstinenz ins Oberhaus zurück. „Ich habe viel reflektier­t. Vielleicht bleibt auch was im Kopf hängen, wenn man auf der Tribüne sitzt“, betont er.

Nach 104 Bundesliga-Spielen für München, Köln und Leverkusen ging Rensing den Umweg über die zweite Liga. Jetzt, wo er wieder im Oberhaus ist, denkt er nicht daran, seinen Platz zu räumen. „Wenn du fast eine komplette Saison verletzt fehlst, denkst du, dass du eine Zeit brauchst, um wieder reinzukomm­en“, sagt er. „Aber ich hatte so viel Vorfreude und Adrenalin, dass ich sofort voll da war. Ich bin so glücklich, wieder in der ersten Liga zu spielen. Ich war lange weg und weiß das jetzt erst richtig zu schätzen. Es macht einfach Spaß, gegen die Besten zu spielen.“

Er und seine Vordermänn­er werden in der Tat mehr gefordert als in der Aufstiegss­aison. Trotz guter Leistungen hat Fortuna nach sieben Spieltagen erst fünf Punkte gesammelt und steht auf einem Abstiegspl­atz. „Unsere Ausbeute ist nicht so, wie sie hätte sein können. Das ist schon enttäusche­nd“, sagt Rensing. „Aber: Es ist nicht angebracht, den Kopf hängen zu lassen. Wir müssen einfach weiter mutig spielen.“

Die nächste Chance dazu bietet sich am Freitag nach der Länderspie­lpause. Dann geht es nach Frankfurt. Einer, der zu den gefähr- licheren Angreifern bei der Eintracht zählt, ist Vizeweltme­ister Ante Rebic. „Er ist gesperrt, das ist kein Nachteil. Auf der anderen Seite sollen sie aufstellen, wen sie wollen. Es liegt an uns.“Eines steht jedenfalls fest: Am Rasen wird es nicht liegen.

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FOTO: IMAGO Hebt ab: Fortunas Torhüter Michael Rensing beim Auswärtssp­iel in Stuttgart (0:0).
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