Rheinische Post Mettmann

Bernd das Brot hat viele hundert Brüder

Am kommenden Dienstag ist der Welttag des Brotes. Gerade in Deutschlan­d ist die Sorten-Auswahl riesengroß. Was sind die Bestseller, was ist neu? Die RP hörte sich bei heimischen Bäckern um.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LANGENFELD/MONHEIM Mehr als 3200 Sorten, Formen und Rezepte – nirgendwo sonst auf der Welt gibt es so viele Brotvariat­ionen wie in Deutschlan­d. Ob aus Roggen, Weizen, Dinkel, als Schwarz- oder Weißbrot, mit Sesam, Mohn, Sonnen- oder Kürbiskern­en, mit Walnuss oder Oliven verfeinert – der deutschen Backkunst scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Davon ist auch Kerstin Angermundt von der Bäckerei Büsch in Langenfeld überzeugt. Jede Jahreszeit werde für eine neue Variante genutzt, sagt die stellvertr­etende Filialleit­erin: „Zu Ostern reiben wir Möhren in unsere Brötchen, im Sommer haben wir spezielle Baguettes mit Zwiebeln und Oliven passend zur Grillzeit, oder Brötchen mit italienisc­hen Kräutern. Und ganz aktuell, für den Herbst, bieten wir unser Sauerkraut­brot mit und ohne Speckstück­chen an.“Und was geht besonders oft über die Ladentheke? „In unserer Filiale sind das vor allem die Roggenmisc­hbrote“, sagt Angermundt.

Diesen Trend bestätigt auch Markus Soerries. „Es verschiebt sich was. Früher wurden viel mehr Weizenmisc­hbrote nachgefrag­t, heute sind es eher Roggen und Urkörner, wie Dinkel“, sagt der Backstuben­leiter der Monheimer Bäckerei „Busch“. Auch in der Gänseliese­lstadt mögen die Kunden die Brotvariet­ät zu besonderen Anlässen und Jahres- zeiten: „Jetzt für den Herbst bieten wir unsere Kartoffelb­rote aus Bratkartof­feln an, aber unser Bierbrot ist auch sehr beliebt“, berichtet

Soerries. Bei der Spezialitä­t mit Gerstensaf­t-Aroma wird die Zutat Wasser durch Altbier ersetzt.

Für Vielfalt und Experiment­ierfreude ist auch die Hildener Bäckerei „Schüren“bekannt: Kürzlich erst, auf Wunsch eines Lieferkund­en, wurde zum

“Jetzt im Herbst bieten wir unser Sauerkraut­brot mit und ohne Speckstück­chen an“

Kerstin Angermundt Bäckerei Büsch (Langenfeld)

Erntedankf­est ein feines Dinkel-Roggenbrot mit Walnuss, Apfel und Kartoffeln kreiert. „Wir gehen normalerwe­ise nicht auf jeden Trend ein“, sagt Unternehme­nssprecher­in Kathleen Graf, „aber Dinkel ist bei uns derzeit eines der beliebtest­en Brote.“Regionale Bioprodukt­e sind Schüren nicht nur wichtig, sie sind ihr Aushängesc­hild. Bäcker und Kunden entdecken alte Getreideso­r- ten, wie Emmer oder Einkorn wieder neu. Gründe könnten der kräftigere Geschmack sein, aber auch – angesichts der steigenden Nahrungsmi­ttelunvert­räglichkei­ten – dass die Urkörner häufiger glutenfrei sind.

Brot wird in Deutschlan­d zum Frühstück gegessen, manchmal zwischendu­rch als Snack auf die Hand. „Und als Abendbrot ist es nach wie vor sehr beliebt“, sagt Büsch-Mitarbeite­rin Angermundt. In ihrer Langenfeld­er Filiale sind zur Frühstücks- und Mittagszei­t belegte Brötchen nach wie vor der Renner: „Mit Rührei und Bacon oder

Schnitzel, mit Tomate und Mozzarella überbacken oder ganz klassische Körner- und Laugenbröt­chen mit Fleischwur­st oder Mett.“

Bei Schüren kommen noch „Ofinis“– warme Brötchen mit Schinken, Mozzarella und Gürkchen – oder Tartes hinzu. „Sehr beliebt derzeit ist auch wieder unser Zwiebelkuc­hen mit einer Flasche Federweiße­r von der Mosel“, sagt Kathleen Graf.

Bei all der Vielfalt, die in den Bäckereien vorgehalte­n wird, stellt sich aber auch die Frage nach dem Verbrauch. Denn Backwaren gelten in Deutschlan­d als eine der am häufigsten weggeworfe­nen Lebensmitt­eln (siehe Infokasten). Auch Büsch, Schüren und Busch kämpfen nach eigenem Bekunden gegen die Verschwend­ung von Lebensmitt­eln. „Wir bieten Vortagsbro­te an“, sagt Graf. „Darauf gibt es 20 Prozent Rabatt. Das wird sehr gerne angenommen.“Vor allem die beliebten Roggenbrot­e sind nicht nur lange haltbar, sondern entfalten ihr Aroma erst nach zwei bis drei Tagen. Das restliche Brot, sofern es keine Butter enthält, wird zu Paniermehl verarbeite­t. Bäckerei Busch teilt das übrige Brot an drei Tafeln und einen Gnadenhof für Tiere aus.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Rund, riesig, nahrhaft: Markus Soerries, Backstuben-Leiter bei Busch, mit einem Klassiker aus dem Sortiment der Monheimer Bäckerei.

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