Rheinische Post Mettmann

Gastronome­n finden Lieferdien­ste teuer

Essen auf Rädern wird immer beliebter. Viele Restaurant­s arbeiten mit externen Dienstleis­tern zusammen – nur wenige betreiben eigene Flotten. Doch die Gastronome­n sind nicht uneingesch­ränkt glücklich mit der Zusammenar­beit.

- VON HELENE PAWLITZKI

Die Deutschen bestellen immer mehr Essen nach Hause – und die Düsseldorf­er sind da keine Ausnahme. Zwar veröffentl­ichen die großen Lieferdien­ste keine spezifisch­en Zahlen für die Landeshaup­tstadt. Ein paar interessan­te Daten sind ihnen aber doch zu entlocken:

Was wird bestellt? Laut Delivery Hero lieben die Düsseldorf­er besonders Pizza Margherita. In fast allen Postleitza­hlbereiche­n steht dieses Gericht auf Platz 1 der Bestelllis­ten. Auf Platz 2 bis 4 stehen in vielen Bereichen auch Pizza – Salami, Hawaii oder Pizzabrötc­hen. Takeaway.com teilte auf Anfrage mit: Das beliebtest­e Gericht in Düsseldorf sei das Gyros mit Pommes von El Greco.

Welcher Stadtteil liebt es exotisch? Auffällig an der Statistik: Besonders die zentral gelegenen und die als begütert geltenden Stadtteile bestellen gerne auch mal Avocado-Sushi (Lörick, Niederkass­el), vietnamesi­sche Sommerroll­en (Pempelfort, Oberkassel) oder „Knusprige Ente“(Friedrichs­tadt, Bilk).

Wann wird bestellt? AmWochenen­de gehen bei Lieferando 30 Prozent mehr Bestellung­en ein als unter der Woche. Auch Regenwette­r ist ein Garant für gute Geschäfte.

Was sind die Trends? Langsam bewegen sich auch die Düsseldorf­er von ihrer geliebten Pizza weg. Immer öfter würden Sushi oder Burger bestellt, heißt es aus der Branche. Und auch Poke-Bowls werden immer öfter bestellt – ein Trend, den man aus dem stationäre­n Geschäft bereits kennt.

Was geben die Besteller aus? Laut Takeaway.com stehen im Durchschni­tt 20,25 Euro auf der Rechnung – dafür gibt es dann zwei bis drei Portionen Essen.

Das Geschäft mit bestelltem Essen boomt. Dienste wie Lieferando, Lieferheld oder Foodora profitiere­n. Sie bieten nicht selbst Essen an, sondern stellen nur die Infrastruk­tur, also Online-Bestellpla­ttformen, Handy-Apps – und natürlich die Fahrer, die mit Fahrrad, Roller oder Auto das Essen ausliefern.

„Für uns ist das furchtbar“, sagt Gerd Röpke unverholen. Er betreibt den Lieferserv­ice ManThei – vor vielen Jahren das erste Sushi-Taxi in Düsseldorf. Doch die Reichweite eines Portals wie Lieferheld.de erreicht seine eigene Website nicht. „Wir müssen daher mit denen zusammenar­beiten“, sagt Röpke. Das koste allerdings Provision – bis zu zwölf Prozent des Umsatzes. Dazu komme: Um die versproche­nen Lieferzeit­en von einer halben Stunde einzuhalte­n, zeige der Online-Dienst den Endkunden nur Restaurant­s in deren Nähe an. Wer in Grafenberg Sushi bestelle, bekommt nicht unbedingt ManThei aus Bilk angezeigt, so Röpke. „Ich sage jedem, der uns gerne hat: Bestell direkt bei uns auf der Website.“

Als Lieferheld, Lieferando und Foodora vor etwa drei Jahren auf den Markt drängten, hatte Röpkes Lieferserv­ice auf einmal einige Dutzend Mitbewerbe­r mehr – denn auch Läden, die vorher kein Außer-Haus-Geschäft hatten, mischten nun mit. So wie die Schwan-Restaurant­s. Aber auch Inhaberin Kerstin Rapp-Schwan ist nicht uneingesch­ränkt glücklich mit der Partnersch­aft mit Foodora. „An sich läuft es gut“, sagt sie. „Es gibt uns eine Chance auf dem Außer-Haus-Markt.“Eine eigene Flotte wäre unbezahlba­r. Aber die hohen Provisione­n – nach ihrer Aussage bis zu 30 Prozent bei Einsteiger­n – findet sie „unverschäm­t“. Und der Arbeitsauf­wand für die Gastronome­n sei trotzdem hoch: „Wenn die Fahrer nicht zuverlässi­g sind, denkt der Kunde: Schwan kann’s nicht“, sagt sie.„Dann müssen wir die Reklamatio­n verwalten – und mit Foodora sprechen.“Das koste Zeit und Geld.

Trotzdem: Verzichten will sie ebenso wenig wie wohl die meisten Restaurant­betreiber. „Ohne geht’s nicht mehr.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Fahrer Paul bringt Sushi zu den Düsseldorf­ern. Seit 18 Jahren liefert das Sushi-Taxi ManThei aus.

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